Zum VfB-Heimspiel nahmen trotz Feinstaubalarms viele das Auto Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Für den zweiten Feinstaubalarm in diesem Jahr waren die Voraussetzungen schlecht: Das Wetter lockte in die Wilhelma, der VfB zum Heimspiel – und kaum jemand verzichtete auf sein Auto.

Stuttgart - Wegen des guten Wetters und des VfB-Heimspiels war am Samstag trotz Feinstaubalarms reger Betrieb auf Stuttgarts Straßen. Am Freitag, dem ersten Alarmtag, war der Wert mit 57 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft erneut über den Grenzwert von 50 Mikrogramm geklettert. Am Samstag registrierte die Meßanlage am Neckartor 54 Mikrogramm.

Am Samstagnachmittag hatte die Stadt das Ende des zweiten Feinstaubalarms für Sonntag, 24 Uhr, festgesetzt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte nur noch bis dahin eine austauscharme Inversionswetterlage vorhergesagt, bei der die Feinstaubwerte steigen. Der strahlende Sonnenschein hat am Samstag viele Menschen auch von weiter her in die Landeshauptstadt gelockt. Mit der Trias „einkaufen, schlendern, Wilhelma“ beschrieb Sven Matis, Sprecher der Stadt, die Gründe dafür. Dazu kam am späteren Nachmittag das Heimspiel des VfB gegen Hannover in der Mercedes-Benz-Arena. Während die Verkehrsleitzentrale am Freitagmorgen noch „gefühlt etwas weniger Verkehr“ meldete, konnte man das fürs Wochenende nicht sagen.

Tausende nutzen gutes Wetter für Wilhelma-Besuch

„Unser Parkhaus war am Vormittag vor 12 Uhr voll“, sagte die Zoologin Isabel Koch über den guten Besuch der Wilhelma am Samstag. Sonst sei der Samstag nicht unbedingt ein guter Tag für den Tiergarten, an dem das 800 Plätze fassende Parkhaus mitunter gar nicht oder erst spät voll wird. „Das Wetter ist entscheidend“, erklärt Isabel Koch. Am Samstag verzeichnete man bei bestem „Wilhelma-Wetter“ etwa 3500 Besucher. Auch am Sonntag war das Parkhaus der Wilhelma gegen 12 Uhr wieder voll.

Am frühen Samstagnachmittag meldete die Verkehrsleitzentrale erste Staus: einen Kilometer auf der B 27 in Höhe des Zuffenhausener Bahnhofs, enger ging es da auch schon auf der B 10 von Esslingen her zu, was zum Teil auf die ersten ankommenden VfB-Fans von außerhalb schließen ließ.

Ein Effekt könnte aber auf den Feinstaubalarm zurückzuführen sein: Das Park-and-ride-Parkhaus an der Degerlocher Albstraße war schon am frühen Nachmittag belegt. „Viele Autofahrer von Tübingen und Reutlingen her sind dort offenbar auf den öffentlichen Nahverkehr umgestiegen“, sagte Stadtsprecher Sven Matis. Eine „substanzielle Auswertung“ der Auswirkungen des zweiten Feinstaubalarms werde man aber erst Mitte März vorlegen können. Das Parkhaus des Shoppingcenters Milaneo im Europaviertel war am Samstag früh belegt. „Die 1200 Plätze waren voll, wie an einem gewöhnlichen Samstag“, sagte Anke Meisenbacher vom Parkhausbetreiber Hüfner. Vielleicht sogar etwas mehr. Gleiches galt für das 470 Plätze fassende Züblin-Parkhaus.

Kunden von weit her ist Bahn zu umständlich

Eine kleine Umfrage zeigte: die meisten Autofahrer, die vielfach von weit außerhalb ins Einkaufszentrum Milaneo kommen, hatten vom Feinstaubalarm in Stuttgart gehört, wollte deshalb aber nicht auf Busse und Bahnen umsteigen. „Die Bahntickets sind zu teuer“, erklärte ein 21-Jähriger aus Ulm, der mit vier Kumpels unterwegs war. „Und mit der Bahn ist es auch zu stressig.“ Ein Paar aus Erligheim im Kreis Ludwigsburg hatte seinen Ausflug nach Stuttgart schon lange geplant. Der 47-Jährige und seine 40 Jahre alte Frau wollten diesen deshalb nicht verschieben, der Umstieg auf den öffentlichen Verkehr wäre für sie sehr „umständlich“ gewesen. Ein 57-Jähriger aus Memmingen, den seine Frau „einmal im Jahr hierher entführt“, hatte erst auf einem Transparent bei der Abfahrt von der Autobahn von dem Feinstaubalarm erfahren. Aber auch wenn er das früher gewusst hätte: „Wenn ich einmal im Jahr hierher komme, lass’ ich mich von so was nicht abhalten.“ Drei junge Frauen aus Konstanz im Alter von 25 und 30 Jahren wären durchaus auf den Zug umgestiegen, aber sie haben den Alarm erst in Stuttgart selbst registriert.