Seit 6. Juli ist die Weilerbergstraße nur in eine Richtung befahrbar. Nicht alle Autofahrer akzeptieren das. Immer wieder wird trotz Verbot in die Gegenrichtung gefahren. Foto: Claudia Barner

Seit Monaten müssen die Bewohner des Weilerbergs in Waldenbuch wegen eines Krans weite Umwege in Kauf nehmen.

Waldenbuch - Mal eben schnell ins Städtle fahren, um etwas zu erledigen - das ist für die Bewohner des Wohngebiets Weilerberg in Waldenbuch seit Monaten nicht möglich. Auf einem Grundstück im unteren Bereich der Weilerbergstraße entsteht ein Wohnhaus. Auf Höhe der Baustelle verengt ein Kran die Fahrbahn. Seit Anfang Juli ist die Durchfahrt deshalb nur noch in eine Richtung erlaubt. Die drei Kilometer lange Umleitung führt über die Felder zum Gewerbegebiet Bonholz. So zumindest hat es die Untere Verkehrsbehörde des Landratsamts bestimmt. Doch Sinn und Zweck der Anordnung leuchten nicht jedem ein. Das hat Folgen: Immer wieder sieht man Fahrzeuge, die das Verbot ignorieren. Auch die Geduld der Anwohner ist erschöpft.

Tag für Tag beobachtet Jürgen Aurahs das Verkehrsgeschehen und stellt fest: „Das ist eine typische Provinzposse.“ Er wohnt seit Jahren am Weilerberg und ist davon überzeugt: „Mit dem Hindernis wäre man auch ohne Sperrung gut klar gekommen. An dieser Stelle gibt es schon immer eine Verengung der Fahrbahn, mit der sich die Autofahrer arrangieren.“ Andere sehen das offenbar ebenso und umfahren die Verbotsschilder völlig ungeniert. Am helllichten Tag und bei regem Verkehr drängeln sich genervte Zeitgenossen an der Absperrung vorbei.

Keine ideale Lösung

Im Rathaus ist das bekannt. Eine Möglichkeit zum Eingreifen sieht die Kommune jedoch nicht. „Wir haben keine straßenverkehrsrechtliche Zuständigkeit und können deshalb keine Verwarnungen aussprechen“, sagt Hauptamtsleiter Ralph Hintersehr. Kontrollen durch die Polizei habe man bereits angeregt. Es habe auch einige Stichproben geben. Letztlich aber seien die Beamten derzeit mit anderen Aufgaben stark beschäftigt. Goutiert werden die Verkehrsverstöße im Rathaus freilich nicht, letztlich aber ist es kein Geheimnis, dass man die Einbahnregelung auch hier nicht für die ideale Lösung hält. Im Vorfeld der Baumaßnahme hatte sich die Kommune bei einem Vor-Ort-Termin für eine Ampelschaltung eingesetzt. Der Vorschlag war von den Verkehrsexperten des Kreises jedoch abgelehnt worden. Sie befürchteten einen Stau auf den Kreisverkehr an der L 1208. Auch ein Begegnungsverkehr war tabu. „Das hätte das Bauunternehmen in große Schwierigkeiten gebracht“, sagt Ralph Hintersehr.

Zumindest so viel Flexibilität zeigen die Behörden nun: Während die untere Weilerbergstraße bisher stadtauswärts befahren werden konnte, ist nun die Durchfahrt von oben nach unten erlaubt. Damit reagiert man auf die Bedürfnisse der Fruchtsaft Manufaktur Widmaier, für die die Obstsaison begonnen hat. Um zu vermeiden, dass wartende Traktoren die Engstelle verstopfen, kann der Betrieb wie gewohnt aus Richtung Weil im Schönbuch angefahren werden.

Umleitung gilt noch bis Mitte November

Für Jürgen Aurahs ist jedoch auch dieses Zugeständnis keine akzeptable Lösung. Er hat auf der Umleitungsstrecke, die noch bis Mitte November gelten soll, bereits ein neues Problem ausgemacht. „Nach dem Regen der vergangenen Tage sind die Grasfrösche aktiv geworden. Sie wandern in den Abendstunden auf den Asphaltweg am Damwildgatter und werden dort wegen des hohen Umleitungsverkehrs zu hunderten totgefahren“, beklagt der Naturschutzwart, der den Amphibienbestand in Waldenbuch im Auftrag der Landesanstalt für Umweltschutz kartiert.

In einem Schreiben an die Untere Naturschutzbehörde hat er darum gebeten, den Begegnungsverkehr in der Weilerbergstraße deshalb wenigstens in den Abendstunden zu erlauben. „Durch das Scheinwerferlicht lassen sich entgegenkommende Fahrzeuge sehr gut erkennen. Die Tiere hätten somit eine bessere Überlebenschance“, argumentiert er. Ob es dazu kommt, bleibt abzuwarten. Momentan ist der zuständige Mitarbeiter im Urlaub.