Falschfahrer im Elsental: Derzeit sparen sich viele Autofahrer den Schlenker um die Verkehrsinsel. Foto: Alexandra Kratz

Der Busstopp und der schlechte Straßenbelag sind die Gründe für das neue Tempolimit.

Stuttgart-Vaihingen - Sigrid Beckmann kämpft seit Jahren dafür, dass auf der Straße Im Elsental zwischen Kaltental und Dachswald Tempo 30 angeordnet wird. Doch immer wieder hatte die Vorsitzende des Bürgervereins Dachswald von der Stadtverwaltung eine klare Absage erhalten. Das sei nicht machbar, weil es sich bei der Straße um eine Verbindung zwischen zwei Stadtteilen handle, so die Begründung.

Doch nun ist das Unmögliche doch möglich. Seit Kurzem gilt in dem Abschnitt zwischen der Jugendfarm Elsental und dem Schotter-Parkstreifen am oberen Ende der Straße, das maximal 30 Stundenkilometer gefahren werden darf. Sebastian Lübbe von der Bauabteilung Mitte hält das für sinnvoll. Das Ordnungsamt habe das Tiefbauamt vor einiger Zeit um eine Stellungnahme zu diesem Thema gebeten. „Wir haben deutlich gemacht, dass wir Tempo 30 befürworten“, sagt Lübbe. Die Straße sei eng und kurvenreich, die Gehwege seien sehr schmal. Hinzu komme der schlechte Zustand der Fahrbahn.

Ein wichtiger Grund sei aber auch die neue Bushaltestelle vor der Jugendfarm Elsental gewesen. Schließlich sei damit zu rechnen, dass dort künftig Kinder ein- und aussteigen. „Zudem haben wir bei den Bauarbeiten gemerkt, dass sich viele Autofahrer nicht an das vorgeschriebene Tempolimit halten“, sagt Lübbe. Dahinter steckt die Hoffnung, dass nun, da Tempo 30 angeordnet ist, die Autofahrer zumindest nicht schneller als 50 fahren. Nicht zuletzt gehe es darum, die Strecke für den Schleichverkehr unattraktiv zu machen.

Die Autofahrer halten sich nicht an das Tempolimit

Bernd Eichenauer, der Leiter der Dienststelle Verkehrsregelung und -management sieht es genauso. Das Tempolimit sei schon seit Längerem angeordnet gewesen, sagt der Mann vom Ordnungsamt. Als er neulich bei einer Kontrollfahrt feststellen musste, dass die Schilder noch immer nicht stehen, habe er Druck gemacht. Darüber freut sich auch Roswitha Blind. Die Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion macht sich schon seit Jahren für die Ausweitung von Tempo-30-Strecken stark und hat schon viele Anträge zu diesem Thema geschrieben „Ich bin froh, dass diese Arbeit so langsam fruchtet“, sagt Blind.

Für Beckmann ist das neue Tempolimit ein „Schritt in die richtige Richtung“. Der Bürgerverein sei froh, dass er das habe erreichen können. Doch damit das ganze Wohngebiet sicherer werde, müsse das Tempolimit nicht nur auf das gesamte Elsental, sondern auch auf den Dachswald- und den Knappenweg ausgeweitet werden. Dort gilt bisher noch Tempo 40. Beckmann begründet ihre Forderung damit, dass die Gehwege teils extrem schmal seien und dass die Strecke ausgewiesener Schulweg sei. Zudem fordert sie Geschwindigkeitskontrollen. Denn die neuen Tempo-30-Schilder im Elsental würden niemanden nützen, wenn die Einhaltung der Geschwindigkeit nicht kontrolliert werde.

Bernd Eichenauer sieht eine Ausweitung der Tempo-30-Strecke kritisch. Denn im Dachswald seien auch Busse unterwegs. Wenn im gesamten Stadtteil Tempo 30 ausgewiesen werde, bringe das die Fahrpläne völlig durcheinander. Eichenauer vermutet, dass das bei den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) auf Widerstand stößt. Bezüglich einer Ausweitung der Kontrollen im Elsental macht der Mann vom Ordnungsamt den Menschen im Dachswald jedoch Hoffnung. Denn Eichenauer ist selbst viel auf der Strecke unterwegs und verspricht, „die Sache im Auge zu behalten“.

„Vielen Menschen ist ihr Auto eben doch sehr wichtig“

Derweil sind die Arbeiten an der Bushaltestelle im Elsental wegen des erneuten Wintereinbruchs ins Stocken geraten. Lübbe hofft, dass die Baustelle bis Ostern abgeschlossen ist. Das hänge jedoch vom Wetter und von der Kapazität der Baufirmen ab. „Wir haben bei dem beauftragten Unternehmen aber deutlich gemacht, dass uns diese Baustelle wichtig ist“, sagt Lübbe. Ein Grund dafür ist, dass derzeit viele Autofahrer, die vom Dachswald nach Kaltental fahren, im Bereich der neuen Bushaltestelle als Falschfahrer unterwegs sind. Sie sparen sich den Schlenker um die Verkehrsinsel.

Lübbe und Eichenauer finden das zwar alles andere als in Ordnung. Doch beide hoffen, dass sich die Situation normalisiert, sobald die Baustelle verschwunden ist. Denn derzeit fehlt nicht nur die Fahrbahnmarkierung, sondern auch die abschließende Asphaltschicht vor der künftigen Bushaltestelle. Die Folge ist, dass es im Baustellenbereich noch ein wenig holpert. „Vielen Menschen ist ihr Auto eben doch sehr wichtig“, sagt Lübbe.

Doch Lübbe und Eichenauer betonen auch, dass spätestens wenn sich die Zahl der Falschfahrer auch nach Abschluss der Baustelle nicht reduziert, Handlungsbedarf besteht. „Gegebenenfalls muss sich unsere Planungsabteilung noch einmal mit dem Straßenabschnitt beschäftigen“, sagt Lübbe. Eichenauer warnt, dass wenn das Ordnungsamt einen Falschfahrer erwische, sich dieser die Strecke dann drei Monate lang als Fußgänger ansehen könne.