Falschparker verdrängen Taxis, Taxis verdrängen Busse. Foto: Archivfoto Michael Steinert

Eine Folge der Stuttgart-21-Baustelle ist ein Verkehrschaos vor dem Hauptbahnhof. Taxis, Linienbusse und Falschparker sorgen regelmäßig für ein Durcheinander. In den Sommerferien soll abgeholfen werden.

S-Mitte - Die Stadt will das Verkehrschaos vor dem Hauptbahnhof lichten. Mit den Sommerferien soll eine Reihe kleinerer Umbauten beginnen, um insbesondere Bus- und Taxifahrern ihr Arbeitsleben wieder zu erleichtern. Die stehen im Stau, weil wegen der Baustelle für Stuttgart 21 der Platz für all jene fehlt, die mit dem Auto zum Hauptbahnhof kommen – sei es, weil sie es wollen oder weil sie es müssen. „Dort herrscht ein ziemliches Durcheinander“, sagt die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle.

In der Tat. Seit dem Baubeginn von S 21 gleicht der Straßenverkehr vor dem Bahnhof einer Reise nach Jerusalem – allerdings nicht nur mit einem Stuhl zu wenig. Handwerker oder schlicht Falschparker stellen ihre Autos auf der Spur dauerhaft ab, die eigentlich dafür vorgesehen ist, dass Beifahrer nur bei einem kurzen Stopp aus dem Wagen steigen. „Kiss and Ride“ heißen diese Plätze im schönsten Amtsdenglisch. Diejenigen, die sich tatsächlich eilig mit einem Küsschen verabschieden wollen, nutzen die Busspur daneben. Die Taxifahrer stellen sich hinter ihnen an. Der Bus weicht nach links auf die gewöhnliche Fahrbahn aus. Für die Taxifahrer kommt hinzu, dass sie nicht vor dem Bahnhof wenden können, sondern erst vor dem Wagenburgtunnel – üblicherweise erst, nachdem sie dort im Stau standen.

Taxifahrer um ihre Meinung gefragt

Wie der Verdrängungswettbewerb beendet werden soll, erklärte Nicolaus Welker vom Tiefbauamt kürzlich dem Bezirksbeirat. Dessen Vortrag dürfte insbesondere der Sozialdemokrat Andreas Hofmann zufrieden zur Kenntnis genommen haben. Er gilt nicht nur innerhalb der hiesigen SPD als Fachmann für Fragen des öffentlichen Nahverkehrs. Auch die Stuttgarter Straßenbahnen schätzen seinen Rat. Hofmann hatte – wie berichtet – schon im Herbst des vergangenen Jahres eine Liste mit Verbesserungsvorschlägen eingereicht, „wie die Wildwest-Methoden in den Griff zu kriegen sind“. Zu dieser Zeit beriet bereits ein Arbeitskreis, in dem Mitarbeiter der Stadt, der Straßenbahner und der Taxizentrale saßen. Deren Pressesprecher Uwe Neikes ahnte bereits damals, dass der Amtsweg von der Einsicht bis zur Änderung dauern würde. Auch die Taxizentrale hatte ihre Vorschläge aufgelistet. Laut Welker sind allerdings insbesondere deswegen bis zum fertigen Plan Monate vergangen, weil die Polizei die Taxifahrer einzeln um ihre Meinung gebeten hat.

Keine Parkplätze mehr für SSB-Mitarbeiter

Die nach einem Dreivierteljahr gefundene Lösung liest sich so: Die Küsschen-Plätze werden an den Kurt-Georg-Kiesinger-Platz verlegt. Dort wird im August Platz frei, der jetzt noch zur Baustelle gehört. Mitarbeiter der Stuttgarter Straßenbahnen müssen sich künftig andere Parkplätze suchen – oder mit Bus und Bahn anreisen. Bisher für sie reservierte Plätze werden gestrichen. Die Taxifahrer bekommen ihre Wendemöglichkeit vor dem Bahnhof dort, wo früher die Linksabbiegespur in die stillgelegte Straße Am Schloßgarten abzweigte. Die Zufahrt vor den Haupteingang ist künftig nur noch ihnen erlaubt, auf einer eigenen Spur. Die Busspur wird mit Kunststoffmarkierungen auf der Straße abgetrennt, den sogenannten Klemmfixen.

„Die Vorschläge haben Hand und Fuß“, beschied Hofmann. Was nicht weiter verwunderlich ist: Es sind eben jene Vorschläge, die er bereits im Herbst 2012 aufgelistet hatte. Eigentlich fehlt nur einer: Dass die Polizei regelmäßig kontrollieren und Falschparkern Strafzettel hinter die Scheibenwischer klemmen möge.