Die Auffahrtsrampe an der Friedrichswahl wird abgerissen. Der Verkehr soll künftig durch zwei Tunnelröhren fließen. Foto: /Georg Friedel

Die Entscheidung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Technik, an der Friedrichswahl einen langen Tunnel mit zwei zweispurigen Röhren zu bauen, findet in den Stadtbezirken Zuffenhausen und Feuerbach große Zustimmung.

Zuffenhausen / Feuerbach - Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik hat eine für Zuffenhausen, aber auch für Feuerbach wichtige Entscheidung getroffen: Im Zuge des Umbaus des Verkehrsknotenpunkts B 10/27 soll an der Friedrichswahl ein langer Tunnel (645 Meter stadteinwärts/ 715 Meter stadtauswärts) gebaut werden. Die Verwaltung hingegen hatte einen kurzen Tunnel (135 Meter) empfohlen – was sowohl von den Zuffenhäuser als auch den Feuerbacher Bezirksbeiräten abgelehnt worden war (wir berichteten).

„Ich bin sehr erfreut über diese Entscheidung“, sagt der Zuffenhäuser Bezirksvorsteher Saliou Gueye. Nach vielen Jahren könnten die Zuffenhäuser Bürger nun sprichwörtlich „Licht am Ende des Tunnels“ sehen. Die Entscheidung des Gemeinderatsausschusses entspreche auch der Meinung am Zuffenhäuser Ratstisch. Gueye ist sich sicher: „Zuffenhausen wird durch den langen Tunnel nachhaltig von Lärm und Abgasen entlastet.“ Positiv nimmt der Bezirksvorsteher auch die Entscheidung des Ausschusses auf, dass eine Planungswerkstatt eingerichtet werden soll. Bürgerbeteiligung sei heutzutage in der Stadtplanung sehr wichtig, er freue sich auf neue Impulse aus den Reihen der Bevölkerung.

„Ein langer Tunnel bringt für viele Bürger eine Entlastung.“

Christina Kolb, die Vorsitzende des Zuffenhäuser Bürgervereins, ist mit der Entscheidung des Gemeinderats mehr als zufrieden: „Ein langer Tunnel bringt für viele Bürger eine Entlastung.“ Sowohl verkehrstechnisch als auch städtebaulich sei dieser Beschluss für den Stadtbezirk eine sehr gute Sache. Zusammen mit vielen Bürgern, Institutionen und Vereinen habe man sich rund drei Jahrzehnte für einen langen Tunnel eingesetzt, nun habe man endlich gemeinsam etwas bewirken können: „Unser langer Atem hat sich ausgezahlt, und ich bin stolz darauf.“ Städtebaulich könne man viel bewirken, beispielsweise bei der Umgestaltung des Bahnhofsumfelds.

Bei der Schutzgemeinschaft Krailenshalde nimmt man die Entscheidung des Gemeinderatausschusses ebenfalls sehr positiv auf. „Das ist ein riesen Schritt nach vorne“, sagt Joseph Michl. Seit langer Zeit setze man sich für einen langen Tunnel ein, nun gebe es zum ersten Mal die reale Chance, dass das Projekt auch in die Tat umgesetzt werde. Wichtig und richtig sei es, dass die Klimabelange überprüft würden. Michl räumt ein, dass beim Tunnelbau und der Zementherstellung sicherlich einiges an CO2 freigesetzt werde, meint aber: „Wenn irgendwo Beton verbaut wird, dann doch dort, wo man damit Bürger schützen und von Verkehrsbelastungen entlasten kann.“ Was die hohen Kosten angehe, so betont Michl, dass ohnehin viel Geld für Straßen ausgegeben werde, die keiner brauche. Dieses Geld könne man sinnvoller in Projekte investieren, die dabei helfen, Lärm- und Luftbelastungen zu reduzieren. Auch eventuelle Zeitverzögerungen sind für ihn kein größeres Problem. Nach mehr als 25 Jahren Wartezeit fielen ein oder zwei weitere Jahre nicht so stark ins Gewicht. Wichtig und wünschenswert hingegen sei, dass der Rad- und Fußverkehr stärker in die Planungen einbezogen werde. „Durch den geplanten Abriss der Auffahrtsrampe und den Neubau der Mea-Brücke profitieren insbesondere die angrenzenden Häuser sowie das Gewerbegebiet Feuerbachs“, sagt Vanessa Stamm, die stellvertretende Bezirksvorsteherin von Feuerbach. Auch sie befürwortet die lange Tunnelvariante. Für Stuttgart bedeute der Tunnel eine Verbesserung des Stadtklimas, für direkte Anwohner eine Schall- und Luftentlastung.

Knappe Entscheidung im Gemeinderat

Die Entscheidung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Technik war zweimal verschoben worden, eigentlich hatte das Thema bereits in der Dezembersitzung 2021 und dann in der ersten Januarsitzung 2022 auf der Tagesordnung gestanden. Hinter den Kulissen gab es aber einiges Hin und Her, auch innerhalb der Fraktionen war man sich wohl nicht immer einig. Die Entscheidung im Ausschuss fiel denkbar knapp mit acht zu sieben Stimmen. Für die lange Variante votierten CDU, SPD, FDP, Freie Wähler und AfD. Beschlossen wurde auch, dass die Verwaltung eine CO2-Bilanz (sowohl zu den Bauarbeiten als auch zum Verkehr nach Inbetriebnahme des Tunnel) erstellt und eine Planungswerkstatt eingerichtet wird. Momentan werden die Gesamtkosten auf 383 Millionen Euro veranschlagt (für die kurze Variante waren 97 Millionen Euro errechnet worden). Seitens der Verwaltung wird der Baubeginn im Jahr 2027 angestrebt, die Arbeiten sollen etwa zehn Jahre dauern.

Schon seit langer Zeit mit dem Thema Friedrichswahl beschäftigt ist auch Stephan Oehler. Der Leiter der Verkehrsplanung im Amt für Stadtplanung und Wohnen hält sich zur Entscheidung für den langen Tunnel verbal recht bedeckt, gibt aber zu bedenken, dass man für die Erstellung der geforderten CO2-Bilanz und für die Vorbereitung der Planungswerkstatt (es müssen unter anderem Büros für die Moderation und die fachliche Begleitung gefunden werden) natürlich Zeit brauche. Bestenfalls könne das bis zum Jahresende erledigt werden. Oehler hofft, dass die zusätzliche Kommunikationsebene sich auch tatsächlich positiv auf das Gesamtprojekt auswirkt.