US-Militärfahrzeuge werden im Jahr 2020 bei einer Großübung durch Deutschland rollen. (Symbolbild) Foto: picture alliance / F/riso Gentsch

Mit Panzern und Militärgerät werden die US-Streitkräfte 2020 zur größten Übung seit Jahren über den Atlantik kommen. Über Deutschland soll bei „Defender 2020“ die Verlegung nach Polen und ins Baltikum durchgespielt werden.

Berlin - Deutschland wird im kommenden Jahr logistische Drehscheibe bei einer von den US-Streitkräften geführten Übung zur Verlegung von Soldaten nach Polen und ins Baltikum. Daran seien auch 16 weitere Nato-Staaten beteiligt, darunter Deutschland, teilte das Verteidigungsministerium den Obleuten der Fraktionen im Verteidigungsausschuss mit.

Mit der Übung „Defender 2020“ trainiere das US-Militär die Verlegung einer Division, heißt es in dem Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Nach US-Berichten werden bei der größten Übung dieser Art in Europa seit 25 Jahren bis zu 20 000 Soldaten verlegt.

Truppen werden durch Deutschland geführt

Zwischen April und Mai würden die Truppen mit Unterstützung der Bundeswehr durch Deutschland geführt, heißt es in dem Schreiben. Dazu seien drei sogenannte Convoy-Support-Zentren für die Marschkolonnen und der Aufbau einer Tankanlage auf dem Truppenübungsplatz Bergen in der Lüneburger Heide geplant. Das Heer beteilige sich zudem „in den Bereichen Kampf, Kampfunterstützung und Führung“.

„Mit der US-geführten Übung DEF 20 soll eine schnelle Verlegbarkeit größerer Truppenteile über den Atlantik und durch Europa geübt werden, um sicherzustellen, dass die entsprechenden Verfahren im Krisenfall funktionieren“, heißt es in dem Schreiben vom Dienstag. Deutschland habe ein wesentliches Interesse, unter Beweis zu stellen, dass es als Drehscheibe und Transitland eine zentrale Rolle in der Nato erfülle und damit einen substanziellen Beitrag für die „gemeinsame europäische und euroatlantische Sicherheit“ leisten könne.

Linke äußern Kritik

Kritik kam aus der Opposition. „Im Gegenteil, diese Übung wird auf russischer Seite zu Reaktionen führen, womit die weitere Eskalation vorprogrammiert ist. Die Deeskalation scheint im Wortschatz der Nato nicht mehr zu existieren“, erklärte Linken-Verteidigungspolitiker Alexander Neu. Die Linke fordere, „sich in keiner Weise an der Übung zu beteiligen und auch nicht deutsches Territorium für dieses Säbelrasseln zur Verfügung zu stellen“.

Deutschland hatte im Januar auch die Führung der Nato-Speerspitze (Very High Readiness Joint Task Force - VJTF) übernommen. Die Speerspitze war 2014 gegründet worden - eine Reaktion auf die russische Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim, die auch in Deutschland zur Neubewertung der Sicherheitslage führte.