So einsam waren die Radfahrer früher selten. Während der Sperrung dürfen sie nun auch die Straße benutzen. Foto: Michael Steinert

Der Verkehrsversuch endet nächste Woche. Sechs Monate lang hatte man die Hofener Straße in Mühlhausen dann an Wochenende und Feiertagen für den Autverkehr gesperrt. Erste Ergebnisse liegen bereits vor.

Mühlhausen/Münster - Zum Abschluss des sechsmonatigen Testlaufs, die Hofener Straße in Mühlhausen an Wochenenden und Feiertagen für den Autoverkehr zu sperren und lediglich für Fußgänger, Fahrradfahrer und Inlinefahrer zu öffnen, ist das Thema weiterhin in aller Munde. Von der Stadtverwaltung hat Oberbürgermeister Fritz Kuhn nun auf zwei Anträge geantwortet, die von der CDU- beziehungsweise der SPD-Gemeinderatsfraktion eingereicht worden sind: Die SPD forderte im April, die zusätzlichen Verkehrsbelastungen in Münster und Mühlhausen im Auge zu behalten und Lösungen für den schmalen Durchlass an der Aubrücke zu finden. Die CDU hatte bereits im Juni von einem Rückstau berichtet, der sich vom Park+Ride-Platz am Max-Eyth-See bis zur Stadtbahnhaltestelle Münster Rathaus zog. „Solch hohes Verkehrsaufkommen und Rückstau gab es in der Neckartalstraße noch nie, da sich der Verkehr bisher auf beide Seiten des Neckars verteilen konnte“, hieß es damals im Antrag. Beide Fraktionen fragten in ihren Anträgen nach den Verkehrszählungen, die mit dem Verkehrsversuch einhergehen sollten.

Kein Rückschluss auf neu entstandenen Schleichverkehr

Nun liegen erste Ergebnisse der Verkehrszählungen vor: Bei einer Erhebung am 16. Juni – also dem Wochenende, an dem es laut des CDU-Antrags den langen Rückstau nach Münster hinein gegeben hat – „wurden zwar Verkehrsmengen in Höhe eines werktäglichen Niveaus festgestellt, ein Rückstau auf der Neckartalstraße bis zum Knoten Freibergstraße und darüber hinaus in Richtung Münster Rathaus wurde im Zeitraum von 7 bis 19 Uhr nicht beobachtet.“ So lautet Kuhns Antwort aus der Verwaltung. „Der Vergleich dieser Verkehrsmengen lässt keinen Rückschluss auf einen erheblichen, neu entstandenen Schleichverkehr zu.“

Laut Verwaltung wurden rund 18 Verkehrszählungen durchgeführt, jeweils an der Neckartal-, Hofener und Steinhaldenstraße, an der Freibergstraße, und separate Zählungen für den Rad-, Fußgänger- und Inlinerverkehr an Neckartal- und Hofener Straße. Es wurde samstags und sonntags gezählt, sowie zu Terminen innerhalb und außerhalb der Sommerferien.

Kritik an schlechter Beschilderung

Dass der gezählte Verkehr an der Neckartalstraße an jenem Wochenende so hoch war wie an einem Werktag, findet René Hildebrandt, der Vorsitzende der CDU-Ortsgruppe Münster und Bezirksbeirat, bemerkenswert. „Das hat unsere Befürchtungen weit übertroffen. Dass es so viel Verkehr ist, hätte ich nicht gedacht.“

Johannes Jäger, der Sprecher der SPD-Fraktion im Bezirksbeirat Mühlhausen, ist von dem Sinn der Sperrung überzeugt. Er kritisiert lediglich die schlechte Beschilderung: „Die Tafeln sind für Autofahrer kaum zu lesen.“ Hier sollte nachgebessert werden, meint er. „Ich bin erschüttert, wie wenige Autofahrer das mitbekommen.“ Für die Radfahrer müsste außerdem angezeigt werden, wo die jeweiligen Radwege weiterführen.

„Die Gefährdung ist gegeben“

Marion Heck wohnt an der Wagrain-straße. Sie ist überzeugt davon, dass die Sperrung die richtige Maßnahme ist. „Die Gefährdung ist gegeben“, sagt sie. „Der Gehweg ist sehr schmal, und es fahren viele Autos.“ Aufgrund der gedrängten Verhältnisse von Fußgängern, Fahrradfahrern, Inlinern und anderen habe sie früher den Gehweg mit ihren eigenen Kindern gar nicht benutzt, sagt sie. „Jedes Mal, wenn ich das Blaulicht der Polizei gehört habe, dachte ich: jetzt ist etwas passiert.“ Marion Heck wünscht sich, dass die Sperrung beibehalten wird. „Die Begeisterung bei den Leuten ist zu spüren.“ Viel Lob hat sie auch für die Polizei: „Die waren wirklich super, wie sie mit den Leuten umgegangen sind, gerade am Anfang, als viele noch nichts davon wussten.“ Schade hingegen findet sie, dass es viele Menschen gibt, die gegen die Sperrung sind und die Anwohner dafür verantwortlich machen: „Dabei hat das der Gemeinderat entschieden, die Sperrung ist nicht wegen uns da.“

Dass die Sperrung ein hoch emotionales Thema in Mühlhausen und Münster ist, wissen die Bezirksvorsteher der beiden Bezirke. Sowohl Bernd-Marcel Löffler wie auch Renate Polinski sagen aber, dass sich die Wogen geglättet haben. „Man hat sich auf beiden Seiten beruhigt, und nun muss man das wieder versachlichen“, meint Löffler. In beiden Bezirksbeiräten sollen die Ergebnisse der Verkehrszählungen so schnell wie möglich vorgestellt werden.