Ferienbaustellen machen Autofahrern das Leben schwer Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Stauhauptstadt Stuttgart. Daran hat sich mancher Autofahrer gewöhnt. Ungewöhnlich ist jedoch, dass man auch in der Ferienzeit nur im Schritt­tempo vorankommt. Ursache sind 28 Ferienbaustellen.

Stuttgart - „Donderladdich“, entfährt es Thomas H. dieser Tage bei seinem Weg von Herrenberg in die Stadt. „Verfluchte Baustelle“, denkt er. Wieder scheint der Stau kein Ende zu nehmen. Seine Nerven liegen blank. Sein wichtiger Geschäftstermin droht zu platzen. Denn damit hat er nicht gerechnet. Nicht in den Ferien. 45 Minuten Fahrzeit statt der üblichen zehn Minuten. Vom Schattenring quält er sich im Schritttempo Richtung City.

Autofahrer fragen: Muss das sein

Unten angekommen, entdeckt der gute Mann die Wurzel des Übels: „Fahrspurreduzierung auf der Hauptstätter Straße zwischen Dornstraße und Wilhelmsplatz wegen Belagerneuerung“, wie es im Amtsdeutsch heißt. Anders ausgedrückt: aus zwei mach eine Spur. Thomas H. und viele andere Autofahrer fragen sich: „Muss das sein?“ Denn nicht nur an dieser Stelle kommt der Verkehr teilweise zum Erliegen, auch an drei weiteren Ferienbaustellen in der Stadt werden Autofahrer auf eine harte Geduldsprobe gestellt: an der Charlottenstraße zwischen Olga- und Alexanderstraße. Und an der Ecke Heilbronner/Wolframstraße.

Die aktuellen Baustellen in Stuttgart finden Sie hier.

Es sind nur drei von insgesamt 28 Ferienbaustellen und 38 städtischen Baustellen insgesamt. 28 Baustellen also, die bewusst in die verkehrsärmere Zeit der Sommerferien gelegt wurden. „Die Zahl wirkt sehr hoch“, sagt Jürgen Mutz vom städtischen Tiefbauamt, „aber nicht alle Ferienbaustellen beinträchtigen den Verkehr so stark wie diese drei.“ Zudem widerspricht Mutz dem Gefühl vieler Autofahrer, dass es in diesem Jahr besonders viele Ferienbaustellen sind: „Ich glaube nicht, dass sich die Zahl der Baustellen im Lauf der Jahre stark verändert hat.“

Ohnedies ist für den Tiefbauamtsleiter der Abschnitte Nord und Mitte nicht die Anzahl der Baustellen entscheidend, sondern deren Auswirkungen auf den Verkehr. Beispiel Heilbronner/Wolframstraße. Hier geht bis zum 13. September nichts mehr. Autofahrer können weder aus der Heilbronner Straße zum Milaneo links abbiegen, noch können sie stadteinwärts aus der Wolframstraße fahren. Für Kunden des Einkaufscenters, aber auch die Weinhandlung Bronner oder Anwohner sind das gravierende Einschnitte. Selbst die Beamten des dortigen Polizeireviers müssen mit den erschwerten Bedingungen leben.

Tiefbauamt hat ein Sorgentelefon

Mutz kennt die Sorgen. Auch durch den Telefonservice, den die Stadt (07 11 / 216 - 8 00 82) zur Information über die Baustellen den Bürgern anbietet. Aber aus seiner Sicht gibt es in diesen Fällen keine Alternative. „Wir haben es bewusst so gelegt. Denn wenn wir die Belagarbeiten auf viele Termine gestreckt hätten, würde die Belastung für die Bürger viele länger dauern.“ Sein Motto lautet daher: „Lieber konzentriert in den Sommerferien, anstatt Flickschusterei übers ganze Jahr verteilt.“

Ein anderer Faktor ist das Geld. Die Baustelle an der Charlottenstraße zeigt, wie bei der Stadt gedacht und gerechnet wird. „Hier ist zunächst die ENBW oder die SSB am Zug, ehe wir mit Belagarbeiten weitermachen“, erklärt Mutz, „das zieht die Bauarbeiten zwar in die Länge, aber ist viel günstiger, als im nächsten Sommer noch einmal anzufangen.“ Kurzum: Wenn man Baumaßnahmen des Energieversorgers und der Verkehrsbetriebe mit den der Stadt zusammenfasst, wird’s zwar heftig, aber billiger.

Straßen sind sanierungsbedürftig

Alternativen gibt es laut Mutz kaum. Gerne würde er vieles über Nacht erledigen. Aber Nachtbaustellen sind in der Stadt so eine Sache. „Hier müssen wir die Lärmbelästigung berücksichtigen, ja, selbst die Beleuchtung dieser Baustellen kann für Anwohner zu einer echten Belästigung führen.“

Damit beantwortet sich die Frage des geplagten Autofahrers Thomas H. („Muss das sein?“) beinahe von selbst. Aber Jürgen Mutz bekräftigt es noch einmal: „Es tut uns ja auch leid, wenn Autofahrer im Stau stehen. Aber Ferienbaustellen müssen sein.“ Weiter sagt er: „Wir machen das nicht, um die Bürger zu ärgern, sondern weil es die Straßen nötig haben.“ Gerade die Hauptstätter Straße sei in einem miserablen Zustand gewesen. Das Tiefbauamt konnte nicht länger warten. „Hier war die Verkehrsicherheit von Zweiradfahrern gefährdet“, sagt Mutz und wirbt um Verständnis bei den vom Stau betroffenen Autofahrern.

Bei Thomas H. hat es gewirkt. „Jetzt verstehe ich manches besser“, sagt der Stuttgarter, „in Zukunft werde ich diese Brennpunkte einfach umfahren.“