In Wuppertal gibt es schon seit dem Jahr 1901 eine Schwebebahn – nun gibt es auch Überlegungen in Ludwigsburg dafür. Foto: dpa

Eine Schwebebahn für die Barockstadt Ludwigsburg wird im Rathaus ernsthaft diskutiert. In der Debatte um die Stadtbahn-Verlängerung herrscht hingegen Skepsis.

Ludwigsburg - Wuppertal hat eine. Köln und Koblenz auch. Die Stadt Ludwigshafen bei Mannheim denkt darüber nach. Und jetzt auch Ludwigsburg. Es geht um eine Schwebebahn. Also um Kabinen, die an Seilen oder Schienen hängen und fortlaufend wichtige Punkte der Stadt miteinander verbinden.

Eine Schnapsidee? Keineswegs, betont der Baubürgermeister Michael Ilk. „Es lohnt sich, ernsthaft darüber nachzudenken“, sagt er. Diese Idee platzt mitten hinein in die Debatte über eine Stadtbahn-Verlängerung von Remseck über Ludwigsburg bis nach Markgröningen – die in der Barockstadt nach wie vor auf große Skepsis stößt. So groß, dass der Gemeinderat sogar ein Gutachten für bis zu 250 000 Euro anschieben geben möchte, um Alternativen zur auszuloten.

Aber bleiben wir bei der Schwebebahn. Die Grundidee des Baubürgermeisters klingt ganz einfach: Die Neubaugebiete im Osten der Stadt und Unternehmen wie Wüstenrot im Südwesten könnten über einen Gondelbetrieb permanent mit dem Bahnhof verbunden werden.

Ein weiterer Zweig der Schwebebahn könnte die Gewerbegebiete an der Autobahn anbinden. „Man schwebt sozusagen über dem Stau in der Stadt“, schwärmt Michael Ilk. Auch der grüne Fraktionschef im Gemeinderat, Markus Gericke, ist begeistert: „Ein tolles Projekt.“ Er verweist darauf, dass die Landesregierung erst im vergangenen Jahr Schwebebahnen in den Fördertopf des Verkehrsministeriums aufgenommen habe – eine Steilvorlage.

Skepsis bei CDU und Freien Wählern

Auch andere Fraktionen wollen die Idee nicht gleich in Bausch und Bogen verdammen. Der CDU-Sprecher Klaus Herrmann fragt allerdings gleich nach den Kosten. Und der Freie-Wähler-Chef Reinhardt Weiss sagt klipp und klar: „Das ist eher ein Thema am Rande. In den nächsten fünf bis zehn Jahren ist das nicht realistisch.“ Weiterverfolgt wird die Vision im Rathaus trotzdem – über Kosten und Details will man aber noch nichts mitteilen.

Wie zu hören ist, wird sogar schon an eine Umsteigestation für Bahnkunden gedacht – die könnte am Keplerdreieck an der Zuglinie errichtet werden. Eines betonen sowohl Vertreter der Verwaltung als auch des Stadtparlaments: Die Schwebebahn ist keine Alternative zur Stadtbahn, sondern allenfalls eine Ergänzung. Schließlich könnte der Gondelbetrieb bei weitem nicht so viele Pendler aufnehmen.

Widerstände gegen Haltestellen mit hohen Bahnsteigen

Doch bei der regen sich in der Stadt nach wie vor große Widerstände. Die CDU-Fraktion hat sogar einen Antrag im Gemeinderat eingebracht, andere Systeme zu untersuchen. Der Bauausschuss wird am Donnerstag darüber beraten, ob die Stadt mit Gutachten zwei andere Möglichkeiten intensiv auslotet. Einmal denkt man dabei an Niederflur-Systeme – die keine Haltestellen mit hohen Bahnsteigen erfordern, wie sie in Stuttgart üblich sind.

„Solche Bahnsteige in der historischen Altstadt vor Schloss und Marktplatz können wir uns nicht vorstellen“, stellt der Baubürgermeister Michael Ilk klar. Daher reist der Gemeinderat mit den Spitzen der Verwaltung am Freitag extra nach Straßburg. In der elsässischen Metropole gibt es schon seit 1994 futuristische Waggons, mit denen man direkt auf die Straße aussteigen kann – Bahnsteige sind überflüssig.

Schnellbusse als Alternative zur Stadtbahn?

Die zweite Alternative sind Schnellbusse. In der Fachsprache nennt sich das „Bus-Rapid-Transport“ – und genau das können die Stadträte in Straßburg am Freitag ebenfalls in Aktion besichtigen. Seit 2013 gibt es vom regulären Straßenverkehr abgetrennte Schnellbusspuren, die Fahrgäste schnell ans Ziel bringen. Sogar Metropolen wie Istanbul hätten damit gute Erfahrungen gemacht, so Ilk. Auch die Kosten dafür sollen mit dem Gegengutachten untersucht werden. Man erhofft sich Inspirationen für die Ludwigsburger Verkehrsdebatte, die seit einigen Monaten festgefahren ist.

Der Landrat Rainer Haas möchte unbedingt das Stadtbahnnetz der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) erweitern und durch den Landkreis führen, und übt dabei Druck auf das Rathaus aus. Er kann auf eine bereits beschlossene Vereinbarung mit den Städten Markgröningen, Remseck und Ludwigsburg verweisen. Im Februar haben diese dem Landrat grundsätzlich den Auftrag erteilt, das Projekt beim Verkehrsministerium anzumelden.

Der Gemeinderat will ein „Gegengutachten“

Doch der Ludwigsburger OB Werner Spec wehrt sich gegen Hochbahntrassen in der Stadt, und sucht fieberhaft nach anderen Lösungen. Sein Baubürgermeister Michael Ilk formuliert es so: „Wir wollen genau wissen, was die Alternativen kosten, für einen seriösen Vergleich.“ Bislang gebe es nur für die Hochflur-Stadtbahn eine konkrete Kostenanalyse.

Klar ist: Noch in diesem Jahr wollen die Ludwigsburger Kommunalpolitiker eine Entscheidung treffen, ob und wie sie bei einer Stadtbahnlinie bis Markgröningen im Boot sein wollen. Eines scheint schon jetzt klar: Die SSB dürfen durch die Barockstadt maximal entlang der Hauptverkehrsstraße bis zum Bahnhof und dann weiter nach Markgröningen rollen. Ein weiterer „Ast“ bis nach Oßweil ist kaum realistisch.