Durch die Nellinger Straße fahren immer wieder Lastwagen, jetzt wird über ein Verbotsschild nachgedacht. Foto: Judith A. Sägesser

Verkehr ist ein Thema, das die Gemüter erhitzt. In Sillenbuch haben sich die Bezirksbeiräte am 23. Januar 2013 ausführlich damit befasst. Hier ein Überblick nach Straßen.

Sillenbuch - Bei der Sondersitzung in Sillenbuch am Mittwoch haben zahlreiche Verkehrsthemen auf der Tagesordnung gestanden. Ein Überblick.

Bockelstraße und andere Ampeln nahe Haltestellen

Das Problem: Die Bezirksbeiräte merkten an, dass man immer wieder beobachten könnte, wie Leute die Straße passieren, obwohl die Fußgängerampel Rot zeige. Sie führen dies darauf zurück, dass die Leute schnell zur Bahn oder zum Bus müssten. Die Lokalpolitiker fragen sich, ob die Ampelphasen verändert werden könnten, sodass die Fußgänger länger Grün haben.

Die Antwort der Stadt: Ilmar Dück vom Tiefbauamt verkündete bei dieser Gelegenheit, dass an der Kreuzung Bockelstraße/Kirchheimer Straße die Ampelanlage demnächst erneuert werden soll. Dann werde auch das Signal verändert – und zwar zugunsten der Fahrgäste, die mit dem Bus von Hedelfingen kommen und in die Stadtbahn an der Haltestelle „Bockelstraße“ steigen wollen. Wann genau diese Ampel erneuert werde, sei noch nicht klar, sagte Dück. Ansonsten sagte er, dass alle Ampeln entlang der Kirchheimer Straße im Lauf der vergangenen Jahre optimiert worden seien. Er sehe deshalb keinen Handlungsbedarf. Dieselbe Meinung vertrete der Ampelexperte der Stadt, Reinhard Unkhoff.

Das Problem: Die Bezirksbeiräte fragten zum wiederholten Mal, wann die Gehwegnase an der Bockelstraße auf Höhe der Paprikastraße gebaut würde. Diese soll den Durchfahrtsverkehr verlangsamen.

Die Antwort der Stadt: Dafür reiche das Geld im Jahr 2013 wohl nicht, sagte Ilmar Dück vom Tiefbauamt. Vermutlich werde die Nase 2014 oder 2015 gebaut werden.

Tuttlinger Straße

Das Problem: Mehrere Anwohner der Tuttlinger Straße haben beklagt, dass eine Maßnahme der Stadt Stuttgart zu unbefriedigenden Ergebnissen führe. Weil der Bus der Linie 66 zunehmend Probleme hatte, um die parkenden Autos zu rangieren, hat die Stadt im Jahr 2010 zwei Ausweichbuchten am oberen Teil in Richtung Kirchheimer Straße eingerichtet. Im Zuge dessen sind Parkplätze weggefallen, was die Anwohner nun bedauern. Die Situation sei seither zudem extrem unübersichtlich. Die Leute fragen sich, wie es werden soll, wenn nahe der Stichstraße unterhalb des Höhenringwegs ein Neubau mit 17 Wohnungen erstellt werden soll. „Wo sollen denn die ganzen Autos parken?“, fragte eine Bürgerin. Sie habe gegen das Baugesuch jedenfalls Widerspruch eingelegt.

Die Antwort der Stadt: „Natürlich gibt es keine Lösung, die perfekt ist“, sagte Edgar Riester vom Ordnungsamt zu den eingerichteten Ausweichbuchten für den 66er Bus. Neue Verkehrsregelungen hätten allerdings immer einen Grund. „Oft macht man das mit blutendem Herzen“, sagte Riester in der Sitzung am 23. Januar 2013.

Das Problem: Immer wieder würden Autofahrer beispielsweise entlang der Tuttlinger Straße (aber auch an der Oberwiesenstraße) bei Gegenverkehr auf den Gehweg ausweichen, merkten die Bezirksbeiräte an. Von Bürgern wurde dies bekräftigt.

Die Antwort der Polizei: Der Leiter des Polizeipostens Sillenbuch, Thomas Thull, berichtete, er habe an besagten Stellen immer wieder kontrolliert, sowohl in Zivil als auch in Uniform. „Ich verstehe nicht, warum die Leute dort auf den Gehweg fahren“, sagte er. „Aber der Gehweg an der Tuttlinger Straße lädt geradezu dazu ein.“ Die Überwachung sei laut Thull höchst schwierig. Schließlich sei es mit einer Anzeige allein nicht getan. Vor Gericht brauche man handfeste Beweise. „Die Aussage eines Polizisten wird vor Gericht zerrupft“, sagte Thull.

Das Problem: Die kleine Straße zwischen Sillenbuch und Rohracker (die Verlängerung der Tuttlinger Straße) ist eine beliebte Abkürzung. Dies ist kein unbekanntes Problem im Stadtbezirk. Immer wieder beschweren sich die Anwohner. Zumal die Autofahrer offenbar gern mit überhöhter Geschwindigkeit vorbeibrausen.

Die Antwort der Stadt: Monika Dietmann von der Straßenverkehrsbehörde sagte, es sei klar geregelt, dass nur Landwirte und Besitzer von Schrebergärten auf dieser Straße unterwegs sein dürfen. Sie sagte zudem, dass dort immer wieder stichprobenhaft kontrolliert und verwarnt würde. Natürlich gäbe es die Möglichkeit, die Straße zu sperren, sagte Dietmann. Dann müssten allerdings die Bezirksbeiräte von Sillenbuch und Hedelfingen dafür gemeinsam die Initiative ergreifen.

Kirchheimer Straße

Das Problem: Die Lokalpolitiker führten auf ihrer gemeinsam erarbeiteten Liste an, dass immer wieder Autos und Lieferwagen auf Fahrradwegen parken würden, zum Beispiel entlang der Kirchheimer Straße. Sie fordern eine verstärkte Überwachung.

Die Antwort der Stadt bzw. der Polizei: Edgar Riester vom Ordnungsamt merkte an, dass es für mehr Kontrolle mehr Kontrolleure brauche. Und dies koste eben. Ob der Gemeinderat Stuttgart dieses Geld zur Verfügung stelle, sei letztlich eine politische Frage. Thomas Thull, der Leiter des Sillenbucher Polizeipostens, bekannte klar Farbe. Vor allem die Lieferanten hätten an der Kirchheimer Straße zwischen der Eduard-Steinle-Straße und der Tuttlinger Straße doch gar keine andere Chance, als zeitweilig auf dem Rad- beziehungsweise Fußgängerweg zu parken. „Ich werde sie jedenfalls nicht gebührenpflichtig verwarnen“, sagt Thull. Er hält die Parkplatzplanung für mangelhaft.

Das Problem: Die Bezirksbeiräte kritisieren, dass Autofahrer bei dem italienischen Restaurant "Bianco & Nero" an der Kirchheimer Straße wiederholt auf dem Gehweg parken würden. Dies ist eine altbekannte Klage.

Die Antwort der Stadt: Monika Dietmann von der Straßenverkehrsbehörde sagte, dass die Situation dort kompliziert sei. Denn ein Streifen gehöre dort dem Betreiber des Lokals. Die Stadt habe ihn vergangenes Jahr auf die Beschwerden aus dem Bezirk hingewiesen, sagte Dietmann. „Er hat zugesichert, dass er darauf achtet.“

Das Problem: Die Bezirksbeiräte erkundigten sich bei der Stadt, ob auf dem Radweg entlang der Kirchheimer Straße bei Gebäude 75/77 eine Markierung angebracht werden könnte, damit Radler die Straße sicherer queren könnten.

Die Antwort der Stadt: Dieser Knoten werde derzeit geprüft, sagte Monika Dietmann von der Straßenverkehrsbehörde. Anlass sei der zunehmende Pedelec-Verkehr. Dieser trete immer mehr in Konkurrenz zu den Fußgängern. Das Ergebnis der Prüfung soll dann im Bezirksbeirat vorgestellt werden. Ilmar Dück vom Tiefbauamt bekräftigte, dass die Kreuzung seit ihrem Bestehen immer wieder ein Thema sei.

Das Problem: Sowohl die Lokalpolitiker als auch Bürger sagen, dass die Fußgängerampel an der Haltestelle „Silberwald“ an der Kirchheimer Straße gefährlich sei. Was vor allem daran liege, dass zahlreiche Autos, die vom Fernsehturm her kommen, über Rot fahren würden. Das sei prekär für passierende Fußgänger. „Hier geht es um Menschenleben“, sagte ein Bürger, der sich um die Sicherheit seiner Kinder sorgt. Zweimal habe er bereits seinen Regenschirm gegen ein rasendes Auto geschlagen.

Die Antwort der Stadt bzw. der Polizei: Thomas Thull, der Leiter des Polizeipostens Sillenbuch, sagte, dass es sich bei der Stelle um keinen Unfallschwerpunkt handele. Dass es vor geraumer Zeit zu einem Umfall mit einem Radfahrer gekommen sei, habe eventuell an Unachtsamkeit gelegen, sagte Monika Dietmann von der Straßenverkehrsbehörde.

Liliencronstraße/Kleinhohenheimer Straße

Das Problem: Die Bezirksbeiräte aus Sillenbuch haben bei der Sondersitzung des Bezirksbeirats kritisch angemerkt, dass immer wieder Leute auf Gehwegen im Bezirk parken würden. So zum Beispiel an der Liliencronstraße, am Fenchelweg und an der Bildäckerstraße. Der SPD-Sprecher im Bezirksbeirat, Ulrich Storz, hat diesen Vorwurf mit selbstgeschossenen Fotos belegt.

Die Antwort der Stadt: „Parken auf Gehwegen ist verboten“, entgegnete Edgar Riester vom Ordnungsamt. „Das lernt man in der Fahrschule. Da gibt es nichts zu regeln, das ist geregelt.“ Er verlieh damit seiner Einstellung Ausdruck, dass viele Verkehrsprobleme gelöst werden könnten, wenn sich jeder Einzelne an die geltenden Regeln halten würde.

Das Problem: Immer wieder würden Einbahnstraßen im Bezirk in verkehrter Richtung befahren, monierten die Bezirksbeiräte. Beispiele seien die Liliencronstraße sowie die Kleinhohenheimer Straße.

Die Antwort der Stadt: Da klar geregelt sei, dass dieses Verhalten verboten sei, bliebe eigentlich nur, dass Bürger die Falschfahrer ansprechen, sagte Monika Dietmann von der Straßenverkehrsbehörde. „Manche sind ja einsichtig.“

Käthe-Loewenthal-Straße bzw. Mannspergerstraße

Das Problem: An der Ausfahrt von der Käthe-Loewenthal-Straße zur Schemppstraße sowie an der Mannspergerstraße bestünden gefährliche Stellen für Abbiegende. Parkende Autos würden die Sicht behindern, sagten die Bezirksbeiräte.

Die Antwort der Stadt: Monika Dietmann von der Straßenverkehrsbehörde sagte, die Stadt habe bereits mit dem Gedanken gespielt, an der Ecke Käthe-Loewenthal-Straße/Schemppstraße einen Spiegel anzubringen, sich letztlich aber dagegen entschieden. Zum einen würden die Autofahrer genügend sehen, sagte sie. Zum anderen würden Verkehrsspiegel den Leuten oftmals ein falsches Sicherheitsgefühl vermitteln. An der Mannspergerstraße, Ecke Kammhaldenweg sei die Situation eine ähnliche. Für diese Stelle hat Dietmann den Beiräten allerdings häufigere Kontrollen bei den parkenden Autos zugesichert.

Nellinger Straße

Das Problem: Laut dem Bezirksbeirat Sillenbuch fahren immer wieder Lastwagen durch die Nellinger Straße, die dort nichts zu suchen hätten. Die Politiker schlagen ein Verbotsschild vor.

Die Antwort der Stadt: „Was wäre anders, wenn wir ein Schild aufstellen würden?“, fragte der Stadtplaner Arne Seyboth in die Runde. Eine Verkehrszählung im Oktober 2010 habe ergeben, dass es sich bei Nellinger Straße nicht um einen Schwerpunkt für Schleichverkehr handele.

Filderauffahrt

Das Problem: Die Bezirksbeiräte haben sich gefragt, warum die Filderauffahrt bisher nur an ihrem unteren Ende saniert worden ist.

Die Antwort der Stadt: Das sei eine Geldfrage, sagte Ilmar Dück vom Tiefbauamt. Der zuständige Kollege im Amt habe das Problem aber nicht aus den Augen verloren, versicherte er.

Park-und-Ride-Parkplätze und Stadtbahn-Haltestellen

Das Problem: An der Stadtbahn-Haltestelle „Sillenbuch“ fehlen Abstellplätze für Räder, sagen die Bezirksbeiräte. Zudem fragen sie sich, ob die beiden Park-und-Ride-Parkplätze im Stadtbezirk (an den Haltestellen „Schemppstraße“ und „Heumaden“) ausgelastet sind.

Die Antwort der Stadt bzw. der Polizei: Der Stadtplaner Arne Seyboth bot an, zu prüfen, ob es an der Haltestelle „Sillenbuch“ ausreichend Platz gibt, um die gewünschten Fahrradständer anzubringen. „Es muss eben stadtgestalterisch ordentlich aussehen“, sagte er. Seyboth möchte das Thema beim Radbeauftragten der Stadt, Klaus Köhnlein, ansprechen. Laut Thomas Thull, dem Leiter des Sillenbucher Polizeipostens, seien die beiden Park-und-Ride-Parkplätze zu 110 Prozent ausgelastet.

Hohe Bordsteine

Das Problem: An vielen Stellen im Bezirk seien die Bordsteine zu hoch, sodass Radler absteigen müssten, wenn Sie die Straße queren. So sehen das die Sillenbucher Bezirksbeiräte.

Die Antwort der Stadt: Ilmar Dück vom Tiefbauamt sagte, dass abgesenkte Bordsteine eine Geldfrage seien. Die Stadt gehe in dieser Sache schrittweise vor. „Für alle Maßnahmen im Stadtgebiet reicht das Geld nicht“, sagte er.

30er-Zonen allgemein

Das Problem: Die Bezirksbeiräte beklagen, dass Autofahrer sich regelmäßig nicht an die vorgegebene Geschwindigkeit in Tempo-30-Zonen halten würden. Dies gelte für viele Straßen im Stadtbezirk.

Die Antwort der Stadt: Die 30er-Zonen sind Anfang der 1990er Jahre in Stuttgart eingeführt worden, sagte Monika Dietmann von der Straßenverkehrsbehörde. Ihr Kollege Edgar Riester vom Ordnungsamt  ergänzte, dass Tempo 30 vermutlich bald flächendeckend eingeführt werde. Europapolitiker hätten Entsprechendes vor. Mehr Tempo-30-Schilder oder Markierungen auf der Straße hält Riester für unnötig. Tempo-30-Zonen gebe es seit 20 Jahren, jeder wisse, was das sei.

Schilder für Radler

Das Problem: Die Sillenbucher Lokalpolitiker fragten die Stadt, wann sie gedenke, die Radlerrouten im Bezirk auszuschildern.

Die Antwort der Stadt: Arne Seyboth vom Stadtplanungsamt sagte, er wisse nicht, ob es diesbezüglich bereits Pläne gebe. Er wolle dies mit dem Radbeauftragten der Stadt, Klaus Köhnlein, besprechen.