Die Anlage in Ditzingen wird gemeinsam von Stuttgart, Gerlingen und Ditzingen betrieben. Foto: Kuhnle

Einige Kommunen im Land haben Post von der Aufsichtsbehörde bekommen. Der Inhalt dieser Schreiben ist überall derselbe: Die Anlagen zur Abwasserreinigung müssen besser werden. Noch schwimmt im vermeintlich sauberen Wasser zuviel Gift.

Ditzingen - Hätten die Ditzinger gewusst, was auf sie zukommen würde, hätten die Stadträte ihrem Ratskollegen Horst Ludewig anno 2013 vielleicht mehr Gehör geschenkt. Der Freidemokrat hatte in der Diskussion um die 20 Millionen Euro teure Modernisierung des rund 50 Jahre alten Klärwerks gefordert, dafür zu sorgen, auch Spurenstoffe wie etwa Arzneimittelrückstände aus dem Wasser zu filtern. Heute, sieben Jahre später, sind die Verantwortlichen dazu verpflichtet. „Klar ist, dass die vierte Reinigungsstufe kommen wird“, fasst der Ditzinger Rathaussprecher Jens Schmukal die Situation zusammen. Die Anlage wird von Ditzingen, Gerlingen und Stuttgart getragen.

Das Landratsamt bestätigt, Ende August vergangenen Jahres kreisweit alle 28 Betreiber kommunaler Kläranlagen „über die aktuelle Entwicklung und den Handlungsbedarf“ informiert zu haben. Grund dafür seien die gestiegenen Anforderungen an die Kläranlagen, sagt eine Behördensprecherin Caren Sprinkart. „Mit den Vorgaben werden die Forderungen des Umweltministeriums umgesetzt“, teilt sie mit und verweist dabei auf eine Vorgabe der EU. Die Landratsamt ist zugleich untere Wasserrechtsbehörde im Kreis Ludwigsburg.

Acht Anlagen im Fokus

Zu den acht Kläranlagen, in denen laut dem Landratsamt eine sogenannte Spurenstoffentfernung als besonders wichtig angesehen wird, gehören sowohl das Klärwerk in Ditzingen als auch die Anlage Talhausen in Markgröningen. Sie wird von fünf Kommunen getragen: Eberdingen, Hemmingen, Korntal-Münchingen, Markgröningen und Schwieberdingen. In ihrer jüngsten Sitzung befassten sie sich sowohl mit der Spurenstoffelimination als auch die Phosphorreduktion.

Die Diskussion um Spurenstoffe und Phosporreduktion im Abwasser hat unterschiedliche Ausgangspunkte. Ohne Phosphate können Pflanzen nicht wachsen. Weil deren Vorkommen auf der Welt aber endlich ist, rückt verstärkt die Rückgewinnung aus Klärschlamm oder eben Abwässern in den Blick.

Dass in Talhausen der Phosphorreduktion wegen investiert werden muss, steht laut Verbandsrechner Klaus Schmelzer außer Frage. „Man muss etwas tun, um den Phosphor in den Kreislauf zurückzuführen.“ Laut dem Landratsamt gelten bei 25 Anlagen erhöhte Anforderungen für die Phosphorelimination – das heißt, sie gelten mit Ausnahme von drei kleinen Anlagen bei allen.

Wie die Reduktion in Talhausen geschehen soll, ist offen. „Denn bis es soweit ist, gehen noch viele Jahre ins Land“, ist sich Schmelzer sicher. Im Februar soll es erste Gespräche mit der Kreisbehörde geben. Eine vierte Reinigungsstufe wird wohl mit einem hohen einstelligen Millionenbetrag zu Buche schlagen – was sich auf die Gebühren niederschlägt. Für die Phosphorelimination genüge hingegen schlicht der Einbau eines Kohlefilters.

Der Zweckverband plädiert jedoch dafür, „über beide Themen gemeinsam zu entscheiden“, da das Errichten eines Filters an der bestehenden Anlage bedeuten würde, dass man ihn dann vor dem Ausbau der vierten Reinigungsstufe wieder entfernen müsste, wirtschaftlich betrachtet also nicht sinnvoll sei.

Was passiert in Talhausen?

„Die Glems hat einen hohen Abwasseranteil“, begründet Schmelzer den Handlungsbedarf bei den Spurenstoffen. Das geklärte Wasser fließt in die Glems. Je sauberer es ist, umso größer sei der Beitrag, „dass der ökologische Lebensraum von Gewässern erhalten bleibt und die Trinkwasserressourcen noch besser geschützt werden“, heißt es dazu im baden-württembergischen Umweltministerium.