Die Diesel-Demonstranten am Neckartor protestierten am falschen Ort, meint der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland. Besser wäre es, sie würden vor VW und Mercedes eine kostenlose Nachrüstung der Fahrzeuge fordern. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert mehr Rationalität in der Debatte um die Fahrverbote in Stuttgart. Es wäre besser, wenn die Diesel-Demonstranten vor VW und Mercedes eine kostenlose Nachrüstung für ihre Fahrzeuge fordern würden, so der VCD-Chef Matthias Lieb.

Stuttgart - Angesichts der Debatte über Diesel-Fahrverbote fordert der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) eine Rückkehr zur Rationalität in der Verkehrspolitik. Sein Landeschef Matthias Lieb empfiehlt den Diesel-Demonstranten vor den Werkszentralen von Daimler und VW zu protestieren und sich für eine kostenlose Nachrüstung der Autos einzusetzen.

Messstation in Zeiten CDU-FDP-Regierung

Anlass für die VCD-Erklärung ist die Einschätzung der EuGH-Generalstaatsanwältin, dass die Messstellen dort platziert sein müssten, wo hohe Schadstoffkonzentrationen zu erwarten seien. Damit mache sie klar, dass „Gesundheitsschutz für die Bürger und lebenswerte Städte mit gesunder Luft auch vom höchsten Gericht der Europäischen Union höher eingeschätzt werden als die Forderung nach ‚freier‘ Luftverschmutzung durch alte Diesel“, so Lieb. Er erinnerte daran, dass die Messstationen zu Zeiten einer CDU-FDP-Landesregierung bewusst an diesen Stellen höher zu erwartender Schadstoffkonzentrationen eingerichtet und seither regelmäßig bei Überprüfungen bestätigt worden seien. Es gehe um vorbeugenden Gesundheitsschutz für die Bevölkerung, deshalb komme auch keine Durchschnittsbildung der Messergebnisse in Betracht. „Hätte die Autoindustrie in die Autos keine Abschalteinrichtungen für Abgasfilter eingebaut, wäre die Luft schon längst ausreichend sauber, sodass keine Fahrverbote nötig wären“, sagt Lieb. Die Debatte über die Lage der Messstationen lenke nur von den Versäumnissen der Bundespolitik ab, so Lieb, von der eine rasche Nachrüstung auf Kosten der Autoindustrie gefordert werden müsse.

Radwege und Busspuren

Saubere Luft könne entweder durch Fahrverbote für besonders schmutzige Autos oder durch weniger Autoverkehr erreicht werden, so Lieb: „Wer also Fahrverbote ablehnt, darf sich nicht länger gegen mehr Radwege und Busspuren auf bisher dem Autoverkehr vorbehaltenen Flächen aussprechen“. Wie in Wiesbaden, wo der Luftreinhalteplan Fahrverbote verhinderte, sei dies auch in Stuttgart umzusetzen.