Radfahrer und Motorradfahrer sind im Straßenverkehr besonders gefährdet. Foto: 7aktuell.de/Fabian Geier

Im Jahr 2016 gab es zwar mehr Unfälle, doch starben so wenige Menschen auf den Straßen im Südwesten wie noch nie seit 1953 – allerdings verunglückten mehr Fußgänger.

Stuttgart - Auf den Straßen in Baden-Württemberg starben im vergangenen Jahr 405 Menschen, das geht aus der Verkehrsunfallbilanz des Innenministeriums hervor. So wenige Unfallopfer waren seit Beginn der statistischen Aufzeichnungen im Jahr 1953 nicht zu beklagen. Innenminister Thomas Strobl (CDU) gibt sich damit nicht zufrieden: „Wir werden in unseren Anstrengungen für einen sicheren Straßenverkehr nicht nachlassen und bekennen uns weiterhin zum Leitgedanken der Vision Zero – eines Straßenverkehrs ohne Getötete und Schwerverletzte“, erklärte Strobl anlässlich der Bekanntgabe der Landeszahlen am Donnerstag.

Jedoch passierten allein in der Fastnachtszeit im Februar des laufenden Jahres 247 Unfälle, bei denen die Fahrer unter Alkohol- oder Drogeneinfluss standen. Es wurden 101 Personen verletzt, ein Mensch kam ums Leben. 1510 Fahrer müssen dem Innenministerium zufolge mit einem Fahrverbot oder Führerscheinentzug rechnen.

Fast jeder fünfte Verkehrstote des Jahres 2016 ist ein Motorradfahrer. Bei zwei Dritteln der tödlichen Motorradunfälle gibt die Polizei nicht angepasste Geschwindigkeit als Ursache an. Doch auch bei den Motorradfahrern passierte weniger als im Jahr 2015. Im vergangenen Jahr verunglückten 75 Fahrer tödlich, im Jahr 2015 verloren dagegen 104 Motorradfahrer ihr Leben.

Fußgänger und Radfahrer in besonderer Gefahr

Negativ ist die Bilanz jedoch bei den Fußgängern und den Radfahrern. Es starben fast so viele Fußgänger wie Motorradfahrer. 71 verunglückten 2016 tödlich, ein Jahr zuvor waren es 53. Besonders in der dunklen Jahreszeit würden Fußgänger schnell übersehen, warnt die Polizei. Die Zahl der Radunfälle ist um vier Prozent auf mehr als 10 100 gestiegen. 53 Radfahrer verunglückten tödlich, das sind elf mehr als im Jahr 2015. 30 von ihnen trugen der Bilanz zufolge keinen Helm.

Für den Anstieg der Fahrradunfälle machen die Experten zum Teil die Elektrofahrräder verantwortlich. „Es braucht das Bewusstsein, dass eine erhöhte Geschwindigkeit auch mit einem höheren Verletzungsrisiko einhergeht“, gibt Strobl zu bedenken.

Gesamtzahl der Unfälle gestiegen

Insgesamt passierten in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr 380 tödliche Unfälle – 73 (oder 16 Prozent) weniger als im Jahr 2015. Auch die Unfälle mit Personenschaden nahmen leicht ab. 2016 zählten die Statistiker mit 36 959 Fällen knapp 100 weniger als 2015 mit 37 054. Es gab fünf Prozent weniger Schwerletzte (8992) als ein Jahr zuvor. Ganz gegen den Landestrend stieg jedoch in der Region Stuttgart die Zahl der Todesopfer im Straßenverkehr.

Landesweit ist die Gesamtzahl der Unfälle um ein Prozent auf 313 100 gestiegen.

Die häufigste Ursache von tödlichen Unfällen ist mit 42 Prozent zu schnelles Fahren. Bei jedem zehnten Crash mit Todesfolge wurde die Vorfahrt missachtet, in elf Prozent der Fälle erwiesen sich die Fahrer als nicht verkehrstüchtig. „Betrunkene und Menschen unter Drogeneinfluss sind eine tödliche Gefahr für alle“, mahnte der Innenminister. Deshalb gelte „Null-Toleranz und intensive Kontrollen“.

Mehr Kontrollen

Im vergangenen Jahr wurde die Verkehrsüberwachung dem Ministerium zufolge neu ausgerichtet. Die Polizei kontrolliert jetzt intensiver, ob Fahrer die Geschwindigkeit und den Abstand einhalten. Dabei wurden mehr als eine Million Verstöße festgestellt. Verstärkt achten die Beamten auch darauf, ob die Gurtpflicht eingehalten wurde. Laut Innenministerium registrierten die Polizisten mehr als 106 000 Verstöße. Von den 197 getöteten Auto- und Lastwagenfahrern war fast jeder Vierte nicht angeschnallt, teilte Strobl mit.