Seit dem 1. Dezember gibt es am Parkhaus Österfeld Schranken. Davor musste der städtische Vollzugsdienst kontrollieren, wer ein Ticket gelöst hat und wer nicht. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Ein CDU-Bezirksbeirat fordert Oberbürgermeister Fritz Kuhn via Facebook zum Handeln auf. Aus Sicht des Parkhausbetreibers verläuft aber alles nach Plan.

Vaihingen - Seit Dezember ist das Parkhaus Österfeld offiziell ein Park-und-Ride-Haus speziell für Pendler. Das bedeutet, dass wer dort parken will, automatisch ein Ticket für den öffentlichen Personennahverkehr bekommt. Umgekehrt sind die Gebühren für das Parkhaus aber relativ hoch – jedenfalls dann, wenn man eigentlich gar keine Fahrkarte braucht. Das hat zur Folge, dass es in dem vorher oft überfüllten Parkhaus aktuell viel Platz gibt.

Ulrich Bayer kommt fast täglich an dem Parkhaus vorbei. Und jedes mal gebe es zwischen 200 und 300 freie Plätze, berichtet der Familienvater, der für die CDU im Bezirksbeirat sitzt. Er ärgert sich über diese Situation und hat sich nun an Oberbürgermeister Fritz Kuhn gewandt – via Facebook, einem sozialen Netzwerk im Internet. „Als Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart wollen Sie alles Erdenkliche bewerkstelligen, um die ‚Feinstaubbelastung’ zu minimieren! Nur die Frage ist, macht die Stadt Stuttgart das wirklich? Ich meine und sage: die Stadt macht längst nicht genug! Nicht ernsthaft!“, ist auf der Plattform zu lesen.

Viele parken in den umliegenden Wohngebieten

Bayer befürwortet die Umwandlung des Parkhauses Österfeld in eine Park-und-Ride-Anlage für Pendler. An und für sich zumindest. Es sei sinnvoll, die Pendler dazu zu bringen, ihr Auto außerhalb des Kessels abzustellen. Der Standort Vaihingen sei dafür ideal. So werde das Problem auch nicht am nächsten Kirchturm abgeladen, also beispielsweise in Böblingen oder Sindelfingen, heißt es im Internet.

„Nur was muss ich seit Dezember feststellen? Die Pendler werden in keinster Weise animiert, hier zu parken. Sie tun es schlicht auch nicht“, schreibt Bayer. Hinzu komme, dass die ehemaligen Nutzer, für die das Parkhaus nun zu teuer ist, weil sie eben keine Fahrkarte brauchen, in den umliegenden Wohngebieten parken. Genau diese Bedenken hatte der Bezirksbeirat bereits geäußert, als das neue Modell Mitte November in dem Gremium vorgestellt worden war (wir berichteten).

Das Parkhaus ist Teil eines Pilotprojekts

„Das ist jeden Tag zu besichtigen, wenn man die Anzeige betrachtet. Egal zu welcher Uhrzeit – in der Regel immer 200 bis 300 Parkplätze frei! Und zwar auch bei Feinstaubalarm!“, schreibt Bayer und ergänzt: „Das kann, darf und soll nicht sein!“ Der CDU-Bezirksbeirat kündigt an: „Ich schicke Ihnen jetzt jeden Tag, wenn es mir möglich ist, ein Beweisbild. Solange bis das Thema angegangen wird.“ Er fordert Kuhn auf: „Machen Sie etwas. Sorgen Sie dafür, dass das Parkhaus voll wird, und damit weniger Autos in den Kessel fahren. Setzen Sie die Stadtverwaltung in Trab – und zwar unverzüglich. Ich möchte nicht, dass es heißt: Die Stadt hat nicht genug getan!“ Bayer kündigt zudem einen Antrag im Bezirksbeirat an und will die Stadtverwaltung auffordern, aufzulisten, an welchem Tag das Parkhaus wie ausgelastet war.

Gebhard Hruby allerdings ist froh, dass es in der Anlage im Österfeld derzeit so viel Platz gibt. Er ist der Geschäftsführer der Parkraumgesellschaft Baden-Württemberg (PBW). Gemeinsam mit der Stadt Stuttgart arbeitet diese derzeit an dem Projekt Namoreg. Die Abkürzung steht für „nachhaltig mobile Region Stuttgart“. Die Initiative wurde gemeinsam vom Land Baden-Württemberg, dem Verband Region Stuttgart und der Stadt gegründet und fördert innovative Mobilitätsideen. Das Parkhaus im Österfeld ist ein erstes Versuchsobjekt. Der Testlauf dauert zwei Jahre.

Betreiber will demnächst mehr Werbung machen

„Unser Ziel ist es, mehr Autofahrer dazu zu bringen, auf Bus und Bahn umzusteigen“, sagt Hruby. Das sei aber nur möglich, wenn man ein Parkhaus mit freien Kapazitäten habe. Denn es sei schwer vorstellbar, dass jemand extra ein Parkhaus baue, in der Hoffnung, dass es dann von Pendlern genutzt werde. Von 200 bis 300 freien Plätzen im Parkhaus Österfeld will Hruby aber nicht sprechen. „Nach unserer Beobachtung sind es eher 70 bis 100“, sagt der Geschäftsführer. Finanziell fahre man trotz des relativen Leerstands besser, weil die Zahlungsmoral eine ganz andere sei. Das verwundert freilich nicht, denn seit dem 1. Dezember gibt es Schranken an den Einfahrten. Das bedeutet: Jeder muss zahlen. Allerdings gibt es eine Karenzzeit von zehn Minuten für diejenigen, die versehentlich in das Parkhaus fahren oder diejenigen, die mal schnell jemanden aussteigen lassen wollen.

Dennoch: Das halb leere Parkhaus soll kein Dauerzustand sein. „Wir werden im Laufe des Jahres die Werbung sukzessive hochfahren“, sagt Gebhard Hruby. Es gebe bereits Anfragen von Unternehmen, die ihren Mitarbeitern das Angebot im Österfeld schmackhaft machen wollen – auch mit Blick auf eventuell drohende Fahrverbote.

Parkticket ist gleichzeitig Bahnticket

Das Parkhaus neben dem Step-Gelände soll künftig nur noch Parkhaus Österfeld heißen. So steht es bereits an der Ein- und Ausfahrt. Sukzessive sollen nun auch noch die entsprechenden Aufschriften auf den Hinweis- und Straßenschildern geändert werden. Die früher ebenfalls gebräuchliche Bezeichnung „Unterer Grund“ passe nicht recht, sagt Gebhard Hruby, der Geschäftsführer der Parkraumgesellschaft Baden-Württemberg.

Das Parken im Parkhaus Österfeld kostet für maximal vier Stunden 6,90 Euro, für bis zu 24 Stunden acht Euro. In den Preisen inbegriffen ist die Nutzung des VVS für beliebig viele Fahrten in den Zonen 10 und 20. Gruppen bis zu fünf Personen parken für 8,70 Euro für vier beziehungsweise 11,40 Euro für 24 Stunden. Sie können für den Preis den ÖPNV mit einem Gruppenticket nutzen. Bei Feinstaubalarm kosten die Tickets entsprechend weniger. Vor der Umstellung kostete das Parken im Österfeld 1,50 Euro am Tag.