Der Möhringer Bezirksbeirat hat es mit eigenen Augen gesehen: Die Kameras liefern Bilder aus der Innenstadt Foto: Rebecca Stahlberg

Warum kann der Verkehr in Vaihingen und Möhringen nicht gesteuert werden? Der Möhringer Bezirksbeirat hat sich dieses Phänomen erklären lassen.

Stuttgart-Vaihingen/Möhringen - Auf dem großen Bildschirm an der Wand sticht das Problem ins Auge. Oder besser gesagt: die Mitglieder des Möhringer Bezirksbeirates konnten während ihres Besuches in der Integrierten Verkehrsleitzentrale (IVLZ) am Mittwochabend zum ersten Mal sehen, was alles nicht zu sehen ist. Denn im Verkehrsleitraum kommen nur Kamerabilder aus der Innenstadt an: von der Rosensteinbrücke, von der Otto-Konz-Brücke, von der Talstraße und vom Charlottenplatz.

Im Dunkeln bleibt, wie viele Autos zur gleichen Zeit gerade durch die Filderbezirke rollen. Ob sich die Autos auf der Sigmaringer Straße in Möhringen oder auf der Möhringer Straße in Vaihingen stauen – „wir haben keine Informationen über die Lage dort“, erklärt Ralf Thomas, Leiter der IVLZ das Dilemma. Denn dort sind die Straßen noch nicht flächendeckend mit Kameras und Induktionsschleifen in der Straßendecke ausgestattet. Das sei fatal, denn die Vaihinger Straße und die Möhringer Landstraße sind als Ausweichroute der A 8 regelmäßig verstopft, sobald es sich auf der Autobahn staut.

Die Messinstrumente für die Verkehrsregulierung sind teuer

Aber: „Wo wir nichts sehen, da können wir auch den Verkehr nicht regulieren. Wir wissen ja nicht, warum es zum Stau gekommen ist“, sagt Thomas. Einfach auf Verdacht die Rotphase an den Ampeln an der Vaihinger Straße kürzer schalten sei keine Lösung. Bereits Ende 2011 hatte Thomas während der Haushaltsberatungen im Gemeinderat dafür geworben, mehr Geld in den Ausbau der Infrastruktur zu stecken – ohne Erfolg. Die Messinstrumente für die Verkehrsregulierung sind teuer. Deswegen sei zuerst die Innenstadt ausgestattet worden. Hinzu kam, dass die Schulsanierung für den Gemeinderat Priorität gehabt habe.

Doch Ordnungsbürgermeister Martin Schairer betonte: „Wir wollen den Blindflug im Süden beenden.“ Noch bewege sich die Stadt zeitlich im grünen Bereich. „Unser Ziel ist es, innerhalb von zehn Jahren ein Verkehrsleitsystem in der Stadt aufzubauen.“ 2006 hat das IVLZ seinen Betrieb aufgenommen, man habe gerade Halbzeit. „Jetzt ist der Süden dran“, versprach Schairer. Denn dort boome die Stadt, dort entwickle sie sich gerade am meisten. Zumal es auf den Fildern – im Gegensatz zu anderen Bezirken wie Feuerbach und Zuffenhausen – noch gar keine Infrastruktur gebe.

640 000 Euro werde es kosten, so kalkuliert Ralf Thomas, auf den Hauptachsen im Stuttgarter Süden Licht in das Dunkel der Verkehrsflüsse zu bringen. Damit bezieht er sich auf die Möhringer Landstraße in Vaihingen, die Vaihinger Straße in Möhringen und die Jahnstraße in Degerloch. 320 000 Euro kosten die Induktionsschleifen, für weitere 320 000 Euro sollen Kameras angebracht werden. „Wir wissen aber, dass das nicht ausreicht.“

Effizienz des Leitsystems ist schwierig zu messen

Ob man denn nicht die bereits bestehenden Kontaktschleifen an den Ampelanlagen nutzen könne, meldete sich Bezirksbeirat Andreas Groll von den Grünen zu Wort. Das bringe wenig, wandte Thomas ein. „Denn an den Ampeln ist durch das Stoppen und Anfahren das Fahrverhalten anders. Dann bekämen wir dauernd das Signal ‚Stau’ gemeldet, wo es keinen gibt.“

Bezirksbeirat Axel Brodbeck von den Freien Wählern wollte wissen, inwieweit sich der Ausbau der Feuerwache beschleunigend auswirken werde. „Die können es ja nicht gebrauchen, bei der Ein- und Ausfahrt ständig im Stau zu stehen.“ Thomas bestätigte, dass dies ein wichtiges Argument für die Haushaltsberatungen sein werde.

Und wie könne man die Effizienz des Leitsystems messen? Das wollten Bezirksbeiräte von den Grünen und der FDP wissen. „Schwierig“, antwortete Thomas. „Wir können nicht sagen, dass wir den Stau künftig von 2,5 auf zwei Kilometer reduzieren.“ Aber es sei sofort spürbar, wenn das System nicht funktioniere. „Vergangene Woche ist das System in der Innenstadt ausgefallen. Uns ist, salopp gesagt, die gesamte Innenstadt im Verkehr abgesoffen.“