Niedrigere Geschwindigkeiten auf der Autobahn, der B 27 und den innerörtlichen Hauptverbindungen könnten helfen, den Verkehrslärm zu verringern. Foto: Stadt Leinfelden-Echterdingen

Die Arbeit an der zweiten Stufe des Lärmaktionsplans für Leinfelden-Echterdingen läuft. Der Gutachter setzt auf Tempolimits, deren Durchsetzung ist schwierig.

Leinfelden-Echterdingen - Dass Anwohner großer Teile von Leinfelden-Echterdingen unter starkem Straßenlärm leiden, ist unter den Kommunalpolitikern aller Fraktionen im Gemeinderat unstrittig. Die zweite Stufe des Lärmaktionsplans, an dem Experten im Auftrag der Großen Kreisstadt seit September 2012 arbeiten, erfasst nun neue, zum Teil auch innerörtlich gelegene Abschnitte von Bundes- und Landesstraßen mit besonders hohem Verkehrsaufkommen.

Das langjährig für die Stadt tätige Stuttgarter Gutachterbüro Planung und Umwelt hat am Dienstag dem Technischen Ausschuss mit dem Entwurf des Papiers auch ein Bündel an Vorschlägen zur Minderung des Lärms unterbreitet. Ein großer Befreiungsschlag ist nach Inkrafttreten des Lärmaktionsplans später im Jahr jedoch nicht zu erwarten. Weder für Bürger noch für die Stadt entfaltet er Rechtsverbindlichkeit gegenüber Bund und Land.

Machts fast so laut wie ein Presslufthammer

Nach der Autobahn und der B 27, die bereits 2009 in der ersten Stufe in den Blickpunkt gerückt waren, richtet sich das Hauptaugenmerk des Gutachters Michael Koch auf Lärmschwerpunkte entlang der Ortsdurchfahrten von Leinfelden, Musberg und Echterdingen, die von den Landesstraßen 1192 und 1208 durchzogen werden. Koch kommt bei seinen Lärmberechnungen, die auf aktuellen Zahlen aus Verkehrszählungen basieren, zu folgendem Fazit: „Sie sind hier deutlich betroffen, zum Teil ist von Gesundheitsgefährdung auszugehen“, sagte er im Ausschuss.

Kochs Untersuchung zufolge sind mehr als 9000 Einwohner, das entspricht knapp einem Viertel der aktuellen Bevölkerung von L.-E., nachts einem Lärmpegel ausgesetzt, der 45 Dezibel überschreitet. Etwa 130 Personen davon müssen Verkehrslärm ertragen, der nachts 70 Dezibel überschreitet. Zum Vergleich: der Schallwert eines Presslufthammers beträgt ungefähr 80 Dezibel. 45 Dezibel entsprechen normalen Umgebungsgeräuschen in einem bewohnten Zimmer.

Tempo 100 für die Autobahn gefordert

Der Gutachter, dessen Dienste insgesamt 33 000 Euro kosten und wegen einer EU-Richtlinie für Kommunen verbindlich sind, schlägt zur Eindämmung des Lärms das Senken von Höchstgeschwindigkeiten und die Verwendung von sogenannten Splittmastixbelägen an den neuralgischen Punkten in der Stadt vor. Dies bei den Straßenverkehrsbehörden durchzusetzen, sei jedoch schwierig. Nach Übergabe des ersten Lärmaktionsplans habe es zahlreicher Anläufe bedurft, ehe das Regierungspräsidium einen lärmschluckenden Asphalt eingebaut und ein Tempolimit von 120 Kilometer pro Stunde auf der Autobahn zwischen Rohr und Flughafen angeordnet habe. „Das reicht aber bei 120 000 Fahrzeugen täglich nicht aus“, machte Koch deutlich.

Die Forderung für den aktualisierten Lärmaktionsplan lautet für diesen Abschnitt deshalb: Tempo 100, zumindest bei Nacht. Für die B 27 schlägt Koch zwischen dem Anschluss Bernhausen/Plattenhardt und dem Echterdinger Ei eine nächtliche Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 Kilometer pro Stunde und einen lärmmindernden Straßenbelag vor. Diesen gebe es bereits zwischen den Anschlussstellen Stetten und L.-E.-Mitte.

Tempo 40 soll ausgeweitet werden

Innerorts will der Gutachter ebenfalls die erlaubte Höchstgeschwindigkeit reduzieren, die auf Teilabschnitten der Hauptstraße in Echterdingen und der Echterdinger Straße in Leinfelden bereits beim angestrebten neuen Wert von 40 km/h liegt.Dieses Limit soll auf die Musberger Straße in Leinfelden, die Plieninger Straße und die Tübinger Straße in Echterdingen sowie die Filderstraße, Karlstraße und Büsnauer Straße in Musberg übertragen werden. Für knapp die Hälfte der Betroffenen könne damit die Belastung leicht um bis zu drei Dezibel gesenkt werden, erläuterte Koch.

Entwurf
Der Entwurf des Gutachtens liegt vom 22. Februar bis 18. März im Rathaus Echterdingen zur Einsicht aus.