Der Vermisstenfall Armin Lauter füllt bereits viele Aktenordner Foto: factum/Granville

Vor rund sechs Monaten ist der Magstädter Autohändler Armin Lauter verschwunden. Bei der Kriminalpolizei arbeitet weiterhin eine 14-köpfige Einsatzgruppe an dem rätselhaften Fall. Hypothesen gab es einige – aufgrund der bisherigen Ermittlungsergebnisse erwies sich jedoch keine als haltbar.

Böblingen - Am Scheibenwischer klemmte eine blaue Parkscheibe: Akribisch wurde sie auf Spuren untersucht. „Am Ende stellte sich heraus, dass es eine Werbeaktion war“, sagt Frank Wiedmann. Nun hängt die Scheibe an einer Magnetwand im Raum der Ermittlungsgruppe (EG) Garten – neben einem Foto des Geländewagens, den Armin Lauter zuletzt fuhr. Am 28. Dezember ist der Autohändler aus Magstadt verschwunden, 600 Spuren haben Frank Wiedmann und seine 13 Kollegen bei der Böblinger Kriminalpolizei seither verfolgt. „Es besteht kein Zweifel daran, dass ein Kapitaldelikt dahinter steckt“, kann der Kriminalhauptkommissar lediglich sagen. Denn bisher sind für jede Hypothese immer Gegenbeweise gefunden worden.

Der Einbruch in das versiegelte Wohnhaus des Vermissten Anfang Januar war so ein Fall. Möglicherweise ist Armin Lauter entführt worden, lautete eine Annahme der Polizisten. Und nun waren die Kidnapper gekommen, um abzukassieren? Doch am Ende gestanden zwei Männer die Tat, denen eine ganze Serie von Einbrüchen zur Last gelegt wird. Sie waren durch die öffentliche Suche nach dem 49-Jährigen auf das unbewohnte Gebäude aufmerksam geworden. „Dadurch ist die Sache klargestellt worden, das ist ein Erfolg“, sagt Frank Wiedmann. Dass Armin Lauter Selbstmordgedanken plagten oder er absichtlich auf eine Insel verschwunden ist, schließen die Ermittler auch mit ziemlicher Sicherheit aus.

Die Polizei hat nicht viel: keinen Tatort jedenfalls, kein Blut und schon gar nicht eine Leiche. Volker Zaiß spricht nach wie vor nur von einem Vermissten. „Das macht die Arbeit sehr schwierig“, sagt der Leiter der Kriminalinspektion 1, zu der die Ermittlungsgruppe Garten gehört. Wochenlang haben Kriminaltechniker und die Kommissare das Haus, die Werkstatt, die Fahrzeughallen und den Geländewagen des Autohändlers untersucht – und nichts Auffälliges gefunden. Die Firma für gebrauchte Luxuswagen bezeichnet Volker Zaiß als seriös wie auch das private Umfeld des Magstädters.

Etwa zwei Meter Länge umfasst der Zeitstrahl, der an einer weiteren Magnetwand im Raum der EG Garten befestigt ist. Vom 3. Dezember bis Ende Januar sind darauf alle Aktionen, die mit dem Fall zusammenhängen, vermerkt. Zum Beispiel, dass Armin Lauter am 28. Dezember zuletzt in einer Bäckerei in Magstadt gesehen wurde.

Auf einer großen Papiertafel sind die Bewegungen seines Handys aufgezeichnet: Es war zuletzt in Nufringen im Netz, um die Heizung in seiner Fahrzeughalle zu entlüften, weil es an dem Tag sehr kalt geworden war. Seine Mutter, die zwei Tage später Geburtstag hatte, erhielt von ihrem Sohn dann nicht mehr den gewohnten Anruf. Am 7. Januar wurde sein Geländewagen schließlich unverschlossen in der Sindelfinger Gartenstraße gefunden. „Wir wissen allerdings nicht einmal, ob er ihn selbst dorthin gefahren hat“, sagt Volker Zaiß.

Unzählige Personen haben die Ermittler inzwischen befragt und versucht, die Wege des Autohändlers nachzuvollziehen. Adresslisten mit Geschäftspartnern arbeiteten sie ab, organisierten Suchaktionen mit Spürhunden im Wald und Tauchern im See. Rund 100 Zeugenhinweisen sind sie nachgegangen. Zum 1. April ist die Gruppe zwar um die Hälfte reduziert worden, aber die Aufgaben gehen ihnen vorerst nicht aus: Von den 600 Spuren sind noch viele offen, und es kommen immer wieder neue dazu. Noch so eine Hypothese lautet, dass es sich um einen Raubmord gehandelt haben könnte, denn Autohändler haben oft höhere Summen an Bargeld bei sich. Doch auch dafür mangelt es an Beweisen. „Es ist wie bei einem Mosaik: Irgendwann ergibt sich vielleicht ein Bild“, sagt Frank Wiedmann.