Wenn’s bei München schon so losgeht: Die Urlauber-Lawine rollt in Richtung Berge, in Richtung Tirol. Foto: dpa

Als Reaktion auf den „Verkehrswahnsinn“ sperrt Tirol jetzt Nebenstraßen, die bei Urlaubern als Ausweichrouten beliebt sind.

München - Jetzt ist wieder mal so ein Wochenende: Ferien, Sonne, ab in die Berge, ab in den Süden! Dass es dann zäh zugeht auf den Autobahnen, ist klar. Und den Tirolern reicht’s jetzt. Sie sind das Haupttransitland durch die Alpen; sie fühlen sich als die Hauptopfer des „Verkehrswahnsinns“, vor allem desjenigen, den durchreisende Urlauber mit sich bringen. Deshalb sperren sie jetzt ihre Nebenstraßen. Ab sofort und an jedem Wochenende bis September. Das heißt: wer auf der Inntal- und der Brennerautobahn im Stau steht, der soll dort bleiben und darf nicht mehr über die Dörfer ausweichen. Das ist der Hauptzweck jener Fahrverbote, die die schwarz-grüne Tiroler Landesregierung an diesem Mittwoch, also just zum großen Reisewochenende nach Fronleichnam, beschlossen hat und die elektronisch auch gleich in alle Navis eingespeist werden.

Kritik an Deutschland

„Außergewöhnliche Situationen erfordern außergewöhnliche Maßnahmen“, sagt Landeshauptmann Günther Platter. Eine „Notwehrmaßnahme“ sei das, ergänzt seine Stellvertreterin Ingrid Felipe. Man reagiere damit auf die vergangenen Wochenenden mit ihren Urlauberschichtwechseln, an denen auf den von den Navis empfohlenen Schleichrouten auch für Einheimische nichts mehr ging: „Da müssen Leute ins Krankenhaus und stecken fest, da brennen Heustadel ab und die Feuerwehr kommt nicht durch. Das kann nicht sein.“ Schon am Wochenende vor Pfingsten ist Tirol – ebenso kurzfristig wie drastisch – auf die Bremse getreten. Da wurden durchreisende Lastwagen „dosiert“. Mehr als 300 pro Stunde ließ man nicht auf die Inntalautobahn; der Rückstau auf bayerischem Gebiet war mehr als 50 Kilometer lang, der Zorn des (bayerischen) Bundesverkehrsministers entsprechend. Aus Innsbruck blaffte Günther Platter zurück: Tirol müsse handeln, denn Deutschland tue nichts, um den zunehmenden Güterverkehr auf die Schiene zu bringen.

Nun also trifft es Autos und Motorräder. Auf der Autobahn um Innsbruck herum wird die Ausfahrt verboten für alle, die auf der Durchreise sind. Die Polizei, so Günther Platter, werde aufpassen – und gestresste Urlauber dorthin zurücklotsen, wo sie hergekommen sind: in ihren Stau.