Auch die Rettungshundestaffel des DRK war auf der Suche nach Nick. Für vermisste Personen und deren Angehörige ist solch ein Sucheinsatz stets kostenfrei. Foto: 7aktuell.de/ Moritz Bassermann

Polizeistreifen, Spürhunde, Polizeihubschrauber – um einen vermissten Jungen aus Fellbach zu finden, zieht die Polizei alle Register. Am Ende taucht er wohlbehalten wieder auf. Aber wer trägt jetzt die Kosten für den Einsatz?

Fellbach - Große Erleichterung in Fellbach: Der zehn Jahre alte Nick, der am Mittwochabend nach einem häuslichen Streit weggelaufen war, ist am Donnerstag wohlbehalten wieder aufgetaucht. Die Polizei hatte alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um das Kind zu finden: Zahlreiche Streifen, Spürhunde der Polizei und der Rettungshundestaffel, und selbst ein Polizeihubschrauber waren im Einsatz.

Am Ende lieferte eine aufmerksame Passantin in Fellbach (Rems-Murr-Kreis) den entscheidenden Hinweis. Aber wer trägt jetzt eigentlich die Kosten für den Großeinsatz? Und spielt es eine Rolle, dass der Junge aus freien Stücken weggelaufen ist?

„Ein vermisstes Kind zu finden, dient der Gefahrenabwehr, und die ist primäre Aufgabe der Polizei“, sagt Polizeisprecher Bernd Märkle vom Polizeipräsidium Aalen. Konkret heißt das: Den Eltern werden in solchen Fällen keine Kosten in Rechnung gestellt, der Großeinsatz wird aus der Staatskasse bezahlt. „Anders wäre es, wenn so ein Vermisstenfall vorgetäuscht werden würde, wenn also das Kind gar nicht weg wäre“, erklärt Märkle.

Das DRK arbeitet kostenfrei

Die Tatsache, dass Nick aus freien Stücken weggelaufen und nicht etwa Opfer eines Verbrechens geworden ist, spielt dabei keine Rolle. Denn: Der Zehnjährige selbst sei nicht schuldfähig und seine Familie habe schließlich nicht dafür gesorgt, dass er weglaufen sei.

Auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) stellt der Familie für den Einsatz seiner Hundestaffel keine Kosten in Rechnung. „Es ist ein bedeutender Grundsatz unserer Arbeit, dass wir für die vermisste Person und deren Angehörige stets kostenfrei arbeiten. Wir möchten, dass jede Person Hilfe durch einen Sucheinsatz erfahren kann – ungeachtet ihrer finanziellen Verhältnisse“, erläutert Kristina Roßmeißl, die Kassenwartin der Rettungshundestaffel des DRK. Sämtliche Material- und Einsatzkosten finanzierten die ehrenamtlichen Helfer durch Spenden, die sie während ihrer Freizeit akquirierten – und auf die sie so dringend angewiesen seien.

Wo war Nick?

Aber wo war der Junge die ganze Zeit? Auf Facebook schreibt eine Frau, die offenbar Nicks Mutter ist, ihr Sohn sei am Mittwochabend in ein fremdes Auto gestiegen und mit dem Fahrer nach Hause gegangen. „Dort hat Nick ein warmes Essen erhalten und durfte auch etwas an einer Konsole spielen. Laut Nick wurde er sehr gut behandelt und es gab keinerlei Übergriffe oder dergleichen“, heißt es weiter. Am Donnerstagmittag sei der Junge von dort losgezogen und kurze Zeit später von der Polizei aufgegriffen worden. Ob all das stimmt, kann Polizeisprecher Bernd Märkle noch nicht sagen. „Die Kriminalpolizei prüft das jetzt“, sagt er.

Nick hatte das Haus am Mittwochabend gegen 21 Uhr nach einem Streit unbemerkt verlassen. Weil die umfangreichen Suchmaßnahmen der Polizei zunähst erfolglos verliefen, veranlasste sie daraufhin eine Öffentlichkeitsfahndung. Eine Passantin entdeckte den Jungen mit seinem Gepäck in der Bruckstraße in Fellbach, verständigte die Polizei und ging dem Jungen hinterher. So konnte er wohlbehalten aufgegriffen und an seine Mutter übergeben werden.