Die E-Scooter von Tier kann man nun auch in Stuttgart mieten. Foto: tier

Aller guten Dinge sind drei? Das kommt auf den Standpunkt an. Die einen ärgern sich über zugestellte Gehwege und rücksichtslose Fahrer. Die anderen freuen sich, mit elektrisch angetriebenen Tretrollern abgasfrei herumzudüsen. Nun startet mit Tier ein dritter Anbieter in Stuttgart.

Stuttgart - Die Auswahl wird größer: Das Berliner Unternehmen Tier hat am Donnerstag 150 türkisfarbene E-Scooter in Stuttgart verteilt. Nach Lime und Voi ist dies der dritte Anbieter von elektrisch angetriebenen Rollern zum Ausleihen. Wer die E-Scooter nutzen will, zahlt einen Euro zum Aktivieren und 15 Cent je Minute. Die schwedische Firma Voi verlangt für ihre Roller ebenfalls einen Euro fürs Bereitstellen und 15 Cent je Minute. Bei den Amerikanern von Lime kostet jede angefangene Minute 25 Cent. Mit Circ steht ein vierter Anbieter in den Startlöchern, die Stadt rechnet damit, dass auch diese Firma demnächst eine Fuhre E-Scooter nach Stuttgart bringt. Laut Selbstverpflichtung darf kein Anbieter mehr als 800 Roller bereitstellen, maximal 100 davon in der Innenstadt. Nach Auskunft der Stadt hat „sich die Zahl der E-Scooter bei rund 1500 stabilisiert, wobei sich die Anzahl täglich witterungs- und servicebedingt ändert“.

Die Flotte soll wachsen

Nun kommen die 150 von Tier dazu. Das soll nur der Anfang sein, sagt Anna Lauffer, City Managerin bei Tier für Stuttgart. Schon im Laufe des Januar soll die Flotte wachsen. Doch warum der Start mitten im Winter? Lauffer: „Da ist die Hektik nicht so groß, da kann man strukturiert und organisiert vorgehen.“ Zudem denkt Tier, seine Roller seien gut gerüstet für Eis, Schnee und Matsch. Auch die Batterien seien „sehr, sehr robust“, sagt Lauffer. Zumal sie austauschbar sind. Das soll das Hin-und Herkarren der Roller zum Lagerhaus und Aufladen ersparen. Mit zwei elektrisch angetriebenen Kleinlastern werde man die Roller abklappern, um leere Batterien durch volle zu ersetzen.

Aller guten Dinge sind also drei? Das wird so mancher bestreiten, der sich über zugestellte Gehwege und rücksichtslose Rollerfahrer ärgert. Der ADAC hat im Herbst bei Stichproben in mehreren Städten festgestellt, dass in Stuttgart die meisten Rowdys unterwegs sind: „In keiner Stadt gab es prozentual mehr Regelverstöße.“ Nämlich bei mehr als der Hälfte aller Fahrten, vornehmlich nicht erlaubtes Fahren auf Gehwegen.

Stadt hat 226 Verstöße verfolgt

Auch die Stadt hat im Dezember ihre Daten zusammengetragen. Seit der Zulassung der E-Scooter am 15. Juni hat man 226 Verstöße verfolgt. Der Löwenanteil waren „123 Verstöße im Zusammenhang mit Alkohol, 51 Verstöße wegen des Befahrens von für E-Scooter nicht zugelassener Flächen und 29 Verstöße wegen fehlender Versicherungspflicht beziehungsweise technischer Voraussetzungen“. Die Apps der Vermieter haben noch mehr Daten zu bieten: Im Oktober gab es 126 000 Fahrten mit E-Scootern in Stuttgart, im November waren es 102 000. Die durchschnittlich mit einem Roller zurückgelegte Entfernung beträgt rund 1,3 Kilometer. Das stützt die These des Umweltbundesamts, dass die E-Scooter auch in Stuttgart vor allem von Menschen genutzt werden, die sonst zu Fuß gegangen, mit Bus und Bahn oder dem Rad gefahren wären.