Bon Jovi lockte 700 Zuschauer ins Zapata Foto: SWR

Es reicht nicht mal mehr zu einem rauschenden Abschiedsfest: Der Club Zapata auf dem Wizemann-Areal an der Pragstraße wird an diesem Freitag für immer geschlossen. Die Vermieter wollten den Vertrag nicht verlängern.

Stuttgart - Emiliano Zapata war vor 100 Jahren ein furchtloser Revolutionär in Mexiko. Für den Stuttgarter Club, der nach ihm benannt wurde, ist der Kampf nun endgültig verloren. Betreiber Javier Arévalo, seit 19 Jahren, seit den Anfängen im Südmilchareal, ein Zapatist bei den Schwaben, hat am Donnerstag unserer Zeitung bestätigt, dass es für den Club keine Zukunft mehr gibt.

Schuld an dem Scheitern gibt Arévalo der Stadt: Die Weigerung der Verantwortlichen im Rathaus, die bisherigen Betriebszeiten des Zapatas (nur donnerstags bis samstags) zu erweitern, habe dazu geführt, dass sich der Betrieb nicht mehr lohne. „Sondergenehmigungsanträge auf Veranstaltungen, die zum Beispiel an Abenden vor Feiertagen stattfinden sollten, wurden vom Amt für öffentliche Ordnung gar nicht oder zu spät bearbeitet“, klagt Javier Arévalo, „dadurch war keine planerische und wirtschaftliche Sicherheit gegeben und die Zuverlässigkeit des Zapatas infrage gestellt.“ Dies habe zu „Differenzen mit dem Vermieter“ geführt. Obwohl man die Prognosen für dieses Jahr durchaus positiv betrachtet habe, sei Wizemann als Eigentümer nicht mehr bereit gewesen, von der Kündigung der Räume abzusehen. Offensichtlich war es zu Mietrückständen gekommen. Wie es heißt, soll die ehemalige Fabrik zur Lagerung eines Wasenzelts genutzt werden.

„In Stuttgart hast du als Club keine Chance“

Erst vor wenigen Wochen hatte Weltstar Jon Bon Jovi im Zapata in einem Clubkonzert von SWR 3 etwa 700 Gäste begeistert – mit einem neuartigen 3-D- Soundsystem mit 52 Lautsprechern. „Wir waren nicht nur ein Partyort, sondern immer auch ein Ort für Experimente“, sagt Arévalo. Gern würde er weitermachen: „Aber nicht in Stuttgart – in dieser Stadt hast du als Club keine Chance.“

In einer Mail hat das Zapata die Veranstalter von Clubkonzerten über das überraschend schnelle Ende informiert. Alle geplanten Gastspiele müssen gestrichen werden. „Damit wird es wirklich eng für die Stuttgarter Live-Szene“, heißt es in einer Erklärung des Popbüros: „Wir bedauern diese Situation zutiefst!“ Stuttgart verliere nicht nur einen großartigen Partyclub, sondern auch eine international renommierte kulturelle Einrichtung.

„Kämpfen und strampeln, immer weiter immer heiter – geht nicht endlos, wenn einem die Steine hinter jeder Ecke vor die Füße fallen“, schreibt Arévalo in seiner Abschiedsmail an die Freunde des Clubs. „Tolle Veranstaltungstermine, wie zum Beispiel der Tanz in den Mai an einem Montag, durfte man nicht mehr feiern.“ So sei die wirtschaftliche Basis weggebrochen, und es hätten sich Schulden angehäuft.

1994 hatte der chilenische Künstler Marcelo Lagos seinen Schwarz-Weiß-Film „Stuttgart – mi amor“ gedreht. Als Kulisse diente ein zum Abriss freigegebenes Fabrikgebäude im Südmilchareal. Nach den Dreharbeiten feierte das Filmteam dort so heftig, bis daraus ein gastronomischen Phänomen mit dem Namen Zapata wurde. Postkarten dienten dort als Währung – ein Trick, weil zunächst die Konzession fehlte. Mit den Einnahmen wurden Künstler unterstützt. Zu den Gästen zählten Alfred Biolek, Ben Becker und Joschka Fischer. „Das Zapata war ein Ort von knisternder Erotik“, erinnerte sich der Grüne Rezzo Schlauch. Bereits 1995 wurde das Original-Zapata abgerissen und fand 1998 im Wizemann-Areal an der Pragstraße eine neue Heimat.