In der Affalterbacher Straße nehmen nach Meinung von Anwohnern zu viele Fahrer den Fuß zu spät vom Gas. Foto: Archiv (KS-Images.de)

Bei Messungen in der Affalterbacher Straße und der Poppenweilerstraße in Marbach gab es etliche Überschreitungen. Das Kreishaus reagiert auf diesen Befund.

Marbach - Die Empörung von Anwohnern der Affalterbacher Straße und der direkt daran anschließenden Wildermuthstraße ist groß. Die Nachbarschaft ärgert der arg holprige Fahrbahnbelag vor der Haustüre, der in Tateinheit mit darüber bretternden Lastwagen für eine mitunter den Schlaf raubende Geräuschkulisse sorge. Außerdem wird moniert, dass auf dieser Passage der Ortsdurchfahrt – abgesehen von den Engstellen an den Zebrastreifen – keine Geschwindigkeitsbegrenzung gilt und man mit 50 Sachen unterwegs sein darf. Gleichwohl sah das Landratsamt Ludwigsburg zuletzt keinen Handlungsbedarf, verwies unter anderem auf „relativ unauffällige“ Überschreitungsquoten, was das Tempo der Verkehrsteilnehmer anbelangt. Neue Nahrung könnte der Unmut der Anrainer nun aber durch eine Verkehrsüberwachung von Mittwoch, 22. September, erhalten – bei der die Werte durchaus auffällig waren.

Engmaschige Kontrollen geplant

Bei Messungen zwischen 10.25 und 12.10 Uhr an besagtem 22. September in einem der 30er-Bereiche waren von 233 Autos, Lastwagen und anderen Vehikeln 59 zu schnell unterwegs, also rund jedes vierte Fahrzeug. Das Kreishaus hebt allerdings hervor, dass sich in der Folge die Zahlen auf ein niedrigeres Niveau zubewegt hätten. Die Überschreitungsquote habe seit der Wiederaufnahme der Kontrollen nach den Sommerferien mittlerweile auf 15 Prozent gesenkt werden können, betont Pressesprecher Andreas Fritz. „Die überwiegende Anzahl der vorwerfbaren Geschwindigkeitsüberschreitungen liegt nach Abzug der eichrechtlich zu berücksichtigenden Toleranz nach wie vor hauptsächlich im unteren Verwarnungsbereich“, fügt er hinzu. Gleichwohl werde man „die Häufigkeit der Kontrollen engmaschig weiterführen, bis die Überschreitungsquote in einen vertretbaren Bereich gesenkt ist“. Die tolerierbare Zone wäre erreicht, wenn nur noch bei höchstens zehn Prozent der Fahrer die Tachonadel zu weit ausschlagen würde.

Vor allem am Schulweg wird geblitzt

Geblitzt werde in der Affalterbacher Straße vornehmlich im Bereich der Gehwegnasen, an denen Fahrer spätestens bei 30 den Fuß vom Gas nehmen müssen. „Dort queren täglich viele Schüler, überwiegend zu Schulwegzeiten“, erklärt Fritz.

Lärmaktionsplan könnte zum Ziel führen

Ob in naher Zukunft auf der ganzen Straße ein Limit von 30 eingeführt wird, wie grundsätzlich vom Gemeinderat für die gesamten Hauptverkehrsachsen in der Stadt gewünscht, steht in den Sternen. „Die Straßenverkehrsbehörden dürfen Beschränkungen des fließenden Verkehrs nur dort anordnen, wo auf Grund der besonderen örtlichen Verhältnisse eine besondere Gefahrenlage besteht, die das allgemeine Risiko übersteigt“, erläutert der Pressesprecher, um sogleich hinzufügen: „Eine erhöhte Überschreitungsrate stellt noch kein solches Risiko dar.“ Nicht auszuschließen ist allerdings, dass die Stadt über den Lärmaktionsplan ihre Ziele erreicht. Es bleibe abzuwarten, ob durch die Fortschreibung des Werks Beschränkungen in Marbach möglich werden, erklärt Fritz dazu und hält damit die Hoffnung bei Räten und Verwaltung am Leben, dass in der Affalterbacher Straße doch noch ein Tempo-30-Schild für die ganze Strecke montiert werden kann.

Büro brütet am Entwurf

Bislang liegt der Entwurf zum modifizierten Lärmaktionsplan jedoch nicht vor. Ein Fachbüro sei aber dran, und es dürfte noch in diesem Jahr Bewegung in die Sache kommen, berichtet Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling. Und eines kann er auch jetzt schon sagen, da die Unterlagen noch nicht im Rathaus eingetroffen sind: „Da werden Geschwindigkeitsreduzierungen als ein Vorschlag kommen, davon bin ich überzeugt.“

Überwachung wird deutlich ausgeweitet

Derlei Beschränkungen wurden vor einigen Jahren via Lärmaktionsplan bereits für bestimmte Abschnitte auf den Ortsdurchfahrten in den Nachtstunden verfügt. Zum Beispiel in der Poppenweilerstraße, wo von 22 bis 6 Uhr maximal Tempo 30 gestattet ist. Und auch hier hatte das Landratsamt unlängst eine Messstation aufgebaut, die ein auffälliges Ergebnis ausspuckte. Am Freitag, 24. September, von 22.05 bis 23.10 Uhr wurden von 91 Fahrzeugen 39 mit überhöhter Geschwindigkeit geblitzt. Der unrühmliche Spitzenreiter war mit 61 Sachen unterwegs und damit mehr als doppelt so schnell wie erlaubt. Als Reaktion darauf will das Landratsamt die Kontrollen nun „deutlich ausweiten“, um die Überschreitungsquote zu drücken, wie Andreas Fritz ankündigt.

Viel mehr könne auch nicht unternommen werden, betont er. Ein zweites Instrument neben den Kontrollen wären bauliche Eingriffe in den Straßenraum, die die Nutzung erschweren. Dabei müsse aber „die Widmung der Straße und ihre Funktion berücksichtigt werden, die durch solche Maßnahmen nicht beeinträchtigt werden darf. Die Möglichkeiten baulicher Maßnahmen sind daher begrenzt“, resümiert Fritz.

Weniger Auffälligkeiten in anderen Straßen

Vorgaben
Eine Radarfalle war am 22. September nicht nur in der Affalterbacher Straße, sondern von 8.25 bis 9.55 Uhr auch in der Hauptstraße in Rielingshausen postiert. Dort sind 40 Sachen erlaubt. An diese Vorgabe haben sich die meisten auch gehalten. Von 329 Fahrzeugen waren 19 zu schnell. Am eiligsten hatte es jemand, der mit 57 Kilometern pro Stunde durch den Ort brauste.

Erhöhtes Bußgeld
In der Marbacher Schillerstraße wurden am selben Tag von 6,25 bis 8.05 Uhr insgesamt 22 Temposünder gezählt. 442 Fahrzeuge hatten insgesamt den Blitzer passiert, die meisten folglich vorschriftsgemäß. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt an dieser Stelle 30. Die extremste Überschreitung leistete sich ein Fahrer, dessen Tachonadel 55 anzeigte. Das Landratsamt Ludwigsburg erwartet, dass die Zahl der Überschreitungen grundsätzlich bald zurückgehen wird – wegen der wohl zum 1. November greifenden bundesweit „spürbar erhöhten Bußgeldsätze“, erklärt Pressesprecher Andreas Fritz.