Der Streit um die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf dem Königsträßle zwischen Degerloch und Schönberg nimmt eine überraschende Wendung.
Vergangene Woche hatte die Birkacher Bezirksvorsteherin Andrea Lindel im Bezirksgremium noch verkündet, die Stadt wolle laut dem Ordnungsamt auf dem inzwischen sanierten Waldsträßchen nach endgültigem Abschluss der Bauarbeiten wieder zur alten Geschwindigkeitsregelung zurückkehren. Statt Tempo 40 also wieder Tempo 60. Doch mittlerweile haben sich die Vorzeichen, wie schnell künftig auf dem Königsträßle mit dem Auto gefahren werden darf, um 180 Grad gedreht: Die Stadtverwaltung, so lässt das Presseamt nun auf Anfrage wissen, prüfe aktuell auf dem Abschnitt gar die Einrichtung einer Fahrradstraße.
Das Anliegen war hoch umstritten
Bereits Ende vergangenen Jahres hatte das Birkacher Bezirksgremium auf Antrag der Freien Wähler und der CDU die Forderung erhoben, man möge nach der Fahrbahnsanierung zwischen Schönberg und Waldau wieder zur alten Regelung zurückkehren. Bis 2010 durfte auf der schmalen Straße durch den Wald 60 Stundenkilometer gefahren werden. Seitdem galt wegen des maroden Fahrbahnzustands eine Tempobegrenzung von 40 Stundenkilometern.
Obwohl das Anliegen hoch umstritten war, hatte der Antrag von Freien Wählern und CDU im Oktober eine knappe Mehrheit im Gremium gefunden. Die Gegner im Bezirksbeirat argumentierten unter anderem mit der Tatsache, dass auf dem Sträßchen auch die viel befahrene Hauptradroute 3 verlaufe. Zudem querten viele Waldspaziergänger, die im Naherholungsgebiet unterwegs seien, die Straße, so damals der Bezirksbeirat Alexander Fischer (Grüne).
Auf dem Königsträßle wird oft zu schnell gefahren
Tatsächlich hatte die Stadt bereits 2014 deutlich gemacht, dass die Tempodrosselung nicht nur allein des schlechten Straßenzustands wegen erfolgt sei, sondern auch, weil Verkehrsmessungen ergeben hatten, dass auf dem Königsträßle selbst Tempo 60 nicht immer eingehalten worden war. Der Bezirksbeirat in Degerloch hatte sich genau aus diesem Grund ebenfalls Ende vergangenen Jahres auf Antrag der Grünen mit großer Mehrheit gegen die Rückkehr zu Tempo 60 ausgesprochen.
Die Stadt bestätigt jetzt zwar, dass durch die bereits durchgeführten Sanierungsarbeiten und die damit verbundene Erneuerung des Belages „der verkehrsrechtliche Grund für Tempo 40“ nach den abschließenden Bauarbeiten entfalle. Doch weiter heißt es dann: Man prüfe nun „aus aktuellem Anlass und im Hinblick auf die Hauptradroute 3 priorisiert, inwiefern im Zusammenhang mit dem Königsträßle verkehrsstrukturelle Veränderungen möglich sind, wie zum Beispiel die Einführung einer Fahrradstraße“.
Auch der ADFC hat inzwischen angekündigt, entsprechend tätig zu werden: Auf Anfrage erklärt Frank Zühlke vom ADFC-Kreisvorstand Stuttgart, dass nach Ansicht des Fahrradfahrervereins, der Gemeinderat eine Teileinziehung beschließen könne, sodass das Königsträßle für den Autoverkehr gesperrt wäre. „Daher bitten wir die Gemeinderatsfraktionen, einen entsprechenden Antrag zu stellen und zu beschließen“, kündigte Frank Zühlke an.