Bernie Sanders ist einer der Favoriten bei den Demokraten. Foto: AFP/CHIP SOMODEVILLA

Die USA blickt auf die ersten Vorwahlen der Demokraten im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur. Umso peinlicher ist das Versagen der Partei bei der Auszählung in Iowa. Der Spott aus dem Lager von US-Präsident Trump lässt nicht lange auf sich warten.

Des Moines - Die Vorwahlen der Demokraten im US-Präsidentschaftsrennen haben mit einer peinlichen Panne begonnen: Auch Stunden nach der wichtigen ersten Vorwahl im Bundesstaat Iowa lagen in der Nacht zu Dienstag (Ortszeit) keinerlei Ergebnisse vor. Das Wahlkampfteam von Ex-Vizepräsident Joe Biden kritisierte in einem von US-Medien veröffentlichten Schreiben an die Partei „erhebliche Mängel“ in dem Prozess. Man erwarte die Gelegenheit zur Stellungnahme, bevor offizielle Ergebnisse veröffentlicht würden.

CNN berichtete, die Demokraten hofften auf Ergebnisse „irgendwann am Dienstag“. Der Sender sprach von einem „unglaublichen Versagen“. Die Demokratische Partei in Iowa begründete die Verzögerung mit Qualitätskontrollen. Bei drei Datensätzen gebe es „Ungereimtheiten“. Es handele sich nicht um einen Hackerangriff.

Gefundenes Fressen

Der Wahlkampfmanager von US-Präsident Donald Trump, Brad Parscale, spottete über die Demokraten. Sie könnten nicht einmal eine Vorwahl ausführen, wollten aber die Regierung übernehmen, schrieb er auf Twitter. Präsidentensohn Eric Trump schrieb auf Twitter, deshalb wollten die Menschen nicht, dass die Demokraten die USA regierten.

Mehrere demokratische Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten traten am späten Montagabend vor ihren Anhängern in Iowas Hauptstadt Des Moines auf, ohne das Ergebnis der Vorwahl zu kennen. Sie konzentrierten sich dabei auf Angriffe gegen Trump.

Warnung vor Trump

Der frühere US-Vizepräsident Joe Biden warnte, vier weitere Jahre Trumps würden den Charakter der USA grundlegend ändern. Senator Bernie Sanders betonte: „Heute markiert den Anfang des Endes von Donald Trump, dem gefährlichsten Präsidenten in der modernen amerikanischen Geschichte.“ Senatorin Elizabeth Warren sagte: „Als Partei sind wir heute einen Schritt näher daran, den korruptesten Präsidenten in der amerikanischen Geschichte zu besiegen.“

Bei Parteiversammlungen stimmten Demokraten und Republikaner in Iowa am Montagabend darüber ab, wen sie für den besten Präsidentschaftskandidaten ihrer Partei halten. Das Prozedere bei diesen „Caucus“-Treffen ist kompliziert und unterscheidet sich deutlich von Abstimmungen per Wahlzettel. Die Vorwahlen in Iowa sind die ersten in den USA im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Parteien. Präsident Trump gewann erwartungsgemäß mit überwältigender Mehrheit die erste Vorwahl der Republikaner. Er hat keine ernstzunehmenden Herausforderer.

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Bei den Demokraten gibt es dagegen ein großes Bewerberfeld. Insgesamt waren es fast 30 Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur, 17 sind bereits ausgestiegen, 11 sind noch übrig. Auf nationaler Ebene liegt in Umfragen seit langem - in wechselnden Konstellationen - ein Führungstrio vorne: der moderate Ex-Vizepräsident Biden sowie die beiden linken Senatoren Sanders und Warren. Die Präsidentschaftswahl steht am 3. November an.

In Umfragen in Iowa hatte Biden über lange Strecken auch auf Platz eins gelegen. Zuletzt zog aber Sanders an ihm vorbei und sicherte sich dort die Favoritenrolle. Zwischenzeitlich hatte auch der 38 Jahre alte Ex-Bürgermeister aus Indiana, Pete Buttigieg, die Umfragen in Iowa angeführt. Es war also ein spannendes Rennen. Die Demokraten in Iowa sprachen am Montagabend von einer hohen Wahlbeteiligung.

Große Signalwirkung

Iowa ist mit seinen drei Millionen Einwohnern auf nationaler Ebene kein Schwergewicht und schickt im Sommer auch nur wenige Delegierte zu den Nominierungsparteitagen von Demokraten und Republikanern. In dem kleinen Staat hat sich aber in der Vergangenheit oft gezeigt, wer am Ende als Kandidat seiner Partei das Rennen macht. Die Signalwirkung ist also groß.

Kurz nach Iowa steht am 11. Februar die nächste Vorwahl in New Hampshire an. Auch dort liegt Sanders in Umfragen unter den demokratischen Präsidentschaftskandidaten vorne - sogar mit deutlichem Abstand zu Biden. Am 3. März folgt dann die nächste große Wegmarke: der „Super Tuesday“ mit Abstimmungen in mehr als einem Dutzend US-Bundesstaaten. Die Vorwahlen ziehen sich insgesamt bis Juni hin.

Auf großen Nominierungsparteitagen küren Demokraten und Republikaner im Sommer dann endgültig ihre Präsidentschaftskandidaten - die Demokraten im Juli in Milwaukee, die Republikaner im August in Charlotte. Zu diesen Parteitagen werden aus jedem US-Bundesstaat Delegierte geschickt.