Für die Echterdinger Straße in Leinfelden empfiehlt der Gutachter zusätzlich zu Tempo 40 einen lärmschluckenden Fahrbahnbelag. Foto: Archiv Norbert J. Leven

Der Lärmaktionsplan für Leinfelden-Echterdingen ist fertig. Die Große Kreisstadt kann neue Limits nicht allein durchsetzen.

Leinfelden-Echterdingen - Einstimmig hat der Technische Ausschuss des Gemeinderats am Dienstag die Inhalte der zweiten Stufe des Lärmaktionsplans für die Große Kreisstadt Leinfelden-Echterdingen befürwortet. Das letzte Wort in dieser Sache hat nun der Gemeinderat in der Vollversammlung am Dienstag, 26. Juli.

Michael Koch, der die Kommune seit vielen Jahren in Sachen Lärmschutz berät und den Lärmaktionsplan bearbeitet hat, empfiehlt in erster Linie die Reduzierung von Höchstgeschwindigkeiten und punktuell spezielle Fahrbahnbeläge zur Senkung des Lärmpegels: Tempo 100 auf der Autobahn, Tempo 80 auf der B 27 und Tempo 40 auf den durch Echterdingen, Leinfelden, Musberg und Oberaichen führenden Landesstraßen. Für die Umsetzung benötigt die Stadt jeweils den Segen übergeordneter Behörden. Auch die Ortsdurchfahrt von Stetten liegt über der Messlatte von mehr als drei Millionen Fahrzeugen pro Jahr. Sie werde aus formalen Gründen jedoch erst bei der nächsten Fortschreibung berücksichtigt, hieß es in der Sitzung.

Viele Bürger sind betroffen

Gutachter Koch stufte die für Leinfelden-Echterdingen ermittelten Lärmwerte – wie schon bei der Vorstellung des Planentwurfs im Februar – erneut als „massiv gesundheitsgefährdend“ ein. Seiner Untersuchung zufolge sind mehr als 9000 Einwohner nachts einem Lärmpegel ausgesetzt, der 45 Dezibel überschreitet, etwa 130 Menschen müssen sogar mehr als 70 Dezibel ertragen.

Umso überraschter war man im Rathaus und auch in den Reihen der Kommunalpolitiker, dass keine Stellungnahmen von Bürgern zum Entwurf des Lärmaktionsplans vorliegen. Einzig Behörden, Institutionen und Nachbarstädte haben Kritik geäußert oder Verbesserungsvorschläge eingereicht.

In einem Punkt erhofft sich zumindest der SPD-Stadtrat Erich Klauser aktuell mehr Durchschlagskraft, denn bei der Forderung nach Tempo 100 auf der Autobahn habe man nun die Landeshauptstadt Stuttgart als Verbündete an der Seite. „Das war nicht immer so“, sagte er in der Sitzung. Der Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Ingrid Grischtschenko, ging das Maßnahmenpaket nicht weit genug: „Die Verkehrsvermeidung kommt mir noch viel zu kurz“, sagte sie, signalisierte aber trotzdem Zustimmung. „Wenn wir den Lärmaktionsplan abgeben, sind wir mit der Arbeit noch nicht fertig“, stellte die CDU-Fraktionschefin Ilona Koch fest. Sie hoffe auf „Effekte aus der Elektromobilität“ und sei motiviert für einen weiteren Lärmgipfel.

Mehr Lärmschutz an der B27?

„Der sechsspurige Ausbau der B 27 beschäftigt uns“, forderte Wolfgang Haug (LE-Bürger/FDP-Fraktion) bereits für die Zukunft mehr Lärmschutz. Die Bundesstraße werde man sich auf ihrer gesamten Länge ansehen müssen, sagte Walter Vohl für die Freien Wähler. Claudia Moosmann (Filderpiraten) wollte kurzerhand alle Straßen mit einem Verkehrsaufkommen von mehr als drei Millionen Fahrzeugen pro Jahr in den Lärmaktionsplan aufnehmen lassen. Für diesen Antrag, der weiteren Zeitverzug nach sich gezogen hätte, fand sie jedoch keine weiteren Mitstreiter im Gremium.