Claudia Rohde ist die Chefin der Verkehrspolizei. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Claudia Rohde hat am Donnerstag ihre erste Unfallstatistik für Stuttgart mitvorgestellt. Sie leitet die Verkehrspolizei seit dem vergangenen Herbst und wünscht sich mehr Verständnis für Kontrollen.

Stuttgart - Claudia Rohde ist die erste Frau an der Spitze der Verkehrspolizei. Die 46-Jährige hat im vergangenen Herbst die Stelle angetreten, nun stellt sie zum ersten Mal die Verkehrsunfallstatistik der Landeshauptstadt vor.

Opa, Papa, Onkel und Cousin: es wimmelte in ihrer Familie nur so von Polizisten. Als Claudia Rohde hörte, dass ihr dieser Weg nun auch offenstehen würde, setzte sie alles auf eine Karte: „Als das Land Baden-Württemberg entschieden hat, dass Frauen zur Schutzpolizei dürfen, wollte ich das unbedingt auch. Ich bin dafür nach der elften Klasse vom Gymnasium runter. Ich wollte da hin und nicht länger warten“, erzählt die 46-jährige Beamtin. Heute wundert sich niemand mehr über Frauen in Uniform. Doch darüber, welch hohes Amt sie bekleidet, staunen schon noch viele, polizeiintern und extern. Die Polizeidirektorin leitet seit dem Herbst 2016 die Stuttgarter Verkehrspolizei. Auf der Führungsebene sind Frauen bei der Polizei nach wie vor selten.

Erste Frauen in der Schutzpolizei mussten manchmal frieren

Heute kann sie lachen, wenn sie an die Anfangszeiten denkt. „Frauen frieren ja leichter. Man durfte aber früher bestimmte Uniformteile nur in bestimmten Monaten anziehen“, erinnert sie sich. So wurden sie und ihre Jahrgangskameradinnen an der Polizeischule schon mal zum Umziehen geschickt, wenn sie im warmen Rollkragenpulli zum Unterricht erschienen, aber die Regeln das noch nicht zuließen. Männer beschwerten sich, dass die Kolleginnen lange Haare und Ohrringe tragen durften, sie aber nicht. „Wobei insgesamt die Klassenkameraden besser damit klarkamen, dass jetzt Frauen dabei sind. Die kannten das ja aus ihrer Schulzeit. Für die Ausbilder war es wohl schwieriger“, sagt Rohde.

Aus heutiger Sicht sind viele Probleme von damals gelöst. Die Kleidungsregeln sind gelockert, die moderne Uniform lässt weder Frauen noch Männer frieren. Und noch wichtiger: inzwischen ist es ein normales Bild, wenn in einem Streifenwagen eine Frau und ein Mann in Uniform sitzen.

Aber es war ein langer Weg. Das hat Claudia Rohde immer wieder selbst festgestellt an den verschiedenen Stationen ihrer Laufbahn. So habe sie beim Start in den Mittleren Dienst in Karlsruhe extremes Glück gehabt. „Ich hatte einen hervorragenden Dienstgruppenleiter. Zu ihm habe ich heute noch Kontakt“, erzählt sie über die Zeit, in der sie als eine von drei Frauen im Polizeipräsidium Karlsruhe arbeitet. Und auch wenn der Chef und viele Kollegen die Polizeibeamtinnen vorurteilsfrei aufnahmen, stellten sich im Alltag immer wieder Fragen: „Wenn eine gemischte Streife unterwegs war, sollte diese bei einer Schlägerei als erste eingreifen? Oder doch lieber eine Streife, die nur aus Männern bestand, vorlassen?“, erinnert sich Claudia Rohde.

Über Stationen im Innenministerium führt der Weg zur Stuttgarter Polizei

Neben dem Streifendienst holte sie die Fachhochschulreife nach und fing 1994 das Studium an der Polizeihochschule in Villingen-Schwenningen an. Danach rückte sie in Stellen mit Führungsverantwortung, erst als Dienstgruppenleiterin in Karlsruhe. Im Jahr 2000 wurde sie für die Laufbahn im höheren Dienst zugelassen, von 2002 an leitete Claudia Rohde Reviere in Karlsruhe. Ihr Aufstieg habe nicht allen gefallen. „Manche sagten, klar kriegst du das, du bist ja auch eine Frau“, sagt sie.

„Ich bin nie mit der Einstellung zur Polizei gegangen, dass ich Karriere machen will“, sagt Claudia Rohde. Doch es habe sich so ergeben. Auch weil ihr immer wieder Kollegen gesagt hätten, sie habe das Zeug dazu und solle weitermachen.

Nach der Zeit in Karlsruhe war Claudia Rohde im Innenministerium tätig, zuletzt im Landespolizeipräsidium als Referentin für Verkehr. Insofern kannte sie die Landeshauptstadt und die Zustände auf den Straßen schon, bevor sie im Herbst 2016 die Nachfolge von Roland Haider antrat, der nach Heilbronn wechselte. Von der Verkehrspolizei, habe sie gleich einen guten Eindruck gehabt, so Rohde. Bei Kontrollen in der Tuningszene beeindruckte sie das Fachwissen der Kollegen, die aufgemotzte Autos untersuchten. „Es sind alles tolle Kollegen, erfahren und mit Spezialwissen.“

Von den Menschen in der Stadt wünscht sie sich Verständnis: zum einen bei Konflikten zwischen Radfahrern und Autofahrern: „Viele sind ja in beiden Rollen unterwegs, vergessen das aber, wenn sie vom Rad aufs Auto umsteigen oder umgekehrt.“ Zum anderen für die Polizei: „Ich hoffe, dass die Bürger einsehen, dass wir unsere Kontrollen für ihre Sicherheit machen.“