Die Stadt wollte in der Ludwigsburger Oststadt – hier die Schumannstraße- Geld fürs Parken kassieren. Das stößt auf wenig Gegenliebe. Foto: factum/Simon Granville

Ein erweitertes Parkraumkonzept für Ludwigsburgs Oststadt? Diesen Plan der Stadtverwaltung finden viele Stadträte überambitioniert und bremsen. Ein Konzept soll es erst mal nicht geben. Aber immerhin Gespräche mit Anwohnern und Vereinen.

Ludwigsburg - In der Oststadt einen Parkplatz zu finden, das ist je nach Wochentag und Uhrzeit Glückssache. Das muss besser gesteuert werden, findet die Stadt, und wollte ein Konzept zur erweiterten Parkraumbewirtschaftung austüfteln – zwischen Stuttgarter Straße und Oststraße kostet das Parken ja bereits. „Es gibt Verdrängungseffekte, und uns erreichen auch einzelne Klagen aus der Bürgerschaft. Wir wollen nicht erst kommen, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist“, begründete Bürgermeister Michael Ilk im Ausschuss für Mobilität, Technik und Umwelt. Im Hinterkopf haben die Planer dabei auch das künftige verkehrsreduzierte Wohnquartier Fuchshof, das voraussichtlich zur Folge hat, dass sich der Parksuchverkehr noch stärker in Neben- und Anwohnerstraßen verlagert.

Notwendig oder indiskutabel?

Das Gebiet, in dem Parkende zur Kasse gebeten werden könnten – die so genannte „rote Zone“ – , liegt nach Vorstellung der Stadtverwaltung zwischen Ost-/Neckarstraße im Westen, Gämsenbergstraße im Norden, Waliser-, Comburg-, Friesen- und Niedersachsenstraße im Osten und Stettiner-/Friedrichstraße im Süden. Auch eine weitere Ausdehnung Richtung Oßweil bis zur Neckarweihinger Straße und nach Süden Richtung Aldinger Straße, Marderweg und Erlenweg könnte angedacht werden, findet der Fachbereich Nachhaltige Mobilität. Diese Ausdehnung läuft unter dem Stichwort „grüne Zone“. Der Plan, so Michael Ilk: „Wir holen uns von Ihnen den Prüfauftrag ab und schauen uns die Situation genauer an.“ Entscheiden müsse danach der Gemeinderat.

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Indes: Der Vorstoß aus dem Rathaus stieß bei den Stadträten auf wenig Gegenliebe. „Die rote Zone ist uns deutlich zu groß und die grüne Zone indiskutabel“, befand Armin Klotz (CDU). Zudem brächten Parkgebühren Sporttreibende in Nöte. Für den Trainings- und den Wettkampfbetrieb brauche es um die Sportstätten herum kostenlose Parkplätze, „sonst treten wir das Ehrenamt mit den Füßen“. Nathanael Maier (SPD) sagte, seine Fraktion sehe derzeit keine Notwendigkeit für mehr Parkraumbewirtschaftung. „Solche detaillierten Planungen gehen uns deutlich zu weit.“ Zudem fehle es der Stadt an Personal, und sie müsse sparen, also könnten die Parksünder nicht hinreichend kontrolliert werden. Andreas Rothacker (FW) fand, erst einmal müsse klar sein, wie sich das Gebiet Fuchshof entwickle. „Und die Sportler haben oft jetzt schon keine Parkplätze und parken bis nach Oßweil.“

Die Stadt soll erst mal ein Stimmungsbild einholen

Einzig die Grünen befürworteten den Vorstoß der Stadt. Im Schlösslesfeld beispielsweise, wo es ohnehin sehr eng zugehe und am Wochenende auch noch Unternehmen und Lieferservices ihre Fahrzeuge abstellten, sei der Bedarf, den Parkraum zu regeln, sehr groß, sagte Silke Gericke. Die „grüne Zone“ solle der Gerechtigkeit halber gleich mit einbezogen werden. Stefanie Knecht (FDP) warnte, man dringe in eine sensible Zone ein. In dem bereits mit Zahl-Parkplätzen ausgestatteten Bereich, „wo große Arbeitgeber wie das Krankenhaus oder das Landratsamt sind, haben wir schon viel erreicht“. In den jetzt geplanten Gebieten sehe das anders aus, und es dürfe nicht der Eindruck erweckt werden, „dass die Bürger, salopp gesagt, abgeschöpft werden“.

Michael Ilk, der die Felle für die Parkraumbewirtschaftung wohl schon davonschwimmen sah, warb dafür, „nicht ganz ohne Beschluss aus der Sitzung zu gehen“. Gesagt, getan. Die Räte beschlossen allerdings nicht den Vorschlag der Verwaltung, sondern einen Antrag der FDP. Er besagt, dass die Stadt erst einmal mit den Vertretern der Stadtteilausschüsse, den Vereinen und den Bürgern sprechen und ein Stimmungsbild einholen soll. Ein konkretes Konzept für Parkgebühren in der ganzen Oststadt ist erst mal nicht gewünscht. „Wir wollen die Verwaltung doch entlasten“, meinte Armin Klotz.

Myliusstraße: Kurzzeitparkplätze bleiben erhalten

Das Parken beschäftigte den Ausschuss ein zweites Mal: Die Grünen hatten beantragt, die Kurzzeitparkplätze in der Myliusstraße umzuwandeln, die Lieferzone und die Behindertenparkplätze hingegen zu erhalten und bei Bedarf zu erweitern. Das Chaos durch Parksuchverkehr und Wendemanöver sei groß – und die Zahl der Busse, die wegen blockierender Autos nicht aneinander vorbeikämen, ebenfalls, begründete Christine Knoß den Vorstoß. Die SPD und Linke schlossen sich an, CDU, FW und FDP können sich einen Verzicht auf das knappe Dutzend Parkplätze nicht vorstellen: Bei Stimmengleichheit wurde der Antrag abgelehnt.

Die Probleme mit dem Parksuch-Chaos und den Busstaus sollen aber in die Planungen für die Ludwigsburger Schnellbusse einfließen, verkündete Matthias Knobloch, Chef des Fachbereichs Nachhaltige Mobilität.