Schon 2019 haben sich viele Botnanger aktiv dafür eingesetzt, dass weniger Autos durch den Bezirk fahren. Foto: Mostbacher-Dix

Seit Jahrzehnten leiden viele Botnanger unter dem Durchgangsverkehr. Vielen im Stadtbezirk geht der Entwurf eines Ingenieurbüros nicht weit genug, das ein Verkehrskonzept erarbeitet hat. Sie finden ihn mutlos. Eine Bürgerinitiative fordert, dass Ideen von Studierenden umgesetzt werden.

Botnang - Das neue Verkehrskonzept für die Botnanger Ortsmitte ist fertig. Unter anderem soll der Einbahnstraßenring im Zentrum erweitert werden, um den Durchgangsverkehr zu reduzieren sowie mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen. Zudem sollen 35 der bestehenden 215 Parkplätze entfallen.

Mutloser und wenig ambitionierte Entwurf?

Der Vorschlag des Ingenieurbüros für Verkehrswesen Koehler und Leutwein war einige Wochen lang im Bezirksrathaus zu sehen – gemeinsam mit fünf Arbeiten von Studierenden des Masterstudiengangs Stadtplanung der Hochschule für Technik. Unter der Leitung von Philipp Dechow sind dabei Visionen für den Stadtbezirk entstanden, die bei den Botnangern wesentlich besser angekommen sind, als die Vorschläge des Ingenieurbüros. „Der Entwurf ist mutlos und nicht ambitioniert“, sagt beispielsweise der Sprecher der Initiative verkehrsberuhigtes Botnang, Friedrich Schröder. Damit hat die Initiative wohl schon im Vorfeld gerechnet. Denn sie war es, die Dechow und seine Studierenden dafür gewinnen konnten, sich dem Thema Verkehr in Botnang ganzheitlich zu widmen. „Das von der Agentur vorgelegte Konzept beschäftigt sich lediglich mit dem motorisierten Verkehr. Kinder, Fahrräder und geselliges Beisammensein bleiben unberücksichtigt. Moderne Stadtentwicklungsinstrumente wie Shared Spaces, Grün- oder Spielflächen fehlen“, sagt Schröder. „Wir fordern die Stadt deshalb auf, das Konzept umgehend durch stadtplanerische Maßnahmen zu ergänzen, bevor das Budget des Sanierungsgebiets Botnang verfällt.“

Nicht nur Verkehr reduzieren, auch Plätze zum Treffen schaffen

Insbesondere das Areal rund um die Franz-Schubert-Grundschule biete noch viel mehr Potenzial und könne durch gestalterische Maßnahmen nicht nur vom Durchgangsverkehr befreit, sondern auch zu einem lebendigen Platz und einer Begegnungsstätte für Jung und Alt aufgewertet werden.

Um den Forderungen Nachdruck zu verleihen, übergab die Initiative vor einigen Tagen noch rund 150 Unterschriften an Bezirksvorsteherin Mina Smakaj. Unterstützung finden die Forderungen auch im Internet. Während Visionen und Entwürfe im Bezirksrathaus ausgestellt waren, konnten die Besucher ihre Eindrücke auch auf der Internetseite www.stuttgart-meine-stadt.de kundtun. Die meisten der 32 Beiträge gehen in dieselbe Richtung: Die Enttäuschung über den Vorschlag des Ingenieurbüros ist groß. Und: von der Stadt wird mehr Mut gefordert. „Ich sehe in den Entwürfen der Studierenden eine große Chance, die jetzt ergriffen werden sollte zum Wohl und für die Sicherheit der Kinder und für einen noch lebenswerteren Stadtteil“, schreibt zum Beispiel die Rektorin der Franz-Schubert-Schule, Anke Leitzinger.

Pläne werden vorgestellt

Und auch die Initiative Botnanger Radschlag meldet sich zu Wort: „Die Entwürfe der Studierenden mit ihren stadtplanerisch frischen Akzenten sollten als Anregung für eine zukunftsorientierte Gestaltung Botnangs ernst genommen werden: Hier geht es um ,Botnang 2030 plus‘. Insbesondere ist die Idee des Shared Space überall wo möglich auf Umsetzung zu prüfen“, sagt Sprecher Robert Hoening.

An diesem Dienstag, 9. November, werden der Entwurf des Ingenieurbüros und die Visionen der Studierenden im Bezirksbeirat vorgestellt. Los geht es um 18.30 Uhr in der Liederkranzhalle, Brahmsweg 24. Es sind allerdings nur maximal 20 Zuschauer zugelassen. Eine Anmeldung muss telefonisch unter der Nummer 216-60897 oder per E-Mail (bezirksamt.botnang@stuttgart.de) erfolgen.