Der geplante Ausbau der Nord-Süd-Straße zwischen der A 8 und Vaihingen sorgt für Zwist zwischen der Grünen-Fraktion und den Parteifreunden an der Rathausspitze. Foto: Alexandra Kratz

Den Grünen geht der geplante Ausbau der Nord-Süd-Straße zwischen der A 8 und Vaihingen gegen den Strich. Die entsprechende Empfehlung der städtischen Verkehrsplaner ruft Kritik der Fraktion an den Parteifreunden in der Stadtverwaltung hervor.

Stuttgart - Eigentlich hätte das Konzept schon ein paar Jahre früher vorliegen sollen, doch die städtischen Verkehrsplaner wurden von der Entwicklung überholt: Weil Daimler und der Allianz-Konzern 2016 angekündigt hatten, sich in Vaihingen ansiedeln zu wollen und der sogenannte Synergiepark dann insgesamt rund 18 000 Arbeitsplätze umfasst , musste nachgebessert werden. Auch der Eiermann-Campus mit nochmals 1800 Arbeitsplätzen sowie Studentenwohnungen machte früheren Planungen einen Strich durch die Rechnung.

Zu Wochenbeginn haben die Stadträte im Technikausschuss nun die verschiedenen Maßnahmen zur Kenntnis genommen, mit denen die Planer den sich abzeichnenden Verkehrskollaps in den Griff bekommen wollen. Schon heute steckt im Gewerbegebiet Vaihingen/Möhringen, aber auch auf der Nord-Süd-Straße zwischen dem Autobahnanschluss der A 8 und dem Hengstäckertunnel, der Berufsverkehr häufig im Stau. Verkehrsplaner Arne Seyboth war mit einem Bündel an Vorschlägen in den Ausschuss gekommen, die meisten müssen allerdings noch im Detail untersucht werden. Dazu gehört etwa der Bau eines Park-and-Ride-Parkhauses auf dem Parkplatz am Möhringer Freibad, der Bau einer Seilbahn zwischen Möhringen und dem Vaihinger Bahnhof sowie eine Taktverdichtung der Stadtbahnlinie U 8 und eine Gelenkbuslinie zum Eiermann-Campus.

CDU freut sich über Erfüllung einer langjährigen Forderung

Weil sich auf Seyboths To-do-Liste auch der mehrstreifige Ausbau der Nord-Süd-Straße einschließlich Rampen und Kreuzungen findet, freute sich CDU-Stadtrat Jürgen Sauer ganz explizit über die Verwaltungsspitze, die endlich eine langjährige CDU-Forderung in die Tat umsetzen wolle. Die Empfehlung der Verwaltung lautet, den Ausbau im nördlichen Teil zwischen Hengstäckertunnel und Industriestraße dreistreifig und im südlichen Teil bis zur A8 auf vier Fahrspuren vorzunehmen.

Bei den Grünen, die seit Jahrzehnten gegen den Ausbau gekämpft haben, regte sich prompt Widerstand. „Die Vorlage besorgt uns, wir sind nicht zufrieden“, so Fraktionssprecherin Anna Deparnay-Grunenberg. Die Empfehlungen der Verkehrsplaner aus dem Referat des Parteifreundes und Baubürgermeisters Peter Pätzold seien „tendenziös“. Tatsächlich sind in dem Papier viele Straßenumbauten als Empfehlung gekennzeichnet, Maßnahmen zur Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs dagegen mit einem Prüfungsvorbehalt versehen.

Conz: Künftig deutlich weniger Verkehr in Vaihingen

Deparnay, die in Vaihingen lebt und wie ihre Fraktion den Aufsiedelungsplänen der Konzerne im Stadtbezirk zugestimmt hatte, sagte, man stehe bei den Vaihingern im Wort, dass der Verkehr nicht noch weiter zunehme: „Eine innovative Verkehrspolitik sieht anders aus.“ Auch der Vaihinger SPD-Stadtrat Hans H. Pfeifer äußerte die Sorge der Bürger vor einem Verkehrsinfarkt. Man brauche mehr Fakten, einen Zeit- und Finanzierungsplan und detailliertere Untersuchungen, um vor Ort Überzeugungsarbeit leisten zu können. Für Luigi Pantisano (SÖS/Linke-plus) ist das Konzept bereits jetzt „durchgefallen“: Seine Fraktionsgemeinschaft habe immer vor der Aufsiedelung ohne funktionierende Verkehrsstruktur gewarnt. Die Aufteilung der Verkehrsmittel werde nicht zu Gunsten des öffentlichen Nahverkehrs verändert, stattdessen setze man auf Konzepte von gestern. Freie Wähler und AfD dagegen begrüßten die Vorschläge der Verwaltung. Michael Conz (FDP) prophezeite, durch den Ausbau der Nord-Süd-Straße werde es künftig „deutlich weniger Autos“ in Vaihingen geben.

Ein Antrag von Grünen und SPD, den Ausbau der Nord-Süd-Straße in verschiedenen Varianten auf seine Auswirkungen zu untersuchen, die Pläne für das P&R-Parkhaus zu konkretisieren sowie die ökologischen Vorteile des ÖPNV herauszustellen, wurde vom Ausschuss einstimmig gebilligt. Bürgermeister Pätzold sprach von einem „Grobkonzept": Man werde im weiteren Verlauf die Alternativen herausarbeiten.