Papst Franziskus während der Zeremonie zur Verleihung des Internationalen Karlspreises der Stadt Aachen im Apostolischen Palast im Vatikan in Rom. Foto: dpa

Kleine Kinder waten in eisiger Kälte durch den Matsch, und das mitten in Europa. Es sind Fotos wie diese, die jüngst das Bild der Flüchtlingskrise prägten. Angesichts dessen fordert der Papst eine neue Menschlichkeit.

Rom - Papst Franziskus hat Europa angesichts der Flüchtlingskrise zu einem neuen Humanismus aufgerufen. Er träume „von einem Europa, in dem das Migrantsein kein Verbrechen ist“. Er träume von einem Europa, das die Rechte der Einzelnen fördert und schützt, ohne die Verpflichtungen gegenüber der Gemeinschaft außer Acht zu lassen, sagte das Kirchenoberhaupt am Freitag nach der Verleihung des Karlspreises im Apostolischen Palast in Rom. „Ich träume von einem Europa, von dem man nicht sagen kann, dass sein Einsatz für die Menschenrechte an letzter Stelle seiner Visionen stand.“ Die Zuhörer im Vatikan erhoben sich und würdigten Franziskus mit starkem Applaus.

Der Papst erinnerte die Politik daran, dass sie vor der grundlegenden und nicht verschiebbaren Arbeit der Integration stehe. Dabei reiche die bloß geografische Eingliederung der Menschen nicht aus, die Herausforderung bestehe in einer starken kulturellen Integration. „Das Gesicht Europas unterscheidet sich nämlich nicht dadurch, dass es sich anderen widersetzt, sondern dass es Züge verschiedener Kulturen eingeprägt trägt und die Schönheit, die aus der Überwindung der Beziehungslosigkeit kommt.“

Der Papst erinnerte an die Gründerväter Europas und deren Ideale. „Sie hatten die Kühnheit, nicht nur von der Idee Europa zu träumen, sondern wagten, die Modelle, die bloß Gewalt und Zerstörung hervorbrachten, radikal zu verändern“, sagte er.