Der Asphalt der B 313 ist in schlechtem Zustand und muss erneuert werden. Foto:  

Verstopfte Straßen, Umleitungen, genervte Autofahrer: die Sanierung der B 313 stellt die Geduld tausender Verkehrsteilnehmer auf die Probe. Wer kann, verzichtet auf das Auto, die Arbeiten an der Bundesstraße dauern noch bis zum 5. Oktober.

Nürtingen - Matei Constantin ist genervt. Der aus Leinfelden-Echterdingen kommende Lehrer unterrichtet an einer Schule in Nürtingen und muss fünf mal die Woche eine Strecke von 50 Kilometern auf sich nehmen, um zu seinem Arbeitsplatz hin- und wieder zurück zu gelangen. Doch seit Wochen herrscht Chaos auf den Straßen Nürtingens, denn aufgrund der starken Straßenschäden der B 313 muss die Bundesstraße umfassend saniert werden. Derzeit läuft der vierte Bauabschnitt. Der elfte und letzte soll am 5. Oktober abgeschlossen sein.

Manch einer auf Facebook flüchtet sich in Galgenhumor

Durch die Sperrungen und Umleitungen stehen Autofahrer in und um Nürtingen gerade während des Berufsverkehrs lange im Stau. Bewohner als auch Pendler treibt die Baustelle in den Wahnsinn. Statt der üblichen 25 Minuten brauche er nun fast eine Stunde, um nach Nürtingen zu gelangen, klagt Matei Constantin. Auch im Lehrerzimmer sei dies bereits ein Gesprächsthema, berichtet er. Des Öfteren kämen Kollegen zu spät, und erst vor kurzem habe er aufgrund des Staus den Zug zu der jährlichen Orchesterfahrt verpasst.

Matei Constantin ist nicht allein. Die Bauarbeiten stellen die Geduld tausender Verkehrsteilnehmer auf eine harte Probe. Speziell am vergangenen Montag, an dem die für den Maientag geöffnete Stadtbrücke plötzlich wieder gesperrt war, war Nürtingen praktisch lahmgelegt. Mit Kommentaren wie: „Nürtingen absolutes Chaos, Stau ohne Ende. Wer da durch muss, braucht viel Zeit und gute Nerven“, oder: „Hupkonzert in der Plochinger Straße heute früh. Es geht gar nichts. . .“, äußern sich aufgewühlte Autofahrer auf Facebook. Andere wiederum flüchten sich in Galgenhumor: „Sehr geehrte Nürtinger, bitte denken Sie zur Zeit daran: Egal wie dicht der Verkehr gerade ist. Hölderlin war Dichter!“, lautet ein Post.

Auch Nebenstrecken und Schleichwege sind verstopft

Doch äußern einige Autofahrer auch Verständnis für die Sanierung des 2,2 Kilometer langen Streckenabschnitts und suchen bereits nach einer Lösung, um das Nadelöhr B 313 sowie verstopfte Neben- und Ausweichstraßen zu umgehen: „Am Montag Termin beim Arzt in der Europastraße, von Neckartailfingen kommend. Wir fahren mit dem Auto nach Bempflingen, mit der Bahn nach Nürtingen, beim Bahnhof über die Straße und schon sind wir da. Kreativität ist angesagt!“, schreibt ein findiger User auf Facebook. Doch es bleibt für die meisten umständlich in Nürtingen. Auch Anpassungen der Ampelschaltungen können die überfüllten Straßen nicht wirklich entlasten. Von Stuttgart her kommend wird es jetzt auf Höhe des Psychiatriegeländes einspurig. Die beiden Fahrspuren in der Gegenrichtung sind gesperrt, weil dort zurzeit die Asphaltdecke ausgetauscht wird. Die Stadtbrücke ist gesperrt. Zwar ist die Wörthbrücke wieder frei, doch ist das Rechtsabbiegen in Richtung Stuttgart bis auf weiteres noch nicht möglich.

Die B 313 ist mit circa 40 000 Fahrzeugen pro Tag belastet

Eine wirkliche Lösung für den Verkehrsinfarkt sieht auch Clint Metzger nicht. Der Sprecher der Stadt Nürtingen gibt zu bedenken, dass sich auf der B 313 täglich circa 37 500 Fahrzeuge pro Tag bewegen. Der Spitzenwert liegt sogar bei 55 000 Fahrzeugen. Angesichts dieser Größenordnung könne es niemanden wundern, dass Eingriffe mit Auswirkungen auf den Verkehrsfluss verbunden sind. Den Rathausmitarbeitern bleibt nicht viel mehr übrig, als auf die Notwendigkeit der Sanierung hinzuweisen, wenn gestresste Menschen anrufen, um ihrem Ärger Luft zu machen. Denn ohne die Asphaltbauarbeiten und die Instandsetzung des Entwässerungskanals, an welchem derzeit hantiert wird, wäre die Fahrbahn vermutlich nicht länger nutzbar.

Eine extra Homepage soll für Orientierung sorgen

Warum sich jetzt erst vermehrt genervte Bürger melden, kann sich Clint Metzger nicht so recht erklären. Denn die Arbeiten haben bereits am 15. April begonnen. Die Stadt nehme die Sorgen und die Kritik der Bürger aber ernst, versichert der Rathaussprecher. So sei bereits eine Homepage in Planung, um dort eigens über die Baufortschritte zu informieren.

Die meisten Bewohner Nürtingens und betroffene Pendler sehnen indessen den Oktober herbei, wenn mit Abschluss der Arbeiten endlich wieder Normalität auf den Straßen einkehrt. Bis dahin heißt es jedoch, zu den Stoßzeiten im Stau zu stehen oder wenn möglich sich auf das Fahrrad zu schwingen.