Auf dem Schelmenwasenring gehören Staus der Vergangenheit an. Dafür gibt es mehrere Gründe. Foto: dpa/Patrick Seeger

Die Staus im Gewerbegebiet Fasanenhof sind passé. Die Stuttgarter Verkehrsplaner beobachten die weiteren Entwicklungen dennoch genau und sehen mehrere Optionen für die Zukunft.

Seit dem 20. März ist die Homeoffice-Pflicht aufgehoben. Viele Arbeitgeber rufen nun ihre Beschäftigten zumindest für einige Tage in der Woche wieder zurück in die Büros, auf den Straßen wird es wieder voller.

 

Vor der Coronapandemie war der Schelmenwasenring auf dem Fasanenhof ein kritischer Punkt. Dort kam es vor allem im Feierabendverkehr oft zu langen Staus. Denn der einzige Weg in beziehungsweise aus dem Gewerbegebiet führte durch einen Kreisverkehr, und dieser verstopfte regelmäßig. Die Stadt reagierte auf die zahlreichen Beschwerden zunächst mit einer Ampellösung. Dies führte aber zu einem potenziell gefährlichen Rückstau auf der B 27.

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Der nächste Schritt war dann im Spätherbst 2019 ein provisorischer Umbau des Kreisverkehrs. Seitdem können Autofahrer von der B 27 kommend nicht mehr direkt durch den Kreisel in Richtung Fasanenhof fahren. Sie müssen einen Umweg durch das Gewerbegebiet nehmen. Diese Verkehrsführung hat bis heute Bestand. Und Staus auf dem Einbahnstraßenring gehören mittlerweile der Vergangenheit an.

Verkehrsversuch dauert mindestens bis Ende 2022

Das hat aber freilich mehrere Gründe. „Die Verkehrssituation im Bereich Schelmenwasen hat sich in den Jahren 2020 und 2021 gegenüber den vorherigen Jahren deutlich verbessert“, antwortet die Stadt auf eine Presseanfrage unserer Zeitung. Dies liege einerseits an der geänderten Verkehrsführung, andererseits an der reduzierten Mobilität aufgrund der Coronakrise. Seit Ende 2021 spiele zudem die Verlängerung der U6 bis zum Flughafen eine Rolle.

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Weil die Pandemie dazwischenkam, wird der Verkehrsversuch mindestens bis Ende 2022 fortgeführt. Erst dann wird entschieden, wie es am Schelmenwasenring weitergeht. „Seitens der Stadtverwaltung wird aber eher die Überführung des Verkehrsversuchs in eine Umgestaltung angestrebt, bei der wieder eine direkte Fahrbeziehung von der B 27 in Richtung Wohngebiet Fasanenhof möglich ist“, erklärt die Pressestelle nach Rücksprache mit den Verkehrsplanern.

Für die Stuttgarter Verkehrsplaner gibt es mehrere Optionen

Fakt ist: Der Schelmenwasen bleibt ein Thema für die Stuttgarter Verkehrsplaner. Einerseits sei die 2019 beschlossene Umgestaltung der Schelmenwasenstraße mit Verbesserungen für den Fuß- und Radverkehr noch nicht umgesetzt. Vorgesehen sind durchgängig Radfahrstreifen und breitere Bürgersteige für Fußgänger; zudem sogenannte Gehwegnasen und Zebrastreifen, damit sie die Straße sicherer queren können. Doch das hat seinen Preis – in Form von Parkplätzen, die wegfallen würden.

Andererseits gebe es nach wie vor eine Option, den Knotenpunkt an der Schelmenwasenstraße/Heigelinstraße/Kurt-Schumacher-Straße entweder zu einer von einer Ampel geregelten Kreuzung oder zu einem teilweise zweistreifigen Kreisverkehr umzugestalten. Das Stadtplanungsamt hat diese Möglichkeiten bereits untersucht. So könnte die Kapazität des Knotenpunkts noch einmal deutlich erweitert werden. Aber diese Lösung würde viel Zeit in Anspruch nehmen. Denn die Stadt müsste dazu erst das entsprechende Planrecht schaffen und Flächen der anliegenden Gewerbebetriebe kaufen.

Zudem gelte es, die volle Wirkung der U6 abzuwarten, die erst mit Inbetriebnahme von Stuttgart 21 und dem neuen Flughafenbahnhofs erreicht werde. „Sofern sich das veränderte Verkehrsverhalten aufgrund Corona verstetigt und auch das verbesserte ÖPNV-Angebot dauerhaft zu einer Reduzierung der Verkehrsbelastung führt, wäre prinzipiell auch eine Rückkehr zum einstreifigen Kreisverkehr denkbar“, heißt es in der Antwort der Pressestelle.

Die Erfahrungen der EnBW

Dass es am Kreisverkehr auf dem Fasanenhof derzeit rund läuft, haben auch die Mitarbeitenden der EnBW beobachten können. Der Energiekonzern hat in dem Gewerbegebiet einen großen Bürokomplex. „Zur Entspannung hat aus unserer Sicht in erster Linie die Corona-Situation geführt. Der Umbau des Kreisels, das konnte man schon vor Corona beobachten, hat ebenfalls dazu geführt, dass der abendliche Stau auf der Heimfahrt zumindest kürzer wurde“, sagt der Pressesprecher Hans-Jörg Groscurth.

Der Ausbau der Bus- und Bahnverbindungen falle da weniger ins Gewicht, sagt der Pressesprecher. Denn der ÖPNV-Anschluss sei schon vor der Verlängerung der U6 sehr gut gewesen, sagt Groscurth. Die EnBW fördere nach wie vor die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Es gebe ein Jobticket und Leasing-Diensträder. Konzernweit, also nicht nur bezogen auf den Standort Fasanenhof, nutzten 3285 Mitarbeitende das Leasingangebot für Fahrräder und 423 Mitarbeitende das Jobticket, wobei die letztere Zahl aufgrund von Corona und Homeoffice gesunken sei.