Füßgänger sollen für die Überquerung der Burgstraße gut 150 Meter gen Osten ausweichen. Foto: Patricia Sigerist

Verkehrsschilder haben an manchen Stellen in Fellbach nicht ganz jene Steuerungsfunktion, die man ihnen eigentlich zuschreibt. Derzeit öfter zu beobachten ist der lässige Umgang mit Vorschriften am sogenannten Satyr-Kreisel.

Fellbach - Verkehrsschilder haben an manchen Stellen in Fellbach nicht ganz jene Steuerungsfunktion, die man ihnen eigentlich zuschreibt. Derzeit öfter zu beobachten ist der lässige Umgang mit Vorschriften am sogenannten Satyr-Kreisel. Das ist der Kreisverkehr an der Kreuzung Vordere Straße, Burgstraße, Kappelbergstraße und Rommelshauser Straße, in dessen Mitte der vom Bildhauer Karl Ulrich Nuss erschaffene kleine Weingeist von seinem Podest das Geschehen beobachtet.

Und da ist eine ganze Menge los. Denn der Kreisel befindet sich mittendrin in der Baustelle der Stadtwerke, die noch einige Wochen die Versorgungsleitungen erneuern. Aktuell ist die nördliche Hälfte des Kreisels wegen der Arbeiten gesperrt. Der Verkehr wird um die Südhälfte des Kreisels geleitet. Per Ampelregelung darf deshalb abwechselnd mal der aus Westen (Burgstraße) oder Osten (Rommelshauser Straße) kommende Verkehr passieren.

Ein Schild verweist die Fußgänger auf die Alternative an der Ampel in der Rommelshauser Straße

Eben an jenem Kappelbergkreisel, wie ihn das Ordnungsamt bezeichnet, befinden sich zwei Fußgängerüberwege. Doch die beiden Zebrastreifen sind ebenfalls gesperrt. Ein Schild verweist die Fußgänger per Pfeil auf die Alternative an der Ampel in der Rommelshauser Straße. Diese befindet sich allerdings knapp 200 Meter weiter östlich auf Höhe der Seiden- beziehungsweise Stettener Straße. „Eine gefährliche Regelung“, diagnostizierte kürzlich CDU-Vertreter Herbert Aldinger im Gemeinderat. Er wohnt selbst in der Rommelshauser Straße und kennt die Verhältnisse somit aus eigener täglicher Anschauung.

Den Umweg gen Osten mache doch kein Mensch, sagt er. „Da läuft doch keiner insgesamt 300 Meter hin und zurück.“ Vielmehr missachten, wie auch andere Anwohner dort schon bemerkt haben, nahezu alle Fußgänger die Vorgabe: Sie weichen eben einfach ein paar Meter aus, um dann die Straße ohne Überquerungshilfe zu passieren. Aldinger empfiehlt, doch noch einen Überweg zu errichten – der Sicherheit der Kinder wegen.

Die Durchfahrtsmenge an Autos sowie die dafür notwendige Zeit für jede Fahrtrichtung sei genau kalkuliert

Fellbachs Ordnungsamtsleiter Peter Bigalk will allerdings die Fußgänger weiter auf den Umweg schicken. Das gehe gar nicht anders, wegen der Ampelregelung. Die Durchfahrtsmenge an Autos sowie die dafür notwendige Zeit für jede Fahrtrichtung sei genau kalkuliert. Ein Überweg mittendrin würde für Verzögerungen sorgen, „weil die Fahrer wegen den Fußgängern halten müssten – und dann fahren die auf der anderen Seite schon los, plötzlich stehen sich beide gegenüber – und kommen nicht aneinander vorbei.“

Für den überschaubaren Zeitraum von zwei bis drei Wochen habe man sich eben entschlossen, „in den sauren Apfel zu beißen“. Gerade wegen der Kinder hält der Ordnungsamtsleiter an der Empfehlung fest, die Rommelshauser Straße an der Stettener Straße zu überqueren.

Verkehrszeichen ignorierende Zeitgenossen gibt es aber nicht nur unter Fußgängern – sondern auch unter Autofahrern. Das zeigt sich bei einer kurzen Beobachtung am Dienstagabend: Binnen 30 Sekunden steuern gleich zwei Autofahrer von Süden, also aus der Kappelbergstraße kommend, in den Kreisverkehr. Das allerdings ist untersagt, wie das Schild „Einfahrt verboten“ unmissverständlich anzeigt. Die Fahrer wollten sich offenkundig den Umweg etwa am Haus am Kappelberg entlang sparen, vermutet Aldinger.

Auch er selbst habe Autofahrer beobachtet, die sich dort oben keinen Deut um Vorschriften scheren. „Das Ordnungsamt hat schon Mitarbeiter abgestellt, die kontrolliert und Strafzettel verteilt haben“, weiß Aldinger. Das sei auch nötig: „Einmal ist einer am Kreisel eingebogen, und von Rommelshausen her ist ein anderer regulär an seiner grünen Ampel gestartet – das hat Minuten gedauert, bis die auf der einen Spur aneinander vorbei waren.“ Kontrollen gebe es durchaus, bestätigt Bigalk. „Allerdings können wir ja nicht 24 Stunden überwachen“, schränkt der Amtsleiter ein.

Bis zum 9. Juni wird es noch dauern, ehe die Umgestaltung abgeschlossen ist und die Sperrung des Kappelbergkreisels und der Zebrastreifen aufgehoben werden kann. „Mit der Baustelle an der Vorderen Straße liegen wir gut im Zeitplan“, erläutert Gerhard Ammon, Geschäftsführer der Stadtwerke Fellbach, auf Nachfrage. Demnächst werde der südliche Bereich des Kreisels in Angriff genommen , sodass der Verkehr auf der Nordseite um den Kreisel gelenkt werde. Allerdings sei der Radius zu klein, sodass der Bus dort noch nicht fahren könne.