Verona Pooth, ehemals Feldbusch, hat ein bewegtes Leben hinter sich. Mit 50 blickt sie darauf zurück und gibt in ihrer Biografie „Nimm dir alles, gib viel“ Einblicke in ihr Berufs- und Privatleben. Foto: dpa

Verona Pooth polarisiert: die einen bewundern sie, die anderen sind genervt. Die erfolgreiche Geschäftsfrau hat nie ein Blatt vor den Mund genommen und tut es auch heute nicht. Und sie spricht über ihren Ex-Mann Dieter Bohlen.

Stuttgart - Model, Sängerin, Moderatorin, Werbeikone – Verona Pooth hat sich in den Neunzigerjahren in die Riege der prominentesten Deutschen hoch gearbeitet. Ihre Berühmtheit erreichte einen für die heute 50-Jährige unangenehmen Höhepunkt, als ihre Kurzehe mit dem Musikproduzenten Dieter Bohlen samt öffentlich gemachter Ohrfeige und Scheidung 1996 die Schlagzeilen dominierte. Kein Grund für die eifrige Geschäftsfrau mit dem von ihr kultivierten Sprachfehler, sich zurück zu ziehen. Danach ging es erst richtig los mit der Karriere. Verona Pooth, die damals Feldbusch hieß, moderierte regelmäßig im deutschen Fernsehen, bekam ihre eigene Show „Veronas Welt“, wurde ein erfolgreiches Werbegesicht und ließ ihren Vornamen als Marke eintragen. Ihre Spots für eine Telefonauskunft und Rahmspinat erreichten Kultstatus. Ähnlich wie ihr Ex-Mann Dieter Bohlen polarisiert auch Verona Pooth: Die einen finden sie nervig, die anderen bewundern sie. Im Interview spricht sie über ihren Ex-Mann, die Demenzerkrankung ihrer Mutter, Eitelkeit und Froschlippen.

Frau Pooth, in den Neunzigerjahren wurden Sie zu einem bekannten Werbegesicht, außerdem waren Sie erfolgreiche Moderatorin, Model und Unternehmerin. Aber eigentlich waren Sie eine der beliebtesten Komikerinnen Deutschlands – sehen Sie das auch so?

Hmmm... da bin ich mir nicht so ganz sicher. Aber ich nehme an, dass damit gesagt werden soll, dass ich witzig sein kann und die Leute zum Lachen bringen kann. Dann freue ich mich über das Kompliment und nehme es gerne an.

Sie haben sich einen Spaß daraus gemacht, sich dumm zu stellen. Hatten Sie insgeheim immer das Gefühl, eigentlich viel schlauer als viele andere zu sein?

Hatte ich nicht, habe ich auch heute nicht. Und ich habe nie von mir behauptet, ich sei dumm. Das waren die Medien. In meinen Buch gehe ich da genauer drauf ein. Ich nenne das Kapitel: „Dumm herum sind alle schlau“...

Jahrelang haben Sie über Ihre Zeit mit Dieter Bohlen geschwiegen. Jetzt packen Sie aus. Warum so spät und warum überhaupt?

Ich habe meine Biografie geschrieben und dann berichtet man natürlich über alles, was in einem Leben von Belang oder Interesse war. Und das war und ist ja bei unserer damaligen Beziehung zweifellos der Fall. Nach 30 Jahren in den Medien habe ich mich nun dazu entschieden, weil es sich richtig anfühlte. Alles passt, also warum nicht?

Hat sich Dieter Bohlen dazu geäußert?

Nein. Was soll er denn auch sagen? Es stimmt alles was ich schreibe. Und ich schreibe letztendlich auch gut über ihn. Das ist lange her, vergeben, aber nicht vergessen. Und einige Dinge, die er veröffentlicht hatte, habe ich bei der Gelegenheit berichtigt.

Würden Sie sagen, dass Dieter Bohlen der Auslöser für Ihren Erfolg war?

Dass man immer bei einer Frau davon ausgeht, dass ein Mann wohl die Karriere vorbereitet hat! Ich war bereits vor Bohlen als Sängerin weltweit sehr erfolgreich, als Modedesignerin ebenfalls, Miss Germany war ich da auch schon etc. etc. Ich hatte mir meine erste Eigentumswohnung längst verdient, bevor Herr Bohlen in mein Leben trat. Es hat gar keinen interessiert, als wir zusammen kamen. Zu dem Zeitpunkt war Dieter nicht mehr so hip wie davor oder jetzt. Unsere spektakuläre Scheidung war es, die das Interesse weckte. Und der Auslöser dafür war ich nicht.

Sie thematisieren die Demenzerkrankung Ihrer Mutter und die damit verbundene Hetzjagd der Medien. Welche Lehren haben Sie aus dieser Zeit gezogen?

Das war eine harte Zeit. Aber nicht alleine wegen der Medien. Das war mir schon vorher klar, dass es auch harte Zeiten gibt und geben wird. Und ich bin nicht aus Zucker, kann mich wehren und habe mir nichts vorzuwerfen. Aber bei meiner Mutter war das anders. Da konnte ich nicht alles sagen, ich konnte nicht so damit umgehen, wie ich wollte – schließlich ging es immer um sie. Das hat man ausgenutzt, das war hart. Ich habe in meinem Buch alles genau geschildert und wie ich damit umgegangen bin, das tat mir gut.

Sie beschreiben sich selbst als „völlig normal und total daneben“ und scheinen mit Eitelkeiten nicht viel am Hut zu haben. Was bedeutet Eitelkeit für Sie und sind Sie es vielleicht doch auch ein bisschen?

Ich glaube, dass wir alle ein wenig eitel sind. Und vor allem wir Frauen. Aber es macht doch auch Spaß. Wie alles im Leben: Wenn man das richtige Maß findet, ist es toll.

Was halten Sie von Schönheits-Operationen, Botox und Co? Wie weit würden Sie gehen?

Das soll jeder für sich entscheiden. Am Ende des Tages kommt es nur darauf an, wie man selbst dazu steht und wie ich mich selbst fühle. Wenn ich damit glücklich und zufrieden bin – warum nicht? Wem tut man denn damit etwas, außer eventuell sich selbst? So wie ich damals mit meinen Frosch-Lippen (lacht).

Sie haben immer großen Wert auf ihre berufliche Karriere gelegt. Gleichzeitig sind Sie ein Vollblut-Familienmensch. Haben sich Ihre Prioritäten durch Ihre beiden Kinder verschoben?

Vor den Kindern gab ich immer 1000 Prozent für meinen Job. Seit den Kindern kommen diese immer zuerst, dann der Rest. Aber das ist glaube ich bei allen Frauen so. Nicht nur bei mir.

Sie führen eine glückliche Ehe mit Ihrem Ehemann Franjo und gehen bewusst mehrmals die Woche als Paar essen. Ist das Ihr Glücksgeheimnis? Was gehört noch dazu?

Für uns passt es einfach so wie es ist. Und wir gehen halt gerne gemeinsam essen. Nicht nur wegen des guten Essens. Sondern weil man dann miteinander redet, reden muss und will. Man genießt und ich wollte immer irgendwann in der Lage sein, mir das leisten zu können. Habe ich geschafft. Und ich genieße das sehr.

Das Berühmtsein hat zwei Seiten – das haben Sie während der Demenzerkrankung ihrer Mutter sowie während der Insolvenz Ihres Ehemanns bitter erfahren. Wünschen Sie sich manchmal, ein ganz normales Leben ohne Prominenz zu führen?

Was ist schon ein normales Leben? Jeder definiert das doch für sich anders. Das öffentliche Leben habe ich mir selbst ausgesucht. Keiner hat mich dazu gezwungen. So wie ich mit den schönen Seiten dieses Jobs leben kann, so muss ich auch mit den schlechten Seiten leben. Wie jeder andere auch. Bei mir ist halt nur alles öffentlicher.

Verona Pooths Biografie

1968 wird Verona Pooth, damals noch Feldbusch, als Tochter einer Bolivianerin in La Paz geboren. Ihr Vater ist deutscher Maschinenbautechniker, die Familie zieht nach Hamburg. Die Eltern trennen sich, als Verona neun Jahre alt ist. Nach dem Schulabbruch beginnt sie eine Modelkarriere und arbeitet als Modedesignerin. Mit 21 Jahren gewinnt sie die Wahl zur „Miss Hamburg“, es folgen die Titel der „Miss Germany“ (1993) und „Miss American Dream“ (1995). Als Sängerin des Pop-Trios Chocolate landete sie 1990 mit „Ritmo de la Noche“ einen Pop-Hit, tourt weltweit durch Clubs und veröffentlicht zwei Alben.

Richtig bekannt wird sie allerdings erst 1996: sie geht eine Kurzehe mit dem Musikproduzenten Dieter Bohlen ein, den sie in Las Vegas heiratet. Nur vier Wochen später folgt die Scheidung, inklusive Schlammschlacht und Handgreiflichkeiten, die in den Medien breit getreten werden. Nichtsdestotrotz macht Verona Pooth erfolgreich weiter Karriere als Moderatorin, Werbegesicht und Unternehmerin ihrer eigenen Kosmetik-Linie. Die inzwischen mehrfache Millionärin Verona Pooth ist seit 2004 mit dem wegen Untreue und fahrlässiger Insolvenzverschleppung vorbestraften Unternehmer Franjo Pooth verheiratet. Die kirchliche Trauung fand im Wiener Stephansdom nach Vorbild der Kaiserin Sissi statt. Ihr Sohn San Diego kam 2003 zur Welt, Bruder Rocco Ernesto 2011.

„Nimm dir alles, gib viel – Das Verona-Prinzip“ heißt die nun erschienene Autobiografie von Verona Pooth (mit Johanna Völkel), in der sie auf ihr Berufs- und Privatleben zurück blickt (erschienen im mvg-Verlag, 19,99 Euro).