Dort, wo bis vor Kurzem Parkplätze waren, verläuft nun der Pop-up-Radweg. Foto: Alexandra Kratz

In der Diskussion um die neuen Radspuren hat sich nun auch die Zukunftswerkstatt zu Wort gemeldet. Die Initiative setzt sich für eine Stadtteilverschönerung ein und ist mit der aktuellen Situation auf der Böblinger Straße ganz und gar nicht zufrieden.

So hat sich Alexander Haberer die Sache nicht vorgestellt. Er ist eine der treibenden Kräfte in der Zukunftswerkstatt Kaltental. Die Initiative hat sich bereits 2015 gegründet und bringt sich aktuell in die Debatten im Rahmen der Stadtteilsanierung ein. Ein Knackpunkt ist die Böblinger Straße. Dort gibt es seit Kurzem in beiden Richtungen zwischen den Stadtbahnhaltestellen Kaltental und Waldeck einen Pop-up-Radwege. Die neuen Spuren wurden lediglich markiert, und zwar dort, wo zuvor Parkplätze waren – um die 100 sind weggefallen. Das mag ein Grund sein, warum die Radwege häufig zugeparkt sind.

Das hat zu scharfer Kritik seitens der Radfahrenden geführt. Und auch Alexander Haberer sagt: „Hinsichtlich der aktuellen Situation bin ich sehr unzufrieden.“ Ihm geht es dabei nicht um zugeparkte Radwege, sondern darum, dass der in der Bürgerbeteiligung gefundene Kompromiss nicht umgesetzt worden sei. Und das, obwohl der Gemeinderat diesen mehrheitlich beschlossen habe. „Entgegen dem Auftrag der beschließenden Gremien hat die Verwaltung den Pop-up-Radweg ohne Pulk-Start-Lösung umgesetzt“, kritisiert Alexander Haberer.

Wann kommt die Verschönerung der Böblinger Straße?

Ein Pulk-Start bedeutet, dass die Radfahrer an einer Ampel zuerst Grün bekommen und so die Fahrbahn kurze Zeit für sich haben, bevor die Autos folgen. Auf diese Weise könnten unmittelbar nach der Ampel einige Parkplätze erhalten werden, der Radweg könnte später anfangen. An der Haltestelle Waldeck bergauf gibt es einen solchen Pulk-Start bereits, er sollte jedoch ausgebaut werden. An der Haltestelle Kaltental bergab gibt es bisher keinen Pulk-Start.

Mit den nun markierten Pop-up-Radwegen habe man Fakten geschaffen, ohne dass die Nachteile für Anwohner ausgeglichen worden seien. Zudem würden die neuen Spuren die Ziele des Sanierungsgebiets konterkarieren, die Zukunftswerkstatt befürchtet, dass weitere Verschönerungsmaßnahmen auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben werden. „Wir wollten die Betonwüste auf der Böblinger Straße aufbrechen. Jetzt haben wir sie neu geteert“, sagt Alexander Haberer. Zudem befürchtet er, dass Fußgänger die Gleise illegal überqueren, um zu ihrem Auto zu kommen, wenn sie in Ermangelung eines Parkplatzes auf der eigenen Straßenseite auf der anderen Straßenseite parken müssen.

Pulk-Start-Lösung werde noch geprüft

Auch Raiko Grieb, der Bezirksvorsteher im Stuttgarter Süden, hatte eine ernsthafte Prüfung der Pulk-Start-Lösungen immer wieder angemahnt. Die Pressestelle der Stadt erklärt auf Nachfrage: „Derzeit prüft die Verwaltung ob dies möglich ist.“ Dies brauche noch Zeit. Fest steht aber bereits, dass auf dem Grundstück Böblinger Straße 447/1 alternativen Parkplätze ausgewiesen werden. Bezüglich der zugeparkten neuen Pop-up-Radwege ergänzt die Pressestelle: Eine bauliche Trennung der neuen Radspuren von der Fahrbahn werde es zunächst nicht geben. Das Ziel sei es, mit einfachen Mitteln, also Markierungen, rasch eine gute Lösung zu finden. Jedoch werde künftig die Verkehrsüberwachung verstärkt an der Böblinger Straße unterwegs sein.