Die Kreuzung Schwabstraße/Rotebühlstraße ist einer von drei Unfallschwerpunkten im Stuttgarter Westen. Foto: Georg Linsenmann

Fast jeder zweite Verkehrsunfall passiert im Zuständigkeitsbereich des Reviers 3 an der Gutenbergstraße. Im Jahr 2017 waren es 2.099 im Stuttgarter Westen.

S-West - Je mehr Bewohner, desto mehr Verkehrsunfälle: „Die Zunahme der Zahl der Verkehrsunfälle entspricht proportional der Zunahme der Einwohnerzahl.“ Auf diesen einfachen Nenner hat Polizeioberrat Rainer Weigl, der Leiter des Polizeireviers 3 Gutenbergstraße, die Verkehrsunfallstatistik des Jahres 2017 in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats Stuttgart-West gebracht. Demnach gab es vergangenes Jahr erneut mehr Verkehrsunfälle als im Vorjahr, insgesamt 2099 (Vorjahr: 2002). Fast die Hälfte aller Unfälle auf den Straßen der Gesamtstadt (4274) ereignet sich also im Zuständigkeitsgebiet des Polizeireviers Gutenbergstraße, zudem aber auch der Stuttgarter Süden gehört.

Fast die Hälfte sind Kleinstunfälle, wie auch Parkrempler

Statistisch gesehen kracht es im Westen zwölf Mal am Tag. Um diese hohe Tageszahl von Unfällen richtig einzuordnen, müssten diese aber „in Relation zur Zahl der Einwohner betrachtet werden“, betonte Weigl, und dabei liegt der Westen fast exakt im statistischen Durchschnitt aller Stadtbezirke. Zur Bewertung der Gesamtzahl der Unfälle im Bezirk sei noch ein weiterer Aspekt wichtig: „57 Prozent der Unfälle sind Kleinstunfälle, wobei auch die sogenannten Parkrempler mitgezählt werden“ erläuterte der Revierleiter.

Ein Aspekt, bei dem sogleich ein weiteres Phänomen in den Blick kam: Mit 546 Unfallfluchten ist diese Zahl gegenüber 489 im Vorjahr weiter gestiegen. „Bei jedem vierten Unfall kommt es zur Flucht des Unfallverursachers,“ stellte Weigl fest und ergänzte: „Deshalb legen wir besondere Bedeutung auf deren Bekämpfung.“ Für dieses Problem machte er auch die „allgemeine gesellschaftliche Entwicklung“ verantwortlich: „Werteverfall und Ich-Bezug. So drückt man sich vor seiner Verantwortung.“ Dabei drohten bei einer Unfallflucht empfindliche Strafen und der Entzug des Führerscheins. Weigl mahnte deshalb, „auch Kleinstschäden zu melden und sich nicht zu entfernen“.

Jeder vierte Unfallverursacher flieht

Von der Unfallstelle geflüchtet sind aber auch Verursacher von Unfällen mit sehr ernsten Folgen, konkret mit fünf Schwer- und 19 Leichtverletzten. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen 17 Menschen schwer verletzt, ein Todesopfer war zu beklagen. Weiter deutlich gestiegen ist übrigens die Zahl der Unfälle mit Pedelecs, also mit Fahrrädern mit Elektromotor, und zwar von 42 auf 59 im vergangenen Jahr. Den Gesamtschaden für die Crashs im Stadtbezirk bezifferte die Polizei für 2017 auf rund 2,4 Millionen Euro.

Bei den Unfallursachen waren Fehler beim Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren mit insgesamt rund 13 Prozent die häufigsten Gründe. Ähnlich oft wird die Vorfahrt anderer Verkehrsteilnehmer missachtet. Alle andere Unfallursachen verteilen sich gleichmäßig auf zu geringe Abstände, Fehler beim Wechseln der Fahrstreifen, Alkohol, zu hohe Geschwindigkeit und Überholen. Glätte oder rutschige Fahrbahnen sind dagegen nur in 1.4 Prozent der Fälle der Grund für einen Unfall. Ein „zunehmendes Problem“ ist laut Weigl „die Ablenkung der Autofahrer durch digitale Geräte im Auto“, also durch Navis und Smartphones. Zudem „verlassen sich Autofahrer vermehrt auf technische Sicherungssysteme der Fahrzeuge und legen den Gurt nicht an. Dabei kann jeder Meter tödlich sein.“

Es gibt drei Unfallschwerpunkte im Westen

Örtlich sind die Unfälle über den ganzen Bezirk verteilt. Es gibt aber drei Unfallschwerpunkte. Ganz oben in der Statistik steht mit 18 Unfällen die Kreuzung Rotenwald-/Herderstraße, wo Weigl „eine gewisse Überforderung der Autofahrer“ sah, gefolgt von Rotebühl-/Schwabstraße (9) sowie Forst-/Scheffelstraße (7). Von acht auf zwei ist dagegen die Zahl der Unfälle an der Kreuzung Schwab-/Bebelstraße zurück gegangen, weshalb sie nicht mehr als Unfallschwerpunkt gilt. Nicht weiter verfolgt wurde der Hinweis von Bernhard Meller (Bündnis 90/Die Grünen), dass „auf dem Botnager Sattel und in der Rotebühlstraße illegale Autorennen stattfinden“.