Wird hier etwa nicht gearbeitet? Die B-27-Baustelle verärgert Autofahrer. Foto: Obst

Seit vier Wochen ist eine Hauptschlagader im Süden Stuttgarts verstopft: Tag für Tag stecken Autofahrer auf der B 27 bei Möhringen fest. Kommen die Brücken-Bauarbeiten überhaupt voran?

Es zischt, rumort und dampft. Etwa unter den Autofahrern, die nun schon in der vierten Woche in den Staukolonnen verharren, die sich Tag für Tag im Süden Stuttgarts stadteinwärts bilden. Das Nadelöhr der Brücken-Baustelle an der Bundesstraße 27, die auf Höhe des SI-Centrums in Möhringen auf eine Fahrspur verengt ist, löst mit jedem Tag mehr Ärger aus.

Dabei machen die Verkehrsteilnehmer eine Beobachtung, die oft bei mehrmonatigen Baustellen gemacht wird: „Nach meiner Wahrnehmung fand außer der Sperrung und der eingerichteten Baustelle keinerlei sichtbare Bauaktivität statt“, klagt ein Betroffener, der dort zu unterschiedlichen Zeiten unterwegs ist. „In so einem Fall müsste doch Tag und Nacht gearbeitet werden, um diese Staufalle für Pendler so schnell wie möglich zu lösen, oder nicht?“

Wird hinter den Blenden nicht gearbeitet?

Die Baustelle war am 4. Oktober eingerichtet worden – und sie soll noch bis zum 16. Dezember fortdauern. Die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) lassen dort drei Stützen jener Brücke sanieren, auf der die Stadtbahnlinie U 3 über die B 27 geführt wird. Die Sanierung ist dringend notwendig, weil der Beton bröckelt. Das Bauwerk aus dem Jahr 1964 ist in die Jahre gekommen.

Allerdings finden die Arbeiten in einer Art Blackbox statt – die maroden Säulen sind hinter Blenden eingerüstet und nicht einsehbar. Wird tatsächlich nichts gearbeitet?

Mit Hochdruck per Wasserstrahl

Es zischt, rumort und dampft. Am Donnerstag wird mit Höchstdruck-Wasserstrahltechnik einem Brückenpfeiler zu Leibe gerückt. „HDW-Arbeiten – Lebensgefahr“, werden die Fußgänger ermahnt, weitgehend Abstand zu halten. „Es gibt immer wieder Schaulustige, die hinter den Absperrungen gucken wollen, was da so Krach macht“, heißt es. Wie zu erfahren ist, wird mit über 800 bar Wasserdruck der Untergrund der Betonpfeiler freigelegt, wird schadhafter Beton entfernt. Vorige Woche wurde damit begonnen. Nächste Woche soll die dritte Etappe erledigt werden. Der Wasserstrahl vermeidet Staub und Funkenflug, die bei Sandstrahlern oder Presslufthämmern entstehen würden.

Unfälle auf der A 8 sorgen für noch größeres Chaos

„Es sind im Wesentlichen zwei Arbeitsschritte“, sagt SSB-Sprecherin Birte Schaper, „zum einen wird schadhafter Beton entfernt, zum anderen mit Spritzbeton modelliert.“ Beides finde „zum Schutz des Umfeldes“ hinter einer Einhausung statt. Das dauere aber: „Der aufgebrachte Spritzbeton muss mehrere Tage lang aushärten“, so die SSB-Sprecherin.

Die Botschaft für die Autofahrer lautet: Die 53 000 Autofahrer, die laut Verkehrszählung werktags im Bereich unterwegs sind, müssen sich weiter in Geduld üben – oder über andere Strecken ausweichen. Am Donnerstag ist dies aber schwer möglich. Ein Unfall auf der A 8 löste einen zwölf Kilometer langen Stau zwischen Flughafen/Messe und Leonberg aus. Und bei Möhringen krachten noch fünf Fahrzeuge ineinander.