Unbeliebt, aber für die Kommune lukrativ: Der Göppinger Blitzer-Anhänger im Einsatz in der Friedrich-Ebert-Straße, wo er die Einhaltung von Tempo 30 überwacht. Foto: Staufenpress

Blitzer gibt es viele im Landkreis Göppingen. Wie viel Geld zu schnelles Fahren in die öffentlichen Kassen spült und welchen Anteil die einzelnen Standorte daran haben.

Im lebhaften Straßenverkehr im Landkreis Göppingen gibt es einen ständigen Begleiter: Blitzer. Diese sorgen bei vielen Autofahrern für Adrenalin und Herzklopfen. Doch wie viele Blitzer machen den Rasern das Leben schwer? Und wie viel Bußgelder kommen dadurch in die öffentlichen Kassen? Obwohl man an Blitzer im Straßenverkehr gewöhnt ist, sind sie bei Autofahrern äußerst unbeliebt. Einige beklagen sich über zu hohe Bußgelder und betiteln das Blitzen auf einschlägigen Foren im Internet regelmäßig als „Abzocke“. Manche Menschen sind der Meinung, dass Kreis und Kommunen damit nur ihre Kassen aufbessern möchten. Diese Vorwürfe weisen die Kommunen stets zurück und betonen, dass es zuallererst um die Sicherheit im Straßenverkehr gehe – für Fußgänger, Radfahrer, aber auch die Autofahrer selbst.

 

Das hält einzelne Zeitgenossen nicht davon ab, ihren Unmut an den Geräten selber abzureagieren. Der Leiter des Rechts- und Ordnungsamtes beim Landkreis berichtet über mehrfachen Vandalismus im Jahr 2024 an den kreiseigenen Blitzern. „Dabei kommt es häufig zu Farbschmierereien, aber auch das Sicherheitsglas eines Blitzer-Anhängers wurde schon direkt beschädigt.“

„Enforcement Trailer“ blitzen mehrere Tage hintereinander

Dabei gibt es drei unterschiedliche Arten von Blitzern. Die stationären Blitzer, also Blitzersäulen oder Blitzerkästen, stehen das ganze Jahr an einem festen Standort. Es gelte die Regel, dass die Anlagen an mindestens zehn Tagen im Quartal scharf geschaltet sein müssen, erklärt das Landratsamt. Blitzeranhänger, die sogenannten „Enforcement Trailer“, sind semi-stationäre Geschwindigkeitsmessanlagen. Diese blitzen mehrere Tage hintereinander an einem Ort und werden dann wieder abgebaut. Und dann gibt es die mobilen Geschwindigkeitsmessungen, also die herkömmlichen Radarfallen, die wenige Stunden an einem Ort stehen.

Im gesamten Landkreis stehen 25 Blitzer mit festen Standorten in der Zuständigkeit des Landratsamts, erklärt die Behörde. Diese stationären Geschwindigkeitsmessanlagen verteilen sich über das gesamte Kreisgebiet, doch es gibt auch Ortschaften, die keine stationären Blitzer beheimaten, beispielsweise Adelberg oder Börtlingen.

Blitzersäulen haben vielerorts die alten „Starenkästen“ abgelöst. Foto: Ines Rudel

Durch Geschwindigkeitsmessungen an festen Standorten seien bis Mitte Dezember 2024 insgesamt 9573 Überschreitungen gemessen worden. Damit habe man zwischen 350 000 und 400 000 Euro an Bußgeldern eingenommen.

Die Radarfalle im Anhänger wird deutlich mehr Fahrern zum Verhängnis. Bis zum 6. Dezember wurden vom kreiseigenen Blitzer-Anhänger 30 830 Tempoüberschreitungen erfasst. Die Einnahmen daraus liegen laut dem Sprecher des Rechts- und Ordnungsamtes bei etwa 1,2 Millionen Euro.

3760 Tempoüberschreitungen an 60 Tagen

Die stationäre Anlage, die am meisten Fahrer und Fahrerinnen geblitzt hat, stehe am Ortsausgang Salachs in der Eislinger Straße. Die Anlage war an ungefähr 60 Tagen scharf geschaltet und habe dabei 3760 Überschreitungen aufgenommen, also etwa ein Drittel aller Tempoverstöße an stationären Radarfallen im Kreis.

Dieser hohe Anteil an der Gesamtzahl sei einerseits darauf zurückzuführen, dass es an der sogenannten „Nordverbindung“ wegen des Rückbaus an der alten B 10 zwischen Süßen und Eislingen ein erhöhtes Verkehrsaufkommen gegeben habe, vermutet der Landratsamtsmitarbeiter. Allerdings liege die Überschreitungsquote an der Stelle nur bei 0,59 Prozent. Es werde nur ungefähr jedes 200. Auto geblitzt.

Mobile Messungen haben die höchste Erfolgsquote

Bei semi-stationären und mobilen Geschwindigkeitsmessungen, wenn Blitzer nur temporär aufgebaut werden, sei die Quote viel höher. Andererseits sei die Anlage öfter mit einem Messgerät versehen gewesen als andere.

In der Stadt Göppingen standen dieses Jahr drei stationäre Anlagen und eine semi-stationäre Blitzeranlage zur Verfügung, so Andrea Rothfuß von der Pressestelle im Rathaus Göppingen. Ebenso führt die Stadt auch mobile Geschwindigkeitsmessungen durch. Im Haushaltsplan seien für alle drei Arten von Radarfallen 1,07 Millionen Euro Einnahmen für das Jahr 2024 durch Blitzer eingeplant. „Der Planansatz wird voraussichtlich eingehalten“, sagt Rothfuß. Aus diesem Betrag stammen ungefähr 50 Prozent der Einnahmen aus mobilen Geschwindigkeitsmessungen.

Göppingen, Eislingen und Geislingen haben eigene Geräte

Die Städte Geislingen und Eislingen verwalten wie die Stadt Göppingen auch ihre Radarfallen unabhängig vom Landratsamt Göppingen. „Eislingen verfügt aktuell über zwei stationäre und eine semi-stationäre Geschwindigkeitsmessanlage. Die dabei gewonnenen Einnahmen fließen als allgemeine Haushaltsmittel in den Haushalt“, berichtet Heike Rapp von der Pressestelle in Eislingen, ohne eine Summe zu nennen.

Bald mehr Anhänger im Einsatz

Radarfallen
In Göppingen werden im kommenden Jahr die Einsatzzeiten der mobilen Geschwindigkeitsmessungen reduziert: von 1180 auf 944 Stunden.

Anhänger
Der Göppinger Gemeinderat hat jüngst im Gegenzug nach einigen kontroversen Debatten beschlossen, einen zweiten Blitzer-Anhänger anzuschaffen. Kostenpunkt mit zwei Messeinheiten: stolze 300 000 Euro

Nachbarstädte
Auch die Nachbarstädte Eislingen und Geislingen sowie der Landkreis Göppingen haben solche Trailer bereits im Einsatz.