Neue Verkehrsführung: der Durchstich von der Konrad-Zuse-Straße muss an die Calwer Straße angebunden werden. Foto: factum/Granville

Die Calwer Straße muss für mindestens sechs Wochen lang gesperrt werden. Dazu gibt es laut der Stadtverwaltung keine Alternative.

Böblingen - Für Hans-Dieter Schühle ist es die reinste „Fehlplanung“: Der Böblinger CDU-Fraktionschef im Gemeinderat kritisierte, dass parallel zur einseitigen Sperrung der Stuttgarter Straße nun auch die Calwer Straße dicht gemacht wird. Als „eine Katastrophe“ bezeichnete auch der SPD-Stadtrat Wolfgang Hensel die Verkehrslage in der Stadt. Seit Wochen haben sich lange Staus an der Baustelle für die Thermalbadkreuzung gebildet. Von Montag, 25. April, an ist auch an der Calwer Straße mit Verkehrsbehinderungen zu rechnen: Sie wird für mindestens sechs Wochen gesperrt, um die Konrad-Zuse-Straße anzubinden. Der bislang vierspurigen Straße wird in jeder Fahrtrichtung jeweils eine Spur genommen, um den Radfahrern mehr Platz zu verschaffen.

Verzicht auf eine Spur beeinträchtigt den Verkehr nicht

Ein Verkehrsplaner sei zu der Erkenntnis gekommen, dass der Verzicht auf die zwei Spuren den Verkehr nicht beeinträchtigen wird, berichtete Frank Bader in der Sitzung des Technischen Ausschusses am Mittwoch. „Der Knoten ist leistungsfähig“, erklärte der Tiefbauamtsleiter. Bislang müssen sich die Radfahrer mit dem Gehweg begnügen, künftig bekommen sie zwischen der Konrad-Zuse-Straße und der Hans-Klemm-Straße einen eigenen Fahrstreifen. Die Autofahrer sind bald auch nicht mehr auf die Calwer Straße angewiesen: Sie können die Flugfeldallee und die dann durchgängige Konrad-Zuse-Straße bis zur Wolfgang-Brumme-Allee als Umfahrung der Innenstadt benutzen.

„Diese Lösung kommt uns sehr entgegen“, erklärte Frank Bader. Er rechnet damit, dass dadurch weniger Autos auf diesem Weg über die Calwer Straße in Richtung Elbenplatz fahren. Ob die Calwer Straße auf diese Weise noch bis zur Herrenberger Straße geschmälert wird, soll allerdings erst geprüft werden. Schließlich baut Daimler gerade an einem riesigen Parkhaus auf der anderen Seite der Autobahn, das für neues Verkehrsaufkommen sorgen kann. Nach dem Abschnitt zwischen Konrad-Zuse- und Hans-Klemm-Straße müssen die Fahrradfahrer sich vorerst wieder mit der Straße oder dem Gehweg begnügen. An der Johann-Schütte-Straße wird darüber hinaus eine Fußgängerampel gebaut, damit die Calwer Straße an der Stelle sicher überquert werden kann.

Eine Reihe von Gründen für die Vollsperrung

Für die Vollsperrung der Calwer Straße zählt die Stadt eine Reihe von Gründen auf. Zum Beispiel nutzen EnBW und Stadtwerke die Gelegenheit, um Leitungen zu verlegen. Außerdem wird die Fahrbahn vollständig erneuert, weil sich tiefe Spurrinnen und Risse gebildet haben. Die Einmündung der Konrad-Zuse-Straße wird mit einer Ampel geregelt, deren Einbau kompliziert ist. Und es müssen Fußgängerüberwege, Mittelinseln und Fahrbahnteiler gebaut werden. „Es geht nur unter Vollsperrung“, stellte Frank Bader klar. Bis Mitte dieses Jahres soll die Baustelle beendet und die Straßen für den Verkehr freigegeben werden.

„Wir bauen eine autounfreundliche Stadt, weil wir überall Nadelöhre einbauen“, kritisierte Ralf Sklarski, Stadtrat der Freien Wähler, das Vorhaben. Radverkehr sei wichtig, aber Böblingen mutiere zur Stauhauptstadt, erklärte er und prognostizierte Staus bis zum geplanten Flugfeld-Klinikum. Doch nicht mal in der eigenen Fraktion bekam er Rückendeckung: „Es ist toll, dass an die Radfahrer gedacht wird“, sagte Frank Hinner, „nur so werden wir zur fahrradfreundlichen Kommune.“ Alfred Lebsanft, ebenfalls von den Freien Wählern, empfahl allerdings den Dagersheimern, sie sollten künftig mit dem Fahrrad in die Stadt fahren.