Friedhelm Werner, der Leiter des Bildungswerkes für Kommunalpolitik, moderierte die Veranstaltung mit viel Esprit. Bürgermeisterin Eva Noller (Mitte) und Verkehrsplanerin Karin Meyer standen Rede und Antwort. Foto: Natalie Kanter

Mobilität und Parken: Über diese scheinbar konträren Themen informierten der Freie Wähler-Stadtverband und das Bildungswerk für Kommunalpolitik Baden-Württemberg in der Leinfeldener Filderhalle.

Leinfelden-Echterdingen - Eberhard Wächter, Sprecher der Freien Wähler- Fraktion, ist zufrieden: „Das war eine prima Veranstaltung“, sagt er. „Das kann ein Auftakt zu mehr sein.“ Gilbert Schick, Vorsitzender des FW-Stadtverbandes, denkt ähnlich. Er hat sich vorgenommen, die Freien Wähler bekannter zu machen. Rund 50 Zuhörer waren am Donnerstag in den kleinen Saal der Filderhalle gekommen – mit so viel Zuspruch hatte man nicht gerechnet.

Mobilität und Parken – diese beiden doch recht unterschiedlichen Themen – standen im Mittelpunkt des verkehrspolitischen Abends, zu dem der Freie Wähler-Stadtverband und das Bildungswerk für Kommunalpolitik Baden-Württemberg (BFK) eingeladen hatten. Friedhelm Werner, Leiter des Bildungswerkes, moderierte mit viel Esprit. So stellte er Bürgermeisterin Eva Noller – eine der Referentinnen – als jene Frau vor, die „ein richtig tolles, fast fertiges Mobilitätskonzept entwickelt hat“. Zu Karin Meyer, der zweiten Referentin, sagte er: Die Tübinger Verkehrsplanerin „kommt aus einer Stadt ohne Parkplätze, in der man vor allem Bus, Bahn und Fahrrad fährt“.

Hoher Parkdruck in den Innenstädten

Ganz so sei dies freilich nicht, stellte Karin Meyer später klar. Und: „Wir sind alle sehr bequem. Wenn ein Auto vor der Türe steht, nehmen wir dies auch.“ Der hohe Parkdruck insbesondere in den Innenstädten führe zu Einschränkungen beim Einzelhandel und zu Beeinträchtigungen beim Wohnen. Die oft pauschalen Forderungen nach mehr Parkplätzen seien dennoch wenig hilfreich.

Meyer, die bis vor Kurzem die Fachabteilung „Verkehrsplanung“ der Universitätsstadt leitete, befürwortet ein gezieltes Parkraum-Management. Tübingen habe damit – trotz hoher Investitionen – gute Erfahrungen gemacht. Das gesamte Stadtgebiet wurde in Parkzonen eingeteilt. Es gibt laut Meyer Gebiete für Kurzparker und sogenanntes Mischparken – wo Bewohner und andere Autofahrer ihr Fahrzeug abstellen. Auch wenn mancherorts das Tagesticket nun sechs bis acht Euro koste, habe man damit sehr viel erreicht: „Eine insgesamt kürzere Parkdauer. Die Parkhäuser werden mehr nachgefragt, weil es dort günstiger ist als an den Straßenrändern“, sagte sie. Und: „Die Leute sind mehr mit dem Rad, den öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß unterwegs.“

Das Auto auch mal stehen lassen

Letzteres hat sich auch Leinfelden-Echterdingen als Ziel gesetzt. Auch in der Großen Kreisstadt sollen künftig zumindest ein Teil der Bürger und ein Teil der vielen Ein- und Auspendler ihr Auto stehen lassen. Bürgermeisterin Noller klärte in der Filderhalle im Detail über das fast fertige Mobilitätskonzept auf.

Neun Handlungsfelder – darunter auch der enorme Pendlerverkehr in der Stadt– wurden bestimmt. „5000 Fahrten weniger pro Tag – das wäre gut und spürbar“, erklärte sie. Diese Handlungsfelder werden von der Bauverwaltung derzeit erneut bearbeitet. Denn: „Der Gemeinderat hat uns Ende Januar mit ein paar Tipps wieder heimgeschickt“, sagte Noller. Die Stoßrichtung: „Wann wird welche Maßnahme mit wie viel Geld umgesetzt.“

Das Ergebnis soll dem Gemeinderat im Sommer vorgelegt werden. Die Bürgermeisterin selbst hält unter anderem die Verlängerung der U5 bis nach Echterdingen für sehr wichtig und ist damit auf einer Linie mit den Freien Wählern. „Das ist auch für uns elementar wichtig“, sagt Wächter dazu. Ob aber auch die Große Kreisstadt eine Bewirtschaftung der Stellflächen wie in Tübingen braucht, ist offen. „Momentan ist die Stadt noch einen Schritt davor“, sagt der auch für die Parkierung von L.-E. zuständige Stadtwerkechef Peter Friedrich auf Anfrage. Will heißen, man prüft derzeit, wie viel Parkplätze es im Stadtgebiet überhaupt gibt, berechnet Kosten, ermittelt also erst einmal die Grundlagen.

In L.-E. werden erst die Grundlagen ermittelt

Gebührenpflichtig ist das Parken derzeit an den Bahnhöfen in Leinfelden und Oberaichen, im Parkhaus am Echterdinger S-Bahnhalt sowie in der Tiefgarage der Echterdinger Zehntscheuer. Wobei in dieser die erste halbe Stunde kostenlos ist. Die Tagespreise fallen je nach Ort unterschiedlich aus und beginnen bei 1,50 Euro. „Die Parkplätze bei uns sind knapp. Ein Parkraum-Management würde dies verbessern“, ist sich Wächter sicher.