Verkehrsplaner versuchen das Bauwerk an der Friedrichswahl zu entflechten. Foto: Lg/Achim Zweygarth

Das Ohr an der Friedrichswahl soll abgerissen, Zuffenhausen besser vor Lärm geschützt werden. Die Stadt hat zwei Bauvarianten als ebenbürdig identifiziert.

Stuttgart - Das Ohr, wie die Auffahrt auf die B10/27 an der Friedrichswahl in Zuffenhausen landläufig genannt wird, soll abgerissen und durch eine neue Verkehrsführung ersetzt werden. Im März hatten die Fraktionen von CDU, Grünen und SPD auf eine Grundsatzentscheidung noch vor der Sommerpause gepocht, im Ausschuss für Umwelt und Technik legte die Verwaltung diese Woche das Ergebnis eines Variantenvergleichs vor.

Schwierigkeiten bereitet, dass Auto- und Stadtbahnverkehr entflochten werden müssen und für Zuffenhausen ein Autotunnel gewünscht wird. Eine der untersuchten Variante sieht vor, die Stadtbahn tieferzulegen und den Autoverkehr mit einer Steigung von vier Prozent geradeaus auf die Bundesstraßen 10/27 zu führen. Bei der zweiten Variante wird der Autoverkehr in einen Tunnel gelenkt und muss auf dem Weg nach oben sieben Prozent Steigung bewältigen. Die Steigung von sieben Prozent sei, so der Verkehrsplaner Stephan Oehler, „sehr ungewöhnlich für eine Bundesstraße“. Aber: „Beide Varianten sind möglich, keine ist die bessere, keine Variante verhindert den Tunnelbau in Zuffenhausen.“

Ein solcher Tunnel wird von der Schutzgemeinschaft Krailenshalde, dem Bürgerverein Zuffenhausen und der Initiative Schöneres Zuffenhausen in einem Brief an Stadt und Stadträte gefordert: „Durch die Tieferlegung der B10/27 an der Friedrichswahl ergibt sich die Chance, diese Straße auf der gesamten Länge der Ortsdurchfahrt Zuffenhausen bis zur Zabergäustraße unter die Erde zu legen.“

Täglich, so der Planer, passierten rund 40 000 Fahrzeuge die Auffahrtrampe, bisher legten sie wegen des Ohrs jeweils 460 Meter unnötige Strecke zurück. Kappe man das Ohr, könne man pro Jahr eine Tonne Feinstaub und 5,7 Tonnen Stickoxide einsparen.

Die CDU brachte in der Sitzung des Ausschusses zum Ausdruck, dass man das Projekt in Angriff nehmen wolle. „Jetzt muss man schauen, ob man angesichts des guten Jahresabschlusses zu den zehn Millionen Euro aus 2016 nochmal zehn Millionen Euro zur Seite legen kann“, sagte Stadtrat Philipp Hill. Für welche Variante das Herz der Fraktion schlägt, wolle man erst entscheiden, wenn die Pläne in den Bezirksbeiräten besprochen seien und den Ausschuss eine neue Vorlage erreicht habe.

Auch die Freien Wähler, die FDP und Einzelstadtrat Walter Schupeck (Liberal-Konservative Reformer) sowie die SPD haben sich noch nicht auf eine Variante festgelegt, die SPD wolle aber, so Martin Körner, „einen Tunnel für ganz Zuffenhausen bis zur Zabergäustraße, das sollten wir als Ziel festschreiben“. Auch seine Fraktion sei bereit, Geld aus dem Jahresabschluss zur Verfügung zu stellen. Die Grünen sowie Einzelstadtrat Ralph Schertlen haben sich für einen Autotunnel ausgesprochen. „Wir wollen die Lärmbelastung aus Zuffenhausen wegbekommen“, so Grünen-Stadträtin Gabriele Munk. Sie plädiere allerdings für eine Variante, in der kein Direktanschluss vom Feuerbacher Industriegebiet auf die B10/27 gebaut werde. Mittels einer Brücke wollen die Verkehrsplaner die Schwieberdinger Straße und die Wernerstraße entlasten. Hannes Rockenbauch (SÖS/Linke-plus) forderte den Rückbau der Straßen und erinnerte an die Zielvorgabe des OB, künftig 20 Prozent weniger motorisierten Individualverkehr in der Stadt haben zu wollen. „Nun bietet man den Autofahrern eine noch attraktivere Anbindung an die Bundesstraße. Legen Sie die Kosten vor. Planen Sie die Varianten detailliert zu Ende“, forderte er. Sicher ist laut Stephan Oehler, dass „die bisherige Kostenschätzung von 30 bis 35 Millionen Euro überholt ist.“ Am kommenden Dienstag diskutieren die Bezirksbeiräte Zuffenhausen und Feuerbach die Varianten.