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Verkehrsminister Hermann ruft Ältere auf, zu überprüfen, ob sie fit genug für Straßenverkehr sind.

Stuttgart - Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hat ältere Autofahrer aufgerufen, regelmäßig freiwillig zu überprüfen, ob sie noch den Anforderungen des Straßenverkehrs gewachsen sind. Der Grünen-Politiker kündigte in Stuttgart an, dass sein Haus ein Verkehrssicherheitskonzept plane. Dieses lege den Schwerpunkt auf besonders gefährdete Zielgruppen. Dazu gehörten ältere oder behinderte Menschen, Kinder und Jugendliche, Radfahrer, Motorradfahrer oder Fahranfänger. „Wir überlegen, im Rahmen dieses Konzepts Gesundheits- oder Sehtests auf freiwilliger Basis anzubieten. Auch kommen Auffrischungskurse bei Fahrschulen als freiwilliges Angebot in Betracht.“

Hermann sagte mit Verweis auf die alternde Gesellschaft, dass dies eine neue Entwicklung hervorgebracht habe. Es gebe zukünftig eine immer größer werdende Zahl älterer Menschen mit Führerscheinbesitz. Diese Entwicklung sei neu, da noch vor einigen Jahren viele Ältere keinen Führerschein sowie kein eigenes Auto hatten. Das Problem, die Fähigkeiten der älteren Verkehrsteilnehmer zu beurteilen, sei allerdings komplex: Einerseits neigten sie wesentlich weniger zu riskanten Fahrweisen und begäben sich weniger in riskante Situationen, andererseits ließen Reaktionszeiten und Sehkraft mit steigendem Alter nach.

Hermann rief auch das Umfeld von älteren Autofahrern zur Wachsamkeit auf. „Hierzu gehört allerdings auch die Verantwortung des sozialen Umfelds sowie von Hausärzten.“

Der Auto Club Europa zeigte Sympathie für Hermanns Vorstoß. Sprecher Rainer Hillgärtner sagte: „Es ist aus unserer Sicht schon ein gewisser Fortschritt, dass Landesverkehrsminister Hermann nicht mehr seine frühere Forderung wiederholt und älteren Kraftfahrern einen Senioren-TÜV auferlegen will.“

Der Ansatz des Grünen-Politikers werde unterstützt, den Schwerpunkt der Verkehrssicherheitsarbeit künftig auf besonders gefährdete Zielgruppen auszurichten. „Dann aber sind die öffentlichen Aufrufe an die Selbstverantwortung der Älteren wohl nicht ganz richtig adressiert. In punkto Verkehrsmoral zeigen Senioren schließlich schon heute die größte Verantwortung verglichen mit anderen Gruppen."

Die meisten folgenschweren Verkehrsunfälle passierten wegen Raserei, Alkoholmissbrauch und Missachtung der Gurtpflicht. Das Unfallrisiko auf Landstraßen sei besonders hoch. Auf diese Punkte sollte der Minister sein Augenmerk richten, sagte Hillgärtner.