Wirklich frei von Autoverkehr ist die Eberhardstraße auch einige Wochen nach der Einführung der Fahrradstraße nicht. Einige Einzelhändler freut das sogar. Foto: /Leif Piechowski

Einzelhändler an der Eberhardstraße werden immer noch außerhalb der dafür vorgesehenen Zeiten mit dem Auto beliefert. Die Bewertung der neuen Regelung fällt unterschiedlich aus.

S-Mitte - Gabriele Maier vom Schuhgeschäft Think! Store an der Eberhardstraße freut sich auf den Sommer. Dann soll es laut den Planungen der Verwaltung in der seit einigen Wochen bestehenden Fahrradstraße vor ihrer Ladentüre mehr Flächen für Außengastronomie geben. Maier erhofft sich eine höhere Frequenz von Fußgängern an der Eberhardstraße. Diese könnten dann auch im Think! Store vorbeischauen, kalkuliert sie. „Ich finde die Fahrradstraße positiv. Es gibt weniger Lärm und es riecht nicht mehr so“, meint Maier.

Die neue Regelung habe auf ihr Geschäft bisher keinen Einfluss, schildert Maier. Probleme bei der Warenanlieferung mit dem Auto außerhalb der dafür vorgesehenen Zeit von 5 bis 11 Uhr gebe es nicht, meint sie. Jüngst hatte die Schwanenapotheke von einem zunehmenden Unwillen ihrer Lieferanten berichtet, die Eberhardstraße anzusteuern und ein Knöllchen zu riskieren. „Unsere Waren werden nach wie vor nachmittags geliefert“, sagt Gabriele Maier.

Lieferanten kommen den ganzen Tag

Auch die Inhaberin des Fairmodeladens Glore, Nicola Haug, erklärt, dass die Lieferanten den ganzen Tag in die Eberhardstraße fahren.

Die Stadt vertritt einen klaren Standpunkt zur Warenanlieferung mit dem Auto außerhalb der dafür vorgesehen Zeit. „Wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung Verstöße feststellen, werden diese entsprechend sanktioniert“, erklärt eine Sprecherin der Stadt. Mit einer Geldbuße in Höhe von 15 Euro müssten Fahrer rechnen, die nach 11 Uhr und vor 5 Uhr auf der Eberhardstraße unterwegs sind und in eine Kontrolle geraten. Entgegen der Meinung mancher Geschäftsbetreiber gebe es dabei auch keine Ungleichbehandlung von Einzelhändlern und dem benachbarten Breuninger an der Marktstraße, betont die Sprecherin der Stadt.

Shuttle steht auf Privatfläche

Die Verwaltung habe dem Warenhaus keine Sondergenehmigung für sein Shuttle-Fahrzeug erteilt, erklärt sie. „Das Fahrzeug steht im Eingangsbereich der Karlspassage auf privater Fläche“, teilt die Sprecherin mit. Eine legale Zufahrt dorthin sei nur über die Dorotheen-, Münz-, oder Marktstraße möglich, erläutert sie.

Der Kurierdienst UPS hat sich dem Augenschein nach schon an die neue Lage angepasst. Passanten können Lieferanten beobachten, die mit einem Fahrradmobil unterwegs sind. Sebastian Kaltofen, Sprecher von Hermes, gelobt Besserung. Sein Unternehmen habe bislang von dem Fahrverbot nichts gewusst. „Ab heute wird es selbstverständlich beachtet und die Zulieferung erfolgt über eine Parallelstraße“, teilt Kalkofen mit.

DHL schlägt ausgewiesene Halteflächen vor

Der DHL-Sprecher Gerold Beck widerspricht den Beobachtungen der Ladenbesitzer von Warenanlieferungen an der Eberhardstraße zu jeder Tageszeit zumindest für sein Unternehmen. DHL-Zulieferer würden Straßen mit einer Zufahrtsbeschränkung immer zuerst ansteuern, um Ware im erlaubten Zeitfenster anliefern zu können. In der Vorweihnachtszeit sei aber das Warenvolumen besonders hoch. Fahrer hätten bisweilen die Eberhardstraße nicht rechtzeitig vor 11 Uhr verlassen können und kassierten deshalb einen Strafzettel, schildert Beck. „Zumal etliche Geschäfte erst um 9.30 oder 10 Uhr öffnen, ist das Zeitfenster für unsere Paketzusteller tatsächlich mitunter sehr eng“, erklärt er. Ausgewiesene Halteflächen für Zulieferer in Seitenstraßen könnten Lieferanten das Geschäft erleichtern, meint der DHL-Sprecher. Ähnlich äußert sich auch der DPD-Sprecher Sebastian Zeh. „Die Tour wird derzeit neu geplant, um zu gewährleisten, dass das von der Stadt auferlegte Lieferzeitfenster eingehalten wird“, erklärt er. Dies sei allerdings angesichts des engen Zeitfensters eine Herausforderung, meint Zeh.

Horst Bansemer, Inhaber des Spielwarengeschäfts Tausendschön, findet, dass die Stadt deutlicher auf die Verkehrsberuhigung hinweisen sollte. Die Stadt hat auf dem Straßenasphalt unter anderem ein großes „Fahrradstraße“-Zeichen angebracht. Banner über der Eberhardstraße weisen derzeit noch auf die neue Regelung hin. Bansemer findet, dass diese Hinweise nicht ausreichen.

Einzelhändler kritisiert Stadt

Der Spielwarenhändler teilt den Eindruck, dass sich viele Autofahrer nicht an die neue Regelung an der Eberhardstraße halten. „Ich beobachte immer noch Radfahrer, die wegen der Autos auf der Straße auf den Gehweg ausweichen“, sagt Bansemer. Im Moment sei die Fahrradstraße für ihn eine „halb gare Geschichte“. Sein Urteil über die bisherigen Auswirkungen der Fahrradstraße auf den Einzelhandel an der Eberhardstraße klingt dann auch weder alarmiert, noch ermutigend. Eigentlich sei alles beim Alten geblieben, meint der Ladeninhaber.