Ein 36-jähriger Motorradfahrer starb 2017 nach dem Unfall im Krankenhaus. Foto: SDMG

Sechs Menschen sind im vergangenen Jahr auf den Straßen im Kreis ums Leben gekommen. Das ist ein Tiefststand, sagt die Polizei.

Böblingen - Ein tödlicher Unfall läutete im vergangenen Jahr die Motorradsaison ein. Ende April war ein 36-jähriger Biker in der Calwer Straße zwischen Böblingen-Dagersheim und dem Flugfeld auf ein Auto aufgefahren, das an einer roten Ampel gehalten hatte. Nahezu ungebremst kollidierte der 36-Jährige mit dem Heck des Wagens, stürzte, verletzte sich schwer und starb später im Krankenhaus. Er ist einer von sechs Menschen, die im vergangenen Jahr bei Unfällen auf den Straßen im Kreis Böblingen ihr Leben verloren haben.

Damit erreicht die Zahl der Verkehrstoten einen Tiefststand, wie der Unfallbilanz, die die Polizei jetzt herausgegeben hat, zu entnehmen ist. 2016 lag die Zahl der tödlichen Unfälle bei elf und damit um 45,5 Prozent höher. Auch die Statistiken der Jahre 2013 bis 2015 wiesen im Durchschnitt zehn tödlich Verunglückte auf. „Angesichts des mit tödlichen Verkehrsunfällen verbundenen Leids bin ich froh, dass wir hier einen Rückgang verzeichnen konnten“, sagt der Polizeivizepräsident Burkhard Metzger. Zwei Menschen starben 2017 bei Motorradunfällen, einer bei einem Lastwagenunfall. Außerdem kamen zwei Radfahrer und zwei Fußgänger ums Leben. Die Zahl aller verunglückten Personen, unabhängig von der Schwere ihrer Verletzungen, sank um 5,2 Prozent auf 1390. Die Zahl der Unfälle insgesamt stieg allerdings entgegen diesem Trend um 1,9 Prozent auf 12 112.

Vorfahrtsverletzungen als häufigste Ursache für Unfälle

Nicht mit eingerechnet sind hierbei noch die 5010 Unfälle mit vier Toten und 72 Schwerverletzten, die sich auf den Autobahnen A 8, A 81 und A 831 im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums ereigneten, das neben dem Kreis Böblingen unter anderem auch für den Kreis Ludwigsburg zuständig ist.

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Als häufigste Ursache bei schweren Unfällen, bei denen Menschen im Kreis Böblingen verletzt wurden (1094 Unfälle in 2017), kristallisieren sich der Polizei zufolge Vorfahrtsverletzungen mit 235 Fällen heraus. 187-mal hielten die Fahrer vor einem schweren Unfall den notwendigen Sicherheitsabstand nicht ein, 164-mal machten sie Fehler beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren. Überhöhte Geschwindigkeit stellten die Polizisten in 98 dieser Fälle als Unfallursache fest. „Wieder einmal stellte sich heraus, dass die Hauptunfallursache Geschwindigkeit umso mehr zum Tragen kommt, je schwerer die Unfallfolgen sind. Wir werden hier weiter auf konsequente polizeiliche Maßnahmen setzen“, kündigt Metzger an.

Weniger Alkoholunfälle

Einen leichten Rückgang verzeichnet die Polizei bei Unfällen, bei denen Alkohol eine Rolle spielte. War dies in 2016 noch 117-mal der Fall, zählten die Beamten im vergangenen Jahr 112 Unfälle unter Alkoholeinfluss. Bei 31 von ihnen wurden Menschen verletzt, sieben davon schwer. Dass Fahrer unter dem Einfluss von Drogen in einen Unfall verwickelt wurden, kam der Polizei zufolge seltener vor. Die Statistik listet 24 solcher Unfälle auf. Allerdings ist diese Zahl im Vergleich zum Vorjahr aber um 26,3 Prozent gewachsen. 15 Menschen wurden bei Unfällen dieser Art verletzt.

Radfahrer werden ebenfalls immer häufiger in Unfälle verwickelt. 325 Fälle hat die Polizei im vergangenen Jahr verzeichnet. Dies stellt eine Steigerung um 7,6 Prozent im Vergleich zu 2016 dar. „Mit zunehmendem Verkehr steigen auch die Anforderungen an die Radfahrer, was sich wiederum in einer kontinuierlich steigenden Unfallbeteiligung niederschlägt“, sagt Burkhard Metzger.

Wer mit einem Fahrrad verunglückt, der trägt besonders häufig auch Verletzungen davon. 300 Menschen betraf dies im vergangenen Jahr, 68 von ihnen wurden schwer verletzt. Zwei Radfahrer starben. Ein 80 Jahre alter Mann beispielsweise, der im vergangenen Juli von der Golfanlage Schönbuch kommend mit seinem Pedelec die B 464 hatte überqueren wollen. Dabei achtete er nicht auf den Verkehr und wurde von einem Auto erfasst. Die Zahl der mit einem Rad Verunglückten stieg im Vergleich zu 2016 um 14,1 Prozent.

Vorbeugung

Junge Fahrer:
Mit der Kampagne „No Game. Sicher fahren – sicher leben“ will die Polizei insbesondere Fahranfängern die häufigsten Unfallursachen und deren Folgen nahebringen. Dazu erteilen Polizisten entsprechenden Unterricht in Gymnasien und Berufsschulen.

Senioren:
Polizei, Verkehrswacht und Landesapothekerverband haben das Projekt „Sicher fit unterwegs“ ins Leben gerufen, das sich mit den besonders ältere Menschen betreffenden Risiken einer Teilnahme am Straßenverkehr befasst. Dabei werden unter anderem Neuerungen aus der Fahrzeugtechnik vermittelt und Tipps zur verantwortungsvollen Medikamenteneinnahme gegeben.