In der Mutzenreisstraße auf dem Esslinger Zollberg herrscht oft reger Durchgangsverkehr – das soll künftig anders werden. Foto: Roberto Bulgrin

Schon lange wird der Durchgangsverkehr in der Mutzenreisstraße auf dem Esslinger Zollberg kritisch gesehen. Immer wieder gab es Konzepte, um den Verkehr einzudämmen, doch realisiert wurde keines davon. Jetzt stehen neue Ideen zur Debatte.

Die zündende Idee blieb bislang aus. In den vergangenen Jahren hat die Stadtverwaltung bereits verschiedene Vorschläge zur Entlastung der stark befahrenen Mutzenreisstraße im Esslinger Stadtteil Zollberg präsentiert. Doch eine überzeugende Lösung war nach Ansicht der Anwohnerinnen und Anwohner nicht darunter. Jetzt könnte wieder Fahrt in die Sache kommen. Die Stadt will demnächst zwei mögliche Optionen zur Neukonzeption der Straße in einer Öffentlichkeitsbeteiligung vorstellen. Allerdings lehnt der örtliche Bürgerausschuss diese ab – und bringt eine eigene Variante ins Spiel.

 

Nicht nur den Anliegern in der Mutzenreisstraße ist der viele Verkehr ein Dorn im Auge. Auch im Rathaus sieht man die Belastung kritisch und will für Abhilfe sorgen. Vor einigen Wochen präsentierte die Stadtverwaltung ihre zwei neuen Varianten zur Verkehrsberuhigung bereits im Mobilitätsausschuss. Bei einer demnächst anstehenden Öffentlichkeitsbeteiligung am 9. Juli auf dem Zollberg sollen sie auch den Anwohnerinnen und Anwohnern vorgestellt werden.

Optionen zur Eindämmung des Durchgangsverkehrs

Konkret geht es zum einen um den Vorschlag, die Mutzenreisstraße zur Einbahnstraße zu machen – und zwar in West-Ost-Richtung von der Eichendorffstraße bis zum Zollhausweg und in umgekehrter Richtung von der Zollbergstraße zum Zollhausweg. Die zweite Variante beinhaltet hingegen eine Beibehaltung des Zweirichtungsverkehrs, die Straße wird aber mit zahlreichen Elementen zur Verkehrsberuhigung versehen, etwa mit Engstellen oder breiteren Gehwegen. Bei beiden Varianten sind Umgestaltungen von Kreuzungen und Zufahrtsbereichen geplant, um den Durchgangsverkehr zu verringern und den Verkehr zu verlangsamen. Zudem sollen Bushaltestellen barrierefrei ausgebaut und neue Haltestellen eingerichtet werden.

Allerdings werden beide Varianten vom Bürgerausschuss Zollberg einstimmig abgelehnt. Felix Hausmann, einer der zwei Vorsitzenden des Bürgerausschusses, erklärt, dass bei einer Einbahnstraßenregelung zwar mit einer Verkehrsberuhigung zu rechnen sei, gleichzeitig aber auch mit einer Verlagerung des Durchgangsverkehrs in die Eichendorffstraße, wo sich unter anderem eine Grundschule befinde. „Daher ist das für den Bürgerausschuss keine tragbare Lösung.“ Der zweite Vorschlag der Stadt wiederum beinhalte im Prinzip nur einige Verschönerungen, aber wenig Änderungen, die zu einer Reduzierung des Verkehrs führen könnten. Daher sei auch diese Lösung nicht zielführend.

Der Bürgerausschuss bemängelt, dass die Varianten der Stadt nicht am Kernproblem ansetzten, nämlich dem Durchgangsverkehr, der im Wesentlichen von Berufspendlern morgens und spätnachmittags verursacht werde. Deshalb will der Ausschuss bei der Öffentlichkeitsbeteiligung eine andere Option diskutiert wissen. Er schlägt eine temporäre Durchfahrtsbeschränkung zwischen 6 und 9 Uhr morgens in die eine sowie zwischen 16 und 19 Uhr in die andere Richtung vor und geht dabei von einer spürbaren Entlastung des Gebiets Zollberg-West vom Durchfahrtsverkehr aus. Gerne könne man das versuchsweise testen. Ursprünglich hatte der Bürgerausschuss zudem als zweite Variante die Umwandlung der Mutzenreisstraße sowie der Eichendorffstraße in Fahrradstraßen vorgeschlagen.

Die Stadtverwaltung zeigt sich prinzipiell offen für eine Diskussion über die Vorschläge bei der Öffentlichkeitsbeteiligung: „Die Veranstaltung wird als ergebnisoffene Beteiligung gestaltet“, sagt Marcel Meier von der städtischen Pressestelle. Daher könnten die Varianten selbstverständlich dort diskutiert werden. Allerdings müssten sie regel- und richtlinienkonform sein und der Straßenverkehrsordnung entsprechen, um umgesetzt werden zu können. Das ist laut Hausmann bei der Umwandlung in Fahrradstraßen wohl nicht der Fall: „Die Stadt hat uns nachvollziehbar erklärt, dass Fahrradstraßen aus rechtlichen Gründen nicht umsetzbar sind“, berichtet er. „Daher nehmen wir den Vorschlag zurück.“

Bürgerausschuss distanziert sich von kämpferischer Bürgerinitiative

Denn klar ist laut Hausmann: „Wir wollen zusammen mit der Stadt etwas erreichen und nicht gegen die Stadt agieren.“ Daher distanziere sich der Bürgerausschuss auch gegen die örtliche Bürgerinitiative, die mit teils etwas radikalerem Vorgehen für eine Verkehrsberuhigung kämpfe. So hatten Mitglieder der Initiative unter anderem eines Nachts im Herbst 2022 ihre Autos so geparkt, dass sie nach eigenen Angaben zwar noch ordnungsgemäß platziert waren, aber den morgendlichen Berufsverkehr erheblich behinderten. Gleichzeitig hatten sie auf großen Plakaten eine Verkehrsberuhigung gefordert. Derzeit sammelten sie offenbar Unterschriften, um schnelle Entlastungen vom Verkehr zu erwirken, so Hausmann.

Auch die Stadt betont, das Ziel sei es, eine gemeinsame und für alle Beteiligten sinnvolle Lösung zu finden. Man werde die Erkenntnisse, die man in der Öffentlichkeitsbeteiligung sammle, in die Planungen einfließen lassen. Die überarbeiteten Pläne werde man dann im Mobilitätsausschuss präsentieren – wann, sei jedoch noch unklar.

Stadt lädt Öffentlichkeit zur Beteiligung ein

Präsentation
Bei einer Öffentlichkeitsbeteiligung am Dienstag, 9. Juli, um 18 Uhr in der Gaststätte Waldheim auf dem Zollberg will die Stadt die verschiedenen Varianten für eine Neukonzeption der Mutzenreisstraße vorstellen, deren Vor- und Nachteile darstellen und anschließend auch abwägen.

Beteiligung
Nach Angaben der Stadtverwaltung hat in der Öffentlichkeitsbeteiligung jede und jeder die Möglichkeit, Hinweise zu den Vorplanungen zu geben. Zudem wird es einen angeleiteten Bürgerdialog mit Diskussion geben sowie zum Abschluss der Veranstaltung ein Resümee und einen Ausblick.