Neue Schilder braucht die Stadt ... und in Genf werden sie jetzt auch angebracht. Foto: dpa/Martial Trezzini

Der öffentliche Raum wurde einst von Männern für Männer gedacht. In Genf wird das Stadtbild nun schrittweise ausgewogener und vor allem weiblicher. Erster Schritt: Verkehrsschilder mit Frauen, Schwangeren und Alten.

Genf - Die Stadt Genf in der Schweiz will mit neuen Verkehrsschildern ein Zeichen in Sachen Gleichberechtigung setzen. Am Donnerstag stellte die Stadt sechs Variationen für die Verkehrsschilder an einem Zebrastreifen vor. Darauf sind unter anderem Paare, Senioren und (schwangere) Frauen zu sehen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur sda handelt es sich um eine Premiere in der Schweiz.

Die Feminisierung des öffentlichen Raums

„Die Idee der Feminisierung bestimmter Verkehrszeichen mag anekdotisch erscheinen“, sagte die Genfer Stadtpräsidentin Sandrine Salerno. Es sei jedoch keine Spielerei. Es gehe vielmehr darum, die Entwicklung der Gesellschaft zu zeigen. Historisch betrachtet sei der öffentliche Raum von Männern für Männer gedacht worden. Unter dem Vorwand der Neutralität sei die Beschilderung überwältigend männlich, kritisierte Salerno. „Diese Omnipräsenz verstärkt die Vorstellung, dass einige Menschen, vor allem Frauen, aber auch Minderheiten, dort weniger zu Hause sind als andere.“

250 neue Schilder

Der Austausch von Verkehrsschildern solle das Gefühl der Legitimität für alle im öffentlichen Raum fördern. Insgesamt sollen in Genf 250 Schilder mit den sechs neuen Variationen aufgehangen werden. Die Kosten belaufen sich auf umgerechnet rund 52 000 Euro.

Ähnliche Projekte werden auch in Wien, Hamburg oder Taipeh durchgeführt. In Zürich waren anlässlich der 25. Pride-Parade im Juni des vergangenen Jahres einige Zebrastreifen in Regenbogenfarben übermalt und Straßennamen temporär ausgetauscht worden. Zur Feier der LGBTIQ-Kundgebung (englisch: lesbian, gay, bisexual, transgender, inter, queer) wurde die „Quaibrücke“ kurzfristig zur „Gaybrücke“.

Zudem läuft in Genf derzeit ein Projekt zur Feminisierung von Straßennamen. Den Antrag dazu hatte der Grosse Rat des Kantons Bern bereits 2017 einstimmig angenommen.