90 Bürger hörten sich an, was die Verwaltung zum Kreisel zu sagen hatte. Foto: factum/Granville

Die Jakobstraße wird nicht an den neuen Kreisel am Ortseingang angebunden. Aus Sicherheitsgründen. Die Bürger sind gleichwohl enttäuscht.

Gerlingen - Sie wussten, dass hier nicht verkündet wird, was Sie gerne gehört hätten.“ So schloss der Gerlinger Bürgermeister am Dienstag einen Informationsabend zum geplanten Kreisverkehr am Träuble-Areal. Laut Entscheidung von Land und Landkreis wird mit dessen Bau die Ein- und Ausfahrt in die Jakobstraße und zum Wohngebiet Gerteisen dahinter nicht mehr möglich sein. Nicht nur für Anlieger ist das ein Unding. Sie artikulierten ihren Unmut, auch über enge Straßen. Bei allem Protest machte der Rathauschef deutlich: Es gibt kein Zurück. Das Hauptargument für das Abhängen der Jakobstraße sei die Sicherheit. Er werde nicht gegen die Entscheidung vorgehen, sagte Brenner.

Gärtnerei-Besitzerin hat Angst

Rund 90 Einwohner waren ins Rathaus gekommen, um sich anzuhören, was die Stadtverwaltung zu der Entscheidung und ihrer Vorgeschichte zu sagen hat. Unter ihnen Else Gmeiner, Inhaberin einer Gärtnerei an der Jakobstraße. Sie hat sich schon, unterstützt von ihrer Kundschaft, vor zwei Jahren energisch dafür eingesetzt, dass die Zufahrt zu ihrem Betrieb erhalten bleibt. Rund die Hälfte ihrer Kunden kämen täglich mit dem Auto, ältere Menschen und solche, die weiter entfernt wohnen: Auf der Höhe, in der Siedlung, in Ditzingen und in Leonberg. „Jetzt wird mir der Hahn zugedreht“, sagte Else Gmeiner unserer Zeitung und gibt zu, dass sie Angst habe. Nicht nur vor dem großen Lebensmittelgeschäft, dass im nahen Träuble-Areal eröffnet. „Wir sind seit 80 Jahren hier“, sagte die 74-Jährige, „ich selbst schaffe seit 50 Jahren hier.“ Zu der Verkehrsplanung sei sie nicht gefragt worden, vor zwei Jahren wurde sie vom Bürgermeister empfangen – der bei diesem Gespräch aber keinen Pressevertreter dabei haben wollte.

Der geplante Mini-Kreisel war im Oktober 2010 ins Gespräch gekommen. Dann ging es in mehreren Planungsrunden darum, ob und wie die Ein- und Ausfahrt in die Jakobstraße möglich sein soll. Für den stets zunehmenden Verkehr sei die Kreuzung von Hauptstraße, Leonberger und Ditzinger Straße sowie der Jakobstraße nicht zukunftsfähig, hatten Verkehrsplaner festgestellt. Im März 2016 lehnte es das Regierungspräsidium ab, die Jakobstraße in den Kreisel münden zu lassen. Bei einer Versammlung im Juni darauf schlug der Stadt massiver Unmut der Bürger entgegen. Die Verwaltung habe dann den Behörden „zwei Jahre lang alle Argumente auf den Tisch gelegt“, so Brenner, um einen Kreisel mit drei oder vier Armen, also mit oder ohne Anschluss der Jakobstraße, prüfen zu können. Die Verwaltung habe nicht gegen die vierarmige Lösung gearbeitet. „Ich habe Ihre Interessen sehr nachdrücklich vertreten“, sagte der Rathauschef. Ein Besucher hatte moniert, „wir hätten gerne gehört, dass Sie die Interessen der Bürger stärker vertreten“.

Frage nach möglichen Rechtsmitteln

Mehr als ein Dutzend Bürger meldeten sich am Dienstag zu Wort, meist sachlich, aber auch ziemlich verärgert. Die beengten Straßenverhältnisse im Gebiet Gerteisen und Christophstraße wurden thematisiert, der Ärger im Saal spürbar. Sichtlich und hörbar ärgerlich wurde der Bürgermeister, als der frühere SPD-Stadtrat Siegfried Brändle fragte, in welcher Rechtsform die Entscheidung erging und welche Rechtsmittel es gebe. Er brachte den Kreisel auf der Schillerhöhe ins Gespräch – was Brenner als „Äpfel mit Nüssen verglichen“ abwatschte. „Die Entscheidung ist definitiv und klar begründet. Ich sehe keine Notwendigkeit, in einen Rechtsstreit mit dem Land einzutreten,“ sagte er, „ nicht nur wegen der damit verbundenen Verzögerung“.