An dem Nadelöhr sollen künftig bis zu vier Spuren den Verkehr entzerren. Foto: Werner Kuhnle

Für den Ausbau des Knotenpunkts in Marbach liegen neue Pläne vor. Ziel ist, das Nadelöhr zu beseitigen und die Straße zu verbreitern. Wann wird das umgesetzt?

Marbach - Wer kann, meidet die Stelle zu den Stoßzeiten. Allen anderen ist klar: Wenn man sich mit dem Auto an der Oehlerkreuzung in Marbach vorbeischieben muss, sind Verzögerungen meist programmiert. Das Nadelöhr am Fuße des westlichen Stadteingangs kann die Verkehrsmassen schlicht nicht bewältigen. Oder wie die Studie eines Fachbüros ergeben hat: Der Knotenpunkt zwischen der Landstraße entlang des Neckars und der Straße, die hoch und hinein nach Marbach führt, ist für die Zukunft nicht mehr leistungsfähig. Genau deshalb will das Land die Kreuzung auch ausbauen, die aktuellen Planungen sind am Donnerstag im Ausschuss für Umwelt und Technik präsentiert worden.

Zwei Spuren für Rechtsabbieger

Für eine Entlastung soll vor allem die Erweiterung um eine zusätzliche Spur für Geradeausfahrer in Richtung Benningen und Bottwartal sorgen. Ungefähr 90 Meter vor der bestehenden Ampel soll der neue Fahrstreifen beginnen und etwa 150 Meter nach der Kreuzung wieder auslaufen. Außerdem haben die Planer des Ludwigsburger Ingenieurbüros KMB eine zweite einschneidende Veränderung im Visier: Von der Landstraße aus Marbach heraus in Richtung Benningen soll es fortan zwei Spuren für Rechtsabbieger geben. Beide Fahrbahnen sollen etwas mehr als 30 Meter lang sein. So der Entwurf am Ende auch umgesetzt wird, ist künftig die Rechtsabbiegespur von der Straße aus Ludwigsburg hinauf nach Marbach Geschichte. Dieses Teilstück soll zurückgebaut werden.

Stadt plädiert für Unterführung

Das bedeutet aber auch, dass die bestehende Dreiecksinsel an dieser Stelle wegfallen würde. Möglich wäre, dass Passanten und Radfahrer fortan den ganzen Knotenpunkt via neuer Mittelinsel queren. Die Stadt Marbach denkt allerdings nicht, dass diese Idee der Weisheit letzter Schluss ist. Der Ansatz falle in der Praxis durch, weil sich größere Schülergruppen, die mit dem Fahrrad unterwegs seien, beispielsweise gar nicht auf einer Mittelinsel unterbringen ließen, argumentiert die Kommune. Insofern macht man sich dafür stark, eine Unterführung zu bauen. In der Diskussion sind dabei zwei Varianten. Zum einen könnte der kleine Tunnel im Bereich der heutigen Fußgängerfurt angesiedelt werden, zum anderen auf Höhe des Rudervereins und des dortigen Biergartens. „Ich denke, ideal wäre es, die Unterführung dort zu positionieren, wo auch heute oberirdisch die Verkehrsströme rübergehen“, machte Bauamtsleiter Dieter Wanner deutlich, welche Lösung man bevorzugen würde.

Grünen-Rätin kann sich auch beides vorstellen

Wobei Barbara Eßlinger von den Grünen hervorhob, dass der Bau einer Unterführung auch eine Ergänzung zu einem Überweg über die Straße sein könne. Denn es sei nicht immer zu jeder Tageszeit prickelnd, sich in solchen Tunneln zu bewegen. Eine Entscheidung fiel in der Sache noch nicht. Eine Machbarkeitsstudie soll in einem nächsten Schritt klären, inwieweit eine Unterführung überhaupt funktionieren würde und ob vor allem mögliche Überflutungsgefahren dem Vorhaben nicht einen Strich durch die Rechnung machen könnten.

Parkplätze würden wegfallen

Sicher ist derweil schon, dass der Ausbau der Kreuzung mit einem erweiterten Platzbedarf einherginge. Die Ludwigsburger Straße entlang des Neckars (die L 1100), müsste auf einer Länge von insgesamt grob 500 Metern um 3,50 bis 7 Meter verbreitert werden, bei der Bottwartalstraße aus Marbach heraus wären es wegen der zweiten Abbiegespur nach rechts maximal 3,50 Meter auf einer Baulänge von – mit allem drum und dran – circa 75 Meter. Leidtragende wären unter anderem die Skater, da ein Eingriff auf dem Gelände ihrer Bahn erforderlich wäre. In welchem Umfang genau müsse in detaillierteren Planungen abgeklärt werden, sagte Thomas Herdter vom Büro KMB. Zur Wahrheit gehöre ebenfalls, dass auch ein Teil der Parkplatz-Fläche zwischen der L 1100 und dem Neckar für die neue Spur geopfert werden müsste. „Es sind dann deutlich weniger Stellflächen möglich als im Bestand“, sagte Herdter.

Arbeiten dauern wohl ein Jahr

Bis es so weit ist, wird aber noch viel Zeit vergehen. Zunächst muss die Stadt auf dem Areal Baurecht herstellen. Von da an müsse man noch rund eineinhalb Jahre einkalkulieren, bis die Bagger anrücken, erklärte Miriam Höfig vom Regierungspräsidium Stuttgart. Schließlich müsse man sich um die Ausführungsplanung kümmern und auch die Ausschreibung vorbereiten. Die Arbeiten selbst würden etwa ein Jahr in Anspruch nehmen. Höfig machte allerdings auch keinen Hehl daraus, dass dadurch nicht alle Problemstellen auf dem Weg von Marbach ins Bottwartal beseitigt wären. Denn eine wirkliche Entlastung erreiche man nur im Zusammenspiel mit den Knotenpunkten am Abzweig nach Benningen und im Bereich der Bergkelterkreuzung, wo ebenfalls nachjustiert werden müsste. „Es bringt für die Leistungsfähigkeit nichts, wenn man nicht alle Knotenpunkte anschaut, beziehungsweise verändert“, erklärte Höfig.

Die Planungen segnete der Ausschuss letztlich bei einer Enthaltung von Barbara Eßlinger und einer Gegenstimme von Hendrik Lüdke von Puls ab, der meinte, dass eine Verbesserung des Verkehrsflusses nur noch mehr Autos anziehe.