Rosmarie Martin berichtet von ihren Kindheitserlebnissen mit dem ,Balladdenständer'

Leserin Rosmarie Martin aus Winnenden berichtet von ihren Kindheitserlebnissen: "Als Kinder freuten wir uns bei den Calwer Großeltern jedes Mal auf die robust gezimmerte Kugelbahn, die wir aber nur als ,Balladdenständer' kannten. Die dunkelfarbigen Tonkügelchen hießen ,Balladden' - Murmeln waren uns noch fremd. In Calw lernten wir auch ein Fingerspiel, zu dem dieses Sprüchlein aufgesagt wurde:

Ässifoo, ässifoo

läp tit marionett

- fort sen se!

Zum ersten Teil gehörten schnelle Bewegungen aller Fingerchen, bei ,fort sen se!' verschwanden diese ganz rasch hinter dem Rücken. Erst als ich in der Schule Französisch hatte, verstand ich auch den Sinn des ersten Teils: ,Ainsi faux les petites marionettes . . .' In Calw gab es Waldenserfamilien, deren Vorfahren im 17. Jahrhundert ins Land kamen, und ich vermute, dass von ihnen das Sprüchlein überliefert wurde. Ihr Französisch hat sich ja - vermischt mit Schwäbisch - lange erhalten. Mein Religionslehrer zitierte einen Bürger aus der Waldensergegend (Pinache, Perouse, u.a.), der sich folgendermaßen nach der Uhrzeit erkundigte: ,Kellerättel?' (Quel heure est-il?). Und von meiner Mühlacker-Freundin ist der aufgeregte Bericht einer Bauersfrau belegt, die unter einen umgestürzten Heuwagen geraten war. Sie beschloss ihre Schilderung mit den Worten: ,I ha me grad no firre-retiriera könna!' Ein witziges Paradox, übersetzt heißt dies nämlich: Vorwärts zurückgezogen."

Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Leser I. Fischer: "A Goos (Gans) isch a ogschickts Tierle. Oine isch zwenig und zwei sen zviel zom Essa."

Schreiben Sie uns: Zentralredaktion, Postfach 104452, 70039 Stuttgart, Stichwort: Schwäbisch, Fax: 0711/7205-7309; E-Mail: land@stn.zgs.de