In Spitzenzeiten sind die Bahnen auch in Stuttgart ausgelastet. Foto: dpa

Ein Verkehrsexperte aus Karlsruhe fordert, das Angebot im Nahverkehr in den Nebenzeiten zu verbessern. So könne man mehr Menschen in Bus und Bahn locken.

Stuttgart - Weil es für kostenlosen Nahverkehr zur Hauptverkehrszeit in deutschen Großstädten keine Kapazität gibt, könnte solch ein Angebot sogar negative Auswirkungen haben. „Noch stärker überfüllte Busse und Bahnen zu den Spitzenzeiten würden bei den Kunden zu unglaublicher Frustration führen“, sagt Bastian Chlond vom Karlsruher Institut für Verkehrswesen (IfV). Der Verkehrsexperte empfiehlt, sich auf ein besseres ÖPNV-Angebot in den Nebenzeiten zu konzentrieren.

Rentner in Bus und Bahn locken

„Die Kapazität kann nicht kurzfristig erhöht werden, denn zu Hauptverkehrszeiten sind in den Ballungsräumen schon alle Wagen im Einsatz und das System am Limit“, sagt Chlond. In den Nebenzeiten hingegen wäre ein besseres Angebot, etwa eine kürzere Taktung, kein Problem. Hier müsse man Menschen locken, die den ÖPNV seltener nutzen und deshalb relativ teure Einzeltickets kaufen müssen. Sie seien meistens ohnehin in den Nebenzeiten unterwegs.

„Wenn es uns beispielsweise gelingt, einen Rentner oder einen Einkäufer mit Bus und Bahn in die Stadt zu locken, der sonst mit dem Auto fährt, weil das günstiger ist, dann könnte solch eine Maßnahme durchaus etwas bringen.“

Bundesregierung will kostenlosen ÖPNV

Die Bundesregierung erwägt zur Verbesserung der Luftqualität, Länder und Kommunen bei einem möglichen kostenlosen öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) finanziell zu fördern. Damit soll die Zahl privater Fahrzeuge auf den Straßen verringert werden. Zunächst sollen diese und weitere Maßnahmen für sauberere Luft in den Städten Mannheim, Herrenberg und Reutlingen sowie Bonn und Essen ausprobiert werden.